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Brandenburg: Vom Schweinestall zum Kulturdenkmal

Von Helmut Caspar Chorin. Als der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel im Jahre 1817 das Kloster Chorin (Barnim) besuchte, war er entsetzt.

Von Helmut Caspar

Chorin. Als der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel im Jahre 1817 das Kloster Chorin (Barnim) besuchte, war er entsetzt. Die mittelalterliche Anlage war eine Ruine, aber was für eine! Edles Gemäuer wurde als Getreidespeicher oder Schweinestall benutzt. Von Respekt vor den Zisterziensern, die hier ab 1258 Stein auf Stein gesetzt hatten, keine Spur. Besorgt schrieb der Chef der Preußischen Oberbaudeputation den zuständigen Behörden: „Bei der Seltenheit solcher Denkmäler in dieser Provinz wird die Erhaltung eines solchen zur Pflicht. Auch könnten sich die Baumeister der Provinz dafür interessieren, damit das willkürliche Einreißen und Verbauen dieser Altertümer vermieden und auf dem Lande der schönste Schmuck solcher Denkmäler erhalten werde“, forderte Schinkel.

Was der Architekt in Chorin sah, hielt er in Zeichnungen und Gutachten fest – und legte damit die Grundlage der Denkmalpflege in Preußen. Seinem Drängen ist es zu verdanken, dass Dome und Burgen, Heiligenfiguren, Stadtmauern, Brunnen und alte Grabanlagen inventarisiert und oft auch vor dem Untergang gerettet wurden. Nach ihm kamen andere Bauleute und Künstler nach Chorin, dessen Kloster vom Boom der Denkmalpflege profitierte und auf Befehl des Königshauses in einen würdigen Zustand versetzt wurde. Wie man in der Postkutschenzeit die Ruine sah und welche Bauzeichnungen, Aufrisse, Gartenpläne und andere Darstellungen angefertigt wurden, zeigt die Ausstellung „Faszination der Ruinen“. Sie macht deutlich, dass die Deutschen vor und nach 1800 ungekanntes Interesse an historischen Bauwerken entwickelten und ein Gefühl für die Notwendigkeit, sie vor Verfall zu schützen.

Die Dokumentation ist Teil der diesjährigen Kulturlandkampagne zum Thema Romantik. Geplant ist ein Marathon von mehreren hundert Festen, Ausstellungen, Lesungen, Exkursionen und Tagungen, mit Theater und Musik und auch Veranstaltungen für junge Leute. In ihnen soll der Zeitraum von 1750 bis 1850 durchleuchtet und jene Spuren nachgezeichnet werden, die die Romantik in der Literatur, Malerei und Wissenschaft, im Bauwesen und der Landschaftsgestaltung, in der Industriekultur und im Alltagsleben hinterlassen hat. Die Kosten tragen das Land, der Bund sowie die Kommunen und einzelne Sponsoren.

Fast jede Woche wird eine neue Ausstellung eröffnet. Im Kleist-Museum Frankfurt (Oder) läuft bis 25. Juni eine mit wertvollen Handschriften, Erstausgaben und Bildnissen gespickte Schau über zwei bedeutende Vertreter der Romantik, die Dichter Heinrich von Kleist und Friedrich de la Motte Fouqué. Am Pfingstmontag wird im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf (Teltow-Fläming) eine Ausstellung mit vielen neuen Erkenntnissen über Leben und Werk des Dichters Achim von Arnim eröffnet, der hier mit seiner Frau, der auch sozial engagierten Schriftstellerin Bettina von Arnim, lebte. Das Veranstaltungsprogramm sieht ferner ab 29. Mai unter dem Titel „Musen und Grazien in der Mark“ im Potsdamer Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte eine Dokumentation über 750 Jahre Literatur in Brandenburg vor und ab 30. Juni in Lübben die Ausstellungen über „Spreewald-Romantik – Künstler sehen eine Landschaft 1840-1940“. Mit der Schau „Luises Paretz – Ein königlicher Landsitz um 1800“ eröffnet die Preußische Schlösserstiftung am 21. Juli weitere restaurierte Räume des zu neuem Leben erweckten königlichen Landsitzes bei Potsdam.

Das Programm wird koordiniert vom Verein Kulturland Brandenburg, Schlossstraße 1, 14467 Potsdam, Tel. 0331/2311336. Internet www.kulturland-brandenburg.de .

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