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Werder

© dpa

Ruppiner Land: Eine Insel für Liebhaber

Einen Stuhl auf die Insel stellen und die Sonne genießen: Unbekannte kaufen die Insel Werder für 152.000 Euro - bebauen oder sperren dürfen sie das Eiland aber nicht.

Lindow (Mark) - Eine einzige Frage bestimmte gestern im kleinen Lindow zwischen Neuruppin und Rheinsberg das Ortsgespräch: Wer kauft wohl für 152 000 Euro eine Insel, mit der er nicht viel anfangen kann? Denn das rund 60 Fußballfelder große Eiland namens Werder im Gudelacksee direkt vor Lindow steht unter Landschaftsschutz. Dieser schließt jegliche Bebauung mit Ferien- oder Wohnhäusern, einem Hotel oder einer Klinik aus. Die Einzäunung der Insel ist nicht zulässig; sie muss öffentlich zugänglich bleiben. Dennoch hat eine noch unbekannte deutsche Gesellschaft bei einer Versteigerung der Deutschen Grundstücksauktionen AG am Wochenende Werder gekauft.

Das Mindestgebot der Versteigerung lag bei 92 000 Euro. Vor zwei Jahren hatte die aus der Treuhandanstalt hervorgegangene Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft als Eigentümerin der Insel noch versucht, bei einer Auktion 200 000 Euro herauszuschlagen. Doch damals fanden sich keine ernsthaften Interessenten. Diesmal wetteiferten gleich fünf Bieter um die Insel, von denen sich am Ende die Gruppe durchsetzte, über deren Identität die Auktionsgesellschaft keine Angaben machen will.

Auch Lindows Bürgermeister Dieter Eipel (CDU) kennt die neuen Nachbarn noch nicht. „Mit uns hat niemand gesprochen.“ Sorgen macht er sich aber keine: „Wir pochen auf den Landschaftsschutz. Deshalb kann sich der Käufer eigentlich nur einen Stuhl auf die Insel stellen und die Sonne und Ruhe genießen.“ Alle Immobilienpläne seien tabu. Ohnehin gehörten von der 41 Hektar großen Fläche noch 1,5 Hektar der Stadt, wo sich einst ein kleiner Hafen befand. Für den Erwerb der ganzen Insel fehlte der Gemeinde das Geld.

Möglicherweise könnten die neuen Eigentümer aber einen Antrag auf Entlassung der Insel aus dem Landschaftsschutzgebiet stellen. Der Blick auf die Landkarte zeigt deren besondere Lage: Freizeitkapitäne können von Werder aus über die Ruppiner Gewässer den Oder-Havel-Kanal und damit sowohl die Ostsee als auch Berlin ansteuern oder Richtung Norden zur Müritz und über die Elbe zur Nordsee fahren.

Dem möglichen Bau einer Bootsanlegestelle, der gestern als Gerücht in Lindow die Runde machte, müssten allerdings die Gemeinde und der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land zustimmen. Beide Seiten haben bereits die strikte Ablehnung einer solchen Idee signalisiert. Das Rätselraten über den neuen Eigentümer der Insel Werder und dessen Motiv kann also weitergehen. Claus-Dieter Steyer

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