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Brandenburg: Streit um Gen-Raps: Weniger Saatgut geliefert als befürchtet

Der auf Feldern in Südbrandenburg entdeckte und in Deutschland nicht zugelassene Gen-Raps hat Streit ausgelöst: Die dem Vernehmen nach aus Norddeutschland stammende Saatgutzucht- und Lieferfirma hat die Testergebnisse der märkischen Behörden angezweifelt und eine weitere Untersuchung veranlasst. Das Agrarministerium geht aber davon aus, dass die Testergebnisse eindeutig sind.

Der auf Feldern in Südbrandenburg entdeckte und in Deutschland nicht zugelassene Gen-Raps hat Streit ausgelöst: Die dem Vernehmen nach aus Norddeutschland stammende Saatgutzucht- und Lieferfirma hat die Testergebnisse der märkischen Behörden angezweifelt und eine weitere Untersuchung veranlasst. Das Agrarministerium geht aber davon aus, dass die Testergebnisse eindeutig sind. Offen sei allerdings noch, ob die gesamte nach Brandenburg gegangene Lieferung des Saatgutes von den Genveränderungen betroffen ist, sagte Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade.

Das Ministerium appellierte an den Zuchtbetrieb, sich mit den unverschuldet betroffenen Landwirten - zwei Betriebe aus dem Kreis Elbe-Elster, eine Firma aus dem Kreis Oder-Spree - über einen Erlösausfall zu verständigen. "Es geht um Produkthaftung." Die betroffene Ernte müsse vernichtet, könne möglicherweise aber auch zu Biodiesel verarbeitet werden. An die drei Agrar-Unternehmen waren nach den bisherigen Kenntnissen des Ministeriums rund 600 Kilogramm des offenbar genveränderten Rapssaatguts der Sorte Tangini geliefert worden, wovon 540 Kilogramm ausgesät wurden. Das ist deutlich weniger als ursprünglich befürchtet, denn normalerweise würde solches Saatgut in 10-Tonnen-Chargen geliefert, so Schade. Allerdings müsse jetzt geklärt werden, ob das restliche Gen-Rapssaatgut der Charge in andere Bundesländer gebracht worden sei.

Vor diesem Hintergrund korrigierte das Agrarministerium, das zunächst von betroffenen 1000 Hektar ausgegangen war, die Zahl jetzt auf 100 bis 200 Hektar herunter. Der vor allem als Viehfutter dienende Sommerraps ist mit einer Anbaufläche von landesweit insgesamt 6000 Hektar - bei einer Landwirtschaftsfläche Brandenburgs von einer Million Hektar - nur eine Randkultur. Das Agrarministerium betonte erneut, dass die Ursache der Genveränderungen bei dem bei Routinekontrollen entdeckten Gen-Raps "nicht im Genlabor" liege. Vielmehr habe es im Zuchtbetrieb offenbar "nicht beabsichtigte spontane" Kreuzungen gegeben. Daher gehe es nicht darum, "einen Schuldigen" zu finden, so das Ministerium. Ein Bußgeldverfahren werde nicht erwogen.

Null-Toleranz-Regel

Im Raps war bei einer regelmäßigen Routinekontrollen auf Sortenreinheit Erbmaterial anderer Pflanzen festgestellt worden. Zwar seien genveränderte Lebensmittel weltweit auf dem Vormarsch, sagte Schade. Doch in Deutschland gelte nach wie vor eine strenge Null-Toleranz-Regel für die Sortenreinheit von Saatgut, was wegen ungeklärter Folgewirkungen von Genveränderungen auch sinnvoll sei. Es gebe keine Zulassung für genveränderten Raps. Überrascht auf den Fall reagierte Heinz-Dieter Nieschke, Präsident des Landesbauernverbandes und CDU-Landtagsabgeordneter. "Eigentlich darf so etwas nicht passieren", sagte Nieschke. "Solche Pannen schaden der Akzeptanz der Landwirtschaft, die auf das Vertrauen der Verbraucher angewiesen ist".

Anders als etwa in den USA lehnten diese genmanipulierte Produkte mehrheitlich ab. Es sei zu begrüßen, dass das Agrarministerium sofort konsequent reagiert habe, so der Bauernpräsident. Es müsse geklärt werden, wie es zu dieser Vermischung von Sorten kommen konnte.

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