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Brandenburg: Potsdam feiert das Fortunaportal

Am Sonnabend wird die vergoldete Glücksgöttin aufs Eingangstor zum Schloss gehoben. Dazu gibt’s ein Volksfest

Von Claus-Dieter Steyer

Potsdam. Der Alte Markt in Potsdams Mitte erlebt am morgigen Sonnabend einen Tag fürs Geschichtsbuch. Denn mit der Fertigstellung des Fortunaportals ist der erste Schritt zum Wiederaufbau des Stadtschlosses geschafft. Zwei Jahre hatten die Arbeiten gedauert. Als krönender Abschluss wird die Statue der Fortuna mit einem Kran auf das Podest in 25 Meter Höhe schweben und sich dort wie einst auf einer Kugel im Winde drehen. Ein großes Volksfest und Vorträge sollen die Zeremonie begleiten.

Um 11 Uhr öffnet ein historischer Markt mit Antiquitäten, mit barocker Modenschau, einem Goldschmied, einer Zinngießerei und anderen Kunsthandwerkern, an mehreren Ständen werden Speisen nach alten Rezepten angeboten. Bis 12 Uhr kann die gut zwei Meter hohe Glücksgöttin auf dem Marktplatz noch aus nächster Nähe betrachtet werden. Danach beginnen die Vorbereitungen auf die Montage. Um 13.30 Uhr übergibt der Förderverein zur Wiedererrichtung des Stadtschlosses das Fortunaportal an die Stadt Potsdam. Einzelheiten des feierlichen Aktes wurden bis gestern wie ein großes Geheimnis gehütet. „Wir wollen die Spannung möglichst lange erhalten“, sagte Thomas Thewalt vom Förderverein. Er rechnet bei schönem Wetter mit rund 5000 Zuschauern – darunter auf jeden Fall Ministerpräsident Matthias Platzeck und TV-Moderator Günther Jauch, ohne dessen Engagement die drei Millionen Euro für den Wiederaufbau nie zusammengekommen wären. Andere Spender brachten kleinere Summen auf, während auf öffentliche Mittel bis auf Ausnahmen verzichtet wurde.

Zwischen 14.30 und 16.30 Uhr kann auf den Turm der Nikolaikirche geklettert werden. Die drei Euro Eintritt dienen der Restaurierung der Kirche. Um 15 Uhr beginnen im Alten Rathaus Vorträge über das Portal und die Fortuna sowie eine Diskussion mit den an der Wiederherstellung beteiligten Architekten. Um 19 Uhr endet der Tag mit einem barocken Feuerwerk, an das sich eine halbe Stunde später ein Benefizkonzert zugunsten des Fortunaportals mit dem Persius-Ensemble in der Nikolaikirche anschließt. Denn ganz fertig ist das einstige Eingangstor zum Schloss noch nicht. „Uns fehlen die acht Trophäen, die das Portal einst auf den einzelnen Stufen schmückten“, erklärte Thomas Thewalt vom knapp 40 Mitglieder zählenden Förderverein, von denen viele aus Berlin stammen. Von den nötigen 1,3 Millionen Euro seien 30 Prozent schon da. „Günther Jauch hat uns weitere Unterstützung signalisiert.“ Das Fortunaportal war 1700 bis 1701 vom Baumeister Jean de Bodt anlässlich der Krönung von Kurfürst Friedrich III. zum König von Preußen errichtet worden. Fortuna sollte Glück bringen – dem Schloss, der Stadt, dem Land. Beim verheerenden englischen Bombenangriff am 14. April 1945 auf Potsdam brannte das Schloss, das bis dahin als eines der schönsten Gebäude dieser Art in Deutschland galt, bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Portal stand nur noch als Ruine. Doch selbst diese Reste galten der SED noch als Symbole des Militarismus. Am 12. Mai 1959 fasste das Politbüro des ZK der Partei unter Führung von Walter Ulbricht den Beschluss zum endgültigen Abriss.

1997 gründeten sieben Potsdamer und Berliner den Förderverein für den Wiederaufbau. Nach dem Fortunaportal planen die Enthusiasten schon die nächsten Bauten: Die beiden ehemaligen Torflügel des Portals sollen in Kürze wieder auf dem Markt stehen.

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