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Brandenburg: Potsdams wunde Mitte heilen

Thorsten Metzner

So langsam mahlen die Mühlen in Brandenburg: Fast fünfzehn Jahre haben die Debatten gedauert, jetzt sollen endlich die Würfel fallen. Die Fraktionen des Brandenburger Landtages wollen am Dienstag entscheiden, dass ein neues Parlamentsgebäude errichtet wird. Es soll das heutige Provisorium in der baufälligen „Kriegsschule“ auf dem Brauhausberg ablösen. Und es sieht so aus, dass sich SPD und CDU mehrheitlich durchringen werden, den künftigen Landtag im Zentrum der Landeshauptstadt zu bauen – in der äußeren Gestalt des in den 50er Jahren abgerissenen Potsdamer Stadtschlosses auf dem Alten Markt. Passt das, in diesen Krisenzeiten? Gewiss, es ist leicht, das unpopuläre 90Millionen-Projekt zu denunzieren – überall wird gespart, da ist Hartz IV. Man muss entgegenhalten: Es ist eine überfällige Investition, die das Selbstverständnis einer Demokratie berührt. Es zeugt von einer gehörigen Missachtung gegenüber ihrer wichtigsten Institution, wenn ausgerechnet der Gesetzgeber in einer Bruchbude haust. Kein anderes Parlament in Deutschland arbeitet unter so miserablen Bedingungen.

Bleibt die Frage des richtigen Standortes: Natürlich könnte man das jetzige Provisorium auf dem Brauhausberg sanieren. So will es die PDS. Und das ist vielleicht ein paar Millionen billiger als ein Parlamentsgebäude auf dem Alten Markt. Der Preis aber wäre hoch. Die sozialistische Stadtzerstörung in Potsdams Mitte würde zementiert. Der Alte Markt, einst einer der schönsten Barockplätze Europas, bietet ein trostloses Bild. Es ist aber auch ein Ort, der Sensibilität verlangt, der keine Allerweltsarchitektur verträgt, wie man sie an der Bausünde „Potsdam-Center“ und anderswo in Potsdam besichtigen kann. Deshalb ist es nur vernünftig, sich bei der Fassade weitgehend am Vorbild des berühmten Knobelsdorff-Schlosses zu orientieren – das viele Freunde und Förderer hat. Man darf sicher sein, dass die öffentliche Hand nicht allein für diese mit 14 Millionen Euro überschaubaren Mehrkosten der Schlossfassade aufkommen muss. Es gibt eine reale Chance, Potsdams verwundete Mitte zu heilen – es ist, so wie die Dinge liegen, die letzte.

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