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Brandenburg: Restaurantführer: Erster Stern für Brandenburg

Endlich eine gute Nachricht für die viel kritisierte Brandenburger Gastronomie: Der neue Michelin-Restaurantführer hat erstmals einen seiner begehrten Sterne ins Land vergeben. Die Auszeichnung traf Kurt Jäger - den Küchenchef im "Windspiel" des Schlosses Hubertushöhe - nicht unerwartet, denn er gilt schon seit Eröffnung des Hotels vor zweieinhalb Jahren unumstritten als bester Koch Brandenburgs.

Endlich eine gute Nachricht für die viel kritisierte Brandenburger Gastronomie: Der neue Michelin-Restaurantführer hat erstmals einen seiner begehrten Sterne ins Land vergeben. Die Auszeichnung traf Kurt Jäger - den Küchenchef im "Windspiel" des Schlosses Hubertushöhe - nicht unerwartet, denn er gilt schon seit Eröffnung des Hotels vor zweieinhalb Jahren unumstritten als bester Koch Brandenburgs. Noch ein anderes Restaurant wird gelobt: Carmen Krüger vom "C + W Gourmet" in Eichwalde hat das Symbol "Bib" für "sorgfältig zubereitete, preiswerte Mahlzeiten" verteidigen können.

Kurt Jäger, der gebürtige Kärntener, kennt das Gefühl gut, das jeden Koch überkommt, wenn der Stern geschafft ist: Er war Küchenchef in Gerhard Gartners Aachener "Gala", das in den Siebziger Jahren als eines der ersten deutschen Restaurants sogar mit zwei Sternen ausgezeichnet war. In Berlin konnte er im "Harlekin" des Grand Hotels Esplanade sehr schnell wieder einen Stern erringen, doch nach dem Abgang in Richtung Brandenburg schien die Serie gerissen; offenbar wollte ihm die strenge Redaktion des Führers die Botschaft übermitteln, er möge nicht so bald erneut den Arbeitsplatz wechseln. Davon kann nun gar keine Rede mehr sein, denn das Michelin-Lob gilt als eine erstklassige Grundlage für die weitere Entwicklung der Küche. "Jetzt werden wir noch mal eine Drehung anziehen", sagte Jäger gestern, noch etwas geschwächt von einer durchfeierten Nacht in Neapel. Wie gestern kurz berichtet, hält er sich zur Zeit ebenso wie Hoteldirektorin Petra Gündel auf einer Tagung der noblen Hotelvereinigung "Relais & Chateaux" in Italien auf.

Das Erfolgsgeheimnis der Jäger-Küche liegt in der Verbindung österreichischer Einflüsse mit der neuen internationalen Küche, der er eine Reihe ganz persönlicher Akzente beifügt, manchmal asiatisch, manchmal überhaupt nicht einzuordnen - aber nie schrill oder nur beliebig; die meisten Jäger-Gerichte sind für Eingeweihte stilistisch unverkennbar. "Dreierlei vom Kaninchen" beispielsweise geht bei ihm so: Der Bauch wird mit Armagnacpflaumen und Ingwer gefüllt, aufgerollt und mit einer Feigensenf-Vinaigrette mariniert. Die Filets werden in Tiroler Speck gewickelt, gebraten und auf Rucola angerichtet, der ausgelöste Rücken schließlich mit Curry und Orangensaft mariniert. Kleiner Wermutstropfen: Jägers kongenialer Stellvertreter Matthias Gleiß wird das Restaurant aus familiären Gründen zum Jahresende in Richtung Berlin verlassen.

Der Erfolg der Windspiel-Küche ist vor allem deshalb so bemerkenswert, weil der Michelin in diesem Jahr in den neuen Bundesländern außer diesem Stern und einem weiteren "Bib" keine einzige neue Auszeichnung vergeben hat. Seit dem letzten Jahr gibt es drei Ein-Stern-Restaurants im Osten: "Ich weiß ein Haus am See" in Krakow (Mecklenburg), "Büttner" in Schneeberg (Sachsen) und das "Caroussel" in der Dresdener Bülow-Residenz.

Hintergrund des kulinarischen Erfolgs ist das Engagement des Reemtsma-Konzerns, dem das um die Jahrhundertwende gebaute Jagdschloss hoch über dem Storkower See gehört. Ohne diesen finanziellen Rückhalt wäre es kaum möglich gewesen, Restaurant und Hotel auf den jetzt erreichten hohen Standard zu bringen. Pläne für den Bau weiterer Hotelzimmer und Suiten sind bereits sehr weit gediehen; man darf vermuten, dass der Michelin-Stern diesen Absichten weiteren Auftrieb gibt.

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