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Brandenburg: SPD und CDU spielten Opposition

Das „Jugendparlament“ übernahm erstmals den Landtag - überraschend souverän

Potsdam - Die Regierungskoalition scheiterte mit wichtigen Anträgen, Minister stimmten mit der Opposition, die Redner sprachen frei und locker – das hat es im sonst eher drögen Landtag noch nicht gegeben. Gestern tagte dort erstmals ein „Jugendparlament". Vier zehnte Klassen des Goethe-Gymnasiums Pritzwalk hatten zuvor vier Fraktionen und die Regierung gebildet – aus den Grünen und der Linkspartei. SPD und CDU mussten sich mit der Oppositionsrolle begnügen. Der grüne Ministerpräsident kam eher zufällig ins Amt: „Es gab ein gewisses Desinteresse an diesem Posten, deshalb habe ich mich gemeldet", verriet Tobias Blümel.

Die Sitzung des Jugendparlaments wurde über Monitore in die Abgeordneten-Büros übertragen. Manche echte Abgeordnete staunten nicht schlecht, wie selbstsicher und ernsthaft die 16-Jährigen Themen wie die Erhöhung der Studiengebühren, Senkung des Wahlalters auf 16, stärkere Förderung des Mittelstandes in den Randregionen, einjährige Probezeit für junge Arbeitnehmer, Legalisierung leichter Drogen debattierten.

Dann ging es um einen Antrag der Regierung, die Schulschließungen im Land zu stoppen. „Man kann Schulen nicht wie Betriebe ansehen, die keinen Gewinn abwerfen.“ Außerdem sinke, wenn immer mehr Kinder die Schulen wechseln müssten, das Bildungsniveau. Die langen Fahrwege seien den Schülern nicht zuzumuten, hieß es zur Begründung des Antrags. Die CDU entgegnete, dass wegen der sinkenden Schülerzahlen kein Weg an Schulschließungen vorbeiführe. Die Linkspartei schloss sich an.

Aber was ist, so fragte ein Abgeordneter, wenn wieder mehr Kinder geboren würden? Wo sollen die herkommen, wenn auf dem Lande bald nur alte Leute wohnten, konterte die CDU. Außerdem, so eine Jugendparlamentarierin, seien Karriere, Haus und Reisen wichtiger als Kinder. Dem widersprachen andere entschieden: „Es liegt an uns, ob wieder Kinder geboren werden. Man kann Karriere und Kinder verbinden.“

Hinterher waren sich alle einig: Es habe großen Spaß gemacht. „Man hat gesehen, wie alles zusammengehört“. „Man bekommt ein anderes Bild von Politikern“, urteilten die Schüler. Der echte Landtagspräsident Gunter Fritsch wünscht sich, dass andere Schulen die Idee der Pritzwalker aufgreifen und auch Jugendparlamente abhalten. ma.

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