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Brandenburg: Symposium: Landesdenkmalschützer gegen Libeskind-Plan für Sachsenhausen

Unter dem Veranstaltungstitel "Orte des Verbrechens zwischen Geschichte und Stadtentwicklung" wurde gestern in der Berliner Akademie der Künste ein dreitägiges Symposium eröffnet, das sich der Nachnutzung des ehemaligen SS-Truppenlagers und Konzentrationslagers Sachsenhausen in Oranienburg widmet. Der international renommierte Architekt Daniel Libeskind hatte einen Entwurf vorgelegt, der im Mittelpunkt der Veranstaltung steht.

Unter dem Veranstaltungstitel "Orte des Verbrechens zwischen Geschichte und Stadtentwicklung" wurde gestern in der Berliner Akademie der Künste ein dreitägiges Symposium eröffnet, das sich der Nachnutzung des ehemaligen SS-Truppenlagers und Konzentrationslagers Sachsenhausen in Oranienburg widmet. Der international renommierte Architekt Daniel Libeskind hatte einen Entwurf vorgelegt, der im Mittelpunkt der Veranstaltung steht. Doch obwohl dieser Entwurf im Planungsverfahren nach einer mittlerweile achtjährigen Diskussion das Stadium der öffentlichen Auslobung erreicht hat, will das Brandenburgische Landesdenkmalamt den Bemühungen der auf dem Symposium versammelten Fachleute - darunter auch der Architekt Libeskind - einen Strich durch die vorliegende Planungsgrundlage machen.

In einem Schreiben vom Beginn dieser Woche teilte es der Stadt Oranienburg mit, dass es den Bebauungsentwurf nicht genehmigen wird. Die geplanten Bauten würden "bei Realisierung eine gravierende Überbauung des Denkmals bedeuten", begründet das Amt seine Entscheidung. Die Bauten würden das Areal beherrschen. Dies wird von der Behörde als eine "gravierende Einbuße für die Wirkung des Denkmals" gewertet.

Zur Vorgeschichte: 1991 begann in Oranienburg ein Gutachterverfahren mit dem Ziel der Urbanisierung des riesigen Areals, auf dem sich während der NS-Herrschaft die Zentrale der SS, sowie das als Prototypfür alle Konzentrationslager errichtete Lager Sachsenhausen befand. In einem Architektenwettbewerb wurde 1993 ein Entwurf prämiert, der eine Reihenhausbebauung vorsah. Der Gedanke einer Wohnbebauung wurde 1994 schließlich verworfen. "Die Vergangenheit quasi mit fröhlichem Kinderlachen zu neutralisieren, das kann nicht funktionieren", fasste der Moderator des Symposiums, Tagesspiegel-Redaktionsdirektor Gerd Appenzeller, das Scheitern dieses Konzeptes zusammen.

Daniel Libeskind, der in Berlin durch den Bau des Jüdischen Museums bekannt wurde, hatte ebenfalls einen Entwurf eingereicht, der jede Wohnbebauung als "Domestizierung" des Geländes strikt ablehnte. Sein Konzept möchte die noch verbliebenen historischen Zeugnisse in einen Dialog mit alltäglichen Zusammenhängen einbinden. Konkret schlägt er vor, einen "Einschnitt der Hoffnung" - einen Neubaukeil - durch das Gelände zu treiben, auf dem sorgfältig ausgewählte Gewerbe- und Dienstleistungsnutzung möglich sein soll. Sein Entwurf erhielt bei der ersten Ausschreibung zunächst nur einen Sonderpreis, wurde dann aber nach der Ablehnung des ursprünglich vorgesehenen Modells doch gewählt und für das Planungsverfahren berücksichtigt.

Die Ablehnung des Landesdenkmalamtes kommt überraschend. Sprecher der Behörde gaben sich am Mittwoch auf Nachfragen bedeckt. Sie verwiesen auf die Teilnahme des Landeskonservators Detlef Karg an dem Symposium. Nach Bekanntwerden seiner Entscheidung dürfte dieser Tage noch intensiv diskutiert werden, bis am Sonnabend von Arbeitsgruppen erstellte Handlungsempfehlungen vorgestellt werden sollen.

Gastgeber György Konrad, Präsident der Akademie der Künste, hatte schon gestern eine skeptische Ansicht formuliert. "Utopie oder Sozialpolitik?", fragte er angesichts der divergierenden Ansichten über eine mögliche Nutzung der historischen Hinterlassenschaft. "Am Ende wird der Markt das letzte Wort haben." Bislang sieht es so aus, als hätte dies die Bürokratie.

Alexander Pajevic

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