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Brandenburg: Über sieben Brücken durch den Landschaftspark

In wenigen Wochen erwacht Schloss Steinhöfel aus dem Dornröschenschlaf – als stilvolles Hotel

Von Helmut Caspar

Steinhöfel. Zuerst sollte es eine Spielbank werden: Vor einigen Jahren wollte eine Berliner Unternehmerin das Landschloss der Adelsfamilie von Massow samt anliegendem Landschaftspark in Steinhöfel (Landkreis Oder-Spree) in ein Reiterparadies mit angeschlossener Spielbank umgestalten. Zum Glück blieb dem im 18. Jahrhundert erbauten und im 19. Jahrhundert erweiterten Schloss erspart, dass die Räume in Maisonette-Apartements umgebaut und im Keller ein großes Schwimmbad eingerichtet wurde. Auch die Zerstörung des Landschaftsparks mit uraltem Baumbestand, einem kleinen See und Bächen sowie sieben Brücken wurde durch Einspruch der Denkmalbehörde verhindert. Landeskonservator Detlef Karg konnte die Gefahr abwehren, als sich herausstellte, dass die Pferdefreundin nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügte, um ihren Traum zu erfüllen. Außerdem ist die Zahl der Spielbanken im Land begrenzt.

Die hochtrabenden Pläne verschwanden in der Schublade, seit einigen Jahren wird das Herrenhaus nun vom Dach bis zum Keller saniert. 1997 ging die Halbruine in das Eigentum der vom Land Brandenburg und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz finanzierten Schlösser GmbH über. In Steinhöfel entsteht nun ein Schlosshotel, das in wenigen Wochen eröffnet werden soll. „Wir sind sehr motiviert, kennen aber auch die Probleme, die mit einem solchen Projekt verbunden sind“, sagt Barbara Miers, die mit Evelyn John das Hotel leiten wird. Wichtig sei, Steinhöfel mit seinem wunderschönen Park weithin bekannt zu machen. „Bangemachen gilt bei uns nicht“, sagt Barbara Miers: „Wir wollen damit werben, was andere nicht haben: eine exzellente, ruhige Lage, edles Ambiente, Landschaft pur. Beste Voraussetzungen für Tagungen, aber auch für Hochzeitsfeiern. In der Kirche nebenan kann man sich trauen lassen, im Schloss ist das Standesamt, alles liegt dicht beieinander.“ Die Übernachtungspreise bezeichnet die Berlinerin als „zivil“ - 98 bis 119 Euro kostet das Einzelzimmer, 75 bis 98 Euro pro Person das Doppelzimmer, für 118 bis 139 Euro sind die Suiten zu haben.

Noch ist das neogotisch gestaltete Herrenhaus mit zinnenbewehrten Ecktürmen noch eine große Baustelle. Bauliche Fehler, die vor 200 Jahren begangen wurden, machen heute zusätzliche Arbeiten notwendig, erklärt der zuständige Architekt Jürgen Göttsch. Die mit dem Denkmalamt abgestimmte Generalsanierung schließt ein kleines, tempelartiges Bibliotheksgebäude ein, von dem Kunsthistoriker sagen, es sei neben dem Schloss in Paretz das einzige in der Mark Brandenburg noch im Original erhaltene Werk von David Gilly. Bislang habe man nahezu das ganze Schloss Steinhöfel diesem auch für das Königshaus tätigen Architekten zugeschrieben, erklärt Schlösser-GmbH-Chef Wolfgang Illert. Doch hätten bauarchäologische Untersuchungen ergeben, dass nur die Seitenflügel von ihm stammen, und die seien nicht sehr solide ausgeführt worden.

In der Entstehungszeit der Anbauten zwischen 1790 und 1795 habe der damalige Bauherr, Hofmarschall Valentin von Massow, sparen müssen, man befand sich ja in kriegerischem Zustand mit dem revolutionären Frankreich. Für Illert ist es ein „kleines Wunder“, was aus dem Gebäude geworden ist. Der Fall sollte seiner Ansicht nach Schule machen, denn noch warten viele ähnlich wertvolle Herrenhäuser und Schlossgärten, die heute vor sich hindämmern, auf ihre Erlösung aus dem Dornröschenschlaf.

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