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Odertal: Wasserbüffel gegen Wildwuchs

Ihre Vorfahren stammen aus Indien – jetzt sollen die Tiere an der Oder grasen und als natürliche Landschaftspfleger den flachen Bewuchs erhalten

Gartz – Der Brötchen-Trick funktioniert auch bei Wasserbüffeln. Sobald der Landwirt Wolfgang Dehnert auf einer abgelegenen Fläche in der Nähe der kleinen Stadt Gartz an der Oder mit einer prall gefüllten Plastiktüte winkt, setzen sich die etwas träge wirkenden Tiere in Bewegung. Sie fauchen, blasen Luft durch die Nase und beißen schließlich zu. Im Handumdrehen vertilgen die Rinder ein leckeres Brötchen nach dem anderen. „Sie sind wohl so aufgewachsen“, erklärt der 55-Jährige die erstaunliche Zutraulichkeit. „Meine Kollegen in der Nähe von Bremen und von Fulda haben sich offensichtlich sehr um die Büffel gekümmert. Doch beide mussten die Haltung aufgeben und die Tiere zum Verkauf anbieten.“ Dehnert kaufte sie zum Preis von 4 000 Euro für den Bullen und 2 000 Euro für eine Büffelkuh. Nun sollen sie im Nationalpark Unteres Odertal als natürliche Landschaftspfleger den flachen Bewuchs erhalten und so das Entstehen eines Waldes in Flussnähe verhindern.

Schon aus diesem Grund will Dehnert künftig keine Brötchen mehr verabreichen. „Das war nur zur Demonstration“, sagt er. „Sie sehen ja, dass die Tiere selbst vor Brennnesseln nicht zurückschrecken. Die fressen im Unterschied zu den heimischen Rindern wirklich alles.“ Nicht nur dieser Vorzug hat zur Anschaffung der vorerst 20 Tiere geführt, die ursprünglich von indischen Wasserbüffeln abstammen. Sie kommen auch sehr gut mit feuchtem Untergrund zurecht, der gerade an der Oder durch die Hochwasser sehr häufig vorkommt. Allerdings grenzen Elektrozäune die rund zwölf Hektar große Weide ab. „Wasserbüffel sind trotz ihres Gewichtes von bis zu einer Tonne hervorragende Schwimmer“, erklärt Dehnert. „Sie würden sonst in die Oder laufen und ans andere Ufer schwimmen – auf Nimmerwiedersehen.“

Das Büffel-Projekt wird vom Förderverein des Nationalparks vor allem durch die Verpachtung von Flächen unterstützt. „Wir wollen die Tiere nicht auswildern oder als Ersatz für die schon sehr lange ausgestorbene Wildform halten“, sagt der Vereinsvorsitzende Thomas Berg. „Wir wollen die Landschaft freihalten, um hier Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen zu bieten. Ob das mit Wasserbüffeln besser als mit herkömmlichen Rindern klappt, wird sich zeigen.“

Landwirt Dehnert könnte sich auch vorstellen, Büffelfleisch künftig zu vermarkten. Er selbst ist gelernter Fleischer und kennt die Vorzüge des grobfaserigen Fleisches der das ganze Jahr über an frischer Luft lebenden Tiere. Das Angebot „Fleisch aus dem Nationalpark“ würde bestimmt auf Interesse stoßen, meint der Landwirt.

In Brandenburg weiden Wasserbüffel bereits am Rande der Stadt Jüterbog, wo die Tiere vor allem zur Produktion von Mozzarella genutzt werden, sowie auf einer Fläche an der Spree in der Nähe von Cottbus. Auch hier sollen sie die Flusslandschaft möglichst freifressen. Auf den ehemaligen Rieselfeldern am nördlichen Berliner Stadtrand bei Buch fressen Wildpferde und schottische Hochlandrinder Pflanzen aller Art und verhindern so ein Wachstum von Bäumen und Sträuchern.

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