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Brandenburg: Zu leicht gemacht

ClausDieter Steyer über das Tempolimit auf der A 24 und Fehler in der Verkehrspolitik ANGEMARKT Polizei und Autobahnamt frohlocken. Kurz vor dem Weihnachtsverkehr stehen die Tempo-130-Schilder nach allen Auffahrten des Brandenburger Abschnittes der Autobahn Berlin-Hamburg.

ClausDieter Steyer über das Tempolimit auf der A 24 und Fehler in der Verkehrspolitik

ANGEMARKT

Polizei und Autobahnamt frohlocken. Kurz vor dem Weihnachtsverkehr stehen die Tempo-130-Schilder nach allen Auffahrten des Brandenburger Abschnittes der Autobahn Berlin-Hamburg. Als „Notbremse“ wird die Aktion zur Drosselung der Geschwindigkeit bezeichnet. Anders sei dem wachsenden Verkehr und der Unfallgefahr auf der A 24 nicht mehr beizukommen. Mit dieser Logik haben es sich die Behörden wieder einmal ziemlich leicht gemacht.

Gewiss, auf der viel befahrenen Strecke zwischen den beiden Metropolen kracht es häufiger als auf anderen Brandenburger Autobahnen. Doch neue Verkehrsschilder sind nur eine halbherzige und obendrein recht fragwürdige Reaktion. Um die Sicherheit wirklich zu erhöhen, müssen ganze andere Schritte her. Die Autobahn braucht endlich eine dritte Spur pro Richtung.

Die Aussichten, frühestens 2005 mit den mehrjährigen Arbeiten dafür zu beginnen, stimmt vor allem viele Pendler zwischen Nordbrandenburg und Berlin sowie die Brummi-Fahrer zornig. Das müsste viel schneller gehen, zumal die Zeit drängt: Mit der jetzt beschlossenen EU-Erweiterung wird sich allein die Zahl der Lastkraftwagen auf dieser Strecke drastisch erhöhen. Dabei ist der Kollaps schon jetzt vor allem freitags und sonntags zu erleben. Dann kommt es auch ohne Unfall zu Staus, weil die Kapazität der beiden Fahrspuren einfach erschöpft ist.

Planungen und die Arbeiten selbst sollten also bedeutend beschleunigt werden. Leider mangelt es gerade in Brandenburg an positiven Beispielen. Der einem Trauerspiel gleichende Ausbau der kurzen Strecke zwischen dem Schönefelder Kreuz und dem Dreieck Spreewald auf der Autobahn nach Dresden ist wahrlich kein Referenzobjekt. Nicht viel besser sieht es auf der Holperstrecke nach Prenzlau aus: verwaiste Baustellen oder zwei bis drei Alibi-Arbeiter. Viel emsiger geht es da bei der Asphaltierung von Waldwegen für Radfahrer oder beim Gießen der Grundplatte für die in den Sternen stehende Frankfurter Chipfabrik zu.

Wenn aber nun auf der A 24 so schnell tatsächlich keine dritte Spur hinzukommt, reichen die jetzigen Tempo-130-Schilder nicht aus. Der Verkehr muss einfach intelligent beeinflusst werden. Wo stehen Schilderbrücken mit der elektronischen Anzeige über die jeweils zulässige Geschwindigkeit? Wo sind die einmal als Pilotprojekt gefeierten Warnschilder vor Staus abgeblieben? Warum kauft Brandenburg keine „Erziehungstafeln“ nach dem Motto „Gelassen läuft’s“ oder „Wer fährt?“

Polizeikontrollen konzentrieren sich zudem nur auf Raser. Im Westen wird der Sicherheitsabstand längst von Brücken aus gemessen. Lkw-Fahrer scheinen überhaupt nichts befürchten zu müssen, wenn sie mit Tempo 60 oder 70 trotz Verbots einfach auf die Überholspur ziehen. Nur die Drosselung des Tempos auf 130 allein wird jedenfalls wenig bewirken – außer noch mehr Staus.

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