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Brandenburg: Verschwörung mit Happy End

Wie ein Herr aus Oberursel das „Ristorante“ aus der Villa Kellermann vertreiben wollte – und es ihm nicht gelang

Von Thorsten Metzner

„Glückwunsch!“, sagt Jann Jakobs, Potsdams Oberbürgermeister. So wie er reagieren viele auf die Nachricht, die kaum noch jemand erwartet hatte. Er sei froh, dass der „unerträgliche“ Feldzug gegen das „Ristorante“ in der Villa Kellermann ein „glückliches Ende“ gefunden hat, dass Inhaber Maximilian Dreier „sich nicht verdrießen ließ und so lange durchhielt.“ Fast sechs Jahre hatte Hauseigentümer Johannes Rey versucht, das „Ristorante“ aus der Villa zu vertreiben – ehe er jetzt unterlag. Seit einigen Tagen steht die Villa unter Zwangsverwaltung, bei Gericht durchgesetzt von Reys bisheriger Bank. Das konnte Dreier am Wochenende seinen Gästen erleichtert berichten.

Es war eine der bizarrsten Geschichten aus dem Potsdamer Immobilienwesen. Rey, ein schillernder Unternehmensberater aus Oberursel führte einen regelrechten „Krieg“ – so sprach er selbst – gegen das „Ristorante“. Mal waren plötzlich die Abwasserrohre zubetoniert, mal herrschten im Feinschmeckerlokal im Winter eisige Temperaturen, weil die Heizung abgedreht war. Mal lagerten draußen Lackfässer, so dass Chemiedüfte zur Terrasse am Ufer des Heiligen Sees zogen. Rey lud Potsdams Hausbesetzer zu Freibier in die Hofeinfahrt ein. Oder es stand die damalige Finanzministerin Wilma Simon, die mit den deutschen Finanzministern im „Ristorante“ tafeln wollte, vor einem tiefen Graben, den Rey kurzerhand hatte ausheben lassen. Er prozessierte und prozessierte gegen Dreier – vergeblich.

Warum also dieser Kampf mit dieser zerstörerischen Energie? Rey wollte, so ist es noch heute auf seiner Website nachzulesen, eine Spielbank in die Villa holen, „Monatsmiete 100 000 Mark.“ Pech nur, dass sein Plan in Potsdam keinerlei Widerhall fand, keinem Bebauungsplan entsprach, dass die staatliche Spielbank an den Lustgarten zog, wofür Rey prompt eine „gigantische Verschwörung“ verantwortlich machte, die „Potsdamer Connection“ aus Adel und Politik. In die sind laut Reys Homepage zum Beispiel Manfred Stolpe („Der Pate“), Matthias Platzeck („Marionette“) oder Staatskanzleichef Rainer Speer („Dreckschleuder“) beteiligt. Als Speer den streitlustigen Unternehmensberater einmal einen „Halbkriminellen“ nannte, fing er sich sofort eine Strafanzeige ein. Und Platzeck, damals noch Oberbürgermeister, ebenfalls von Rey-Attacken betroffen, erwirkte eine Unterlassungserklärung.

Ende gut, alles gut? Das hofft man auch ringsum in der Berliner Vorstadt. „Wir sind froh, dass jetzt wieder Ruhe einkehren kann“, sagt Zahnarzt Peter Daniel von der Interessengemeinschaft der Anwohner. Rey hat in den vergangen Jahren noch weitere Villen der Gegend gekauft, die noch immer leer stehen. Bewohner der edlen Gegend spekulierten über die Herkunft der Rey-Millionen („Mafia?“) und sie waren besorgt. Wolfgang Joop ersteigerte gar die berühmte Künstlervilla „Rumpff“, damit „sie nicht in falsche Hände“ kommt.

Wie es nun mit der „Villa Kellermann“ weitergeht, ist offen. „Schlimmer kann es nicht mehr kommen", sagt Dreier. Aber er weiß auch, dass bei einem Verkauf der Villa neue Risiken drohen. Er hoffe, dass ein Käufer sorgfältig ausgewählt werde. Und auch Daniel sagt: „Das Wichtigste ist, dass die Villa Kellermann als Treffpunkt erhalten bleibt. Es wäre traurig, wenn es irgendeine Residenz mit verschlossenen Toren würde.“ Johannes Rey war gestern nicht erreichbar. In Oberursel meldete sich nur sein Anrufbeantworter.

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