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Polnische Grenze: Grenzregerion wirbt um Berliner Kunden

Geschäfte an der polnischen Grenze werben jetzt auch in Berlin um Kunden – mit niedrigen Preisen und Sonntagsöffnung.

Berlin/Küstrin - Die Botschaft klingt verlockend: „Da lacht die Urlaubskasse“ steht auf dem Prospekt, der derzeit in vielen Berliner Briefkästen landet. Da werden Süßigkeiten, Kaffee, Parfüm und Alkohol angepriesen, die erheblich billiger sind als im Supermarkt um die Ecke und die es obendrein auch sonntags zu kaufen gibt. Doch die Tücke steckt wie so oft im Detail. Der Laden, so ist einer Anfahrtskizze zu entnehmen, befindet sich kurz hinter der deutsch-polnischen Grenze, anderthalb Autostunden östlich Berlins.

Die Werbung scheint ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Auf dem Parkplatz vor dem Geschäft mit dem Namen „Travel Free Shop“ in Küstrin stehen zwar vorwiegend Autos aus dem angrenzenden Landkreis Märkisch-Oderland, doch neben McDonald’s und in Sichtweite zweier Tankstellen parken nicht wenige Fahrzeuge mit dem B auf dem Kennzeichen. „Sie werden lachen“, sagt eine ältere Frau aus Berlin. „Ich will hier Weihnachtsgeschenke kaufen.“ Sie kenne den Laden schon von einem Besuch vor zwei Wochen und sei nun mit zwei Bekannten und einem langen Einkaufszettel wiedergekommen. Andere Kunden erzählen, dass sie den Einkaufsbummel an ihren „normalen Polen-Ausflug mit Zigarettenkauf und Tanken“ angehängt hätten.

Im Innern des hellen Geschäfts sind alle Waren sowohl in Zloty als auch in Euro ausgepreist. Das Personal spricht Deutsch, ein Wachmann ist ständig präsent, der die Flächen mit den Aktionsartikeln einer deutschen Kaffeerösterei nicht aus den Augen lässt. Hinter dem Geschäft steht eine Firma aus Hamburg, die unter anderem weltweit an 47 Flughäfen Duty-Free-Geschäfte betreibt. „Wir verkaufen in den beiden polnischen Grenzstädten genau wie im benachbarten Tschechien vor allem Reiseartikel“, sagt eine Unternehmenssprecherin. „Bei allen angebotenen Artikeln handelt es sich um Originalwaren von einwandfreier Qualität.“ Für die niedrigeren Preise gebe es mehrere Gründe. In Polen werde beispielsweise keine Steuer auf Kaffee erhoben, und die für Schnaps ist niedriger als in Deutschland. Ansonsten funktioniert das Geschäft nach Discounter-Prinzip: Dank der Abnahme von sehr großen Mengen kann die Firma bei den Herstellern Rabatte aushandeln.

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg sieht dieses Geschäftsmodell mit einiger Sorge. Schon jetzt haben es deutsche Einzelhändler in der Grenzregion nicht leicht wegen der Konkurrenz der polnischen Märkte. Gelassen reagiert die Industrie- und Handelskammer auf die Angebote aus den polnischen Grenzstädten. „Es kann jeder werben, wie er will“, sagt IHK-Sprecher Holger Lunau. „Ich glaube aber kaum, dass es durch die beiden Geschäfte zu einem nennenswerten Kaufkraftabfluss aus Berlin kommt.“ Die Einnahmen fließen aber nicht nur in Richtung Polen. So mancher deutsche Discounter macht gute Geschäft im Nachbarland, wie ein Blick in einen Supermarkt in Küstrin zeigt. Hier werden hauptsächlich polnische Waren angeboten, die alle Preisschilder mit Zloty-Aufdrucken tragen. Eine Kundin fällt auf, weil sie ständig mit dem Handy hantiert – eine Deutsche auf Discounter-Schnäppchentour. „Ich rechne alle Preise durch vier und wähle dann die billigeren Waren aus“, sagt die Frau aus einem Dorf an der Grenze, die in dem Supermarkt übrigens auch in Euro bezahlen kann.

Den umgekehrten Service bietet der Supermarkt in Schwedt hingegen nicht an, auf dessen Parkplatz viele Autos aus Polen stehen. Zehn Kilometer von der Grenze entfernt nutzen viele Kunden aus dem Nachbarland das Shoppingangebot. Vom „Travel Free“-Laden in Küstrin hatte so mancher auch schon gehört. Doch das Angebot sei dort viel zu beschränkt.

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