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Brandenburg: Tonnen-Ideologie

Sandra Dassler

Keine Frage, jeder Verkehrstote ist einer zu viel. Und in Brandenburg sterben immer noch viel zu viele Menschen durch Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit. Die Anordnung von Innenminister Schönbohm, Raser unerbittlich zu bestrafen, ist deshalb notwendig und richtig. Niemand wird über Polizisten klagen, die einen mit 100 Sachen durch die Innenstadt bretternden Autofahrer belangen. Problematisch wird es aber, wenn die Beamten ihre Geschwindigkeitsmessgeräte nicht etwa an Unfallschwerpunkten oder vor Kitas postieren, sondern da, wo es eigentlich keine Gefährdung gibt. Und wo nicht die Verkehrsrowdys ins Visier geraten, sondern Otto Normalverbraucher, der 20 Meter vor dem Ortsausgangsschild etwas beschleunigt, weil kein Haus mehr kommt und kein Mensch zu sehen ist, und dann zwei Meter vor dem Schild aus einer Tonne heraus geblitzt wird. Wenn das häufiger geschieht, beschleicht auch gutgläubige Bürger das Gefühl, man stelle ihnen regelrecht Fallen. Wenn die Polizisten Vorgaben haben, wie viel Geld sie monatlich durch Kontrollen einnehmen müssen, wenn Blitzer in Tonnen versteckt werden, weil sie ein Drittel mehr Geld als herkömmliche Geräte bringen, dann geht es offensichtlich nicht um Verkehrserziehung, sondern um Abzocke. Deshalb ist es richtig, dass das Land jetzt seine polizeilichen Blitzertonnen aus dem Verkehr gezogen hat.

Die Kommunen werden ihre Tonnen übrigens stehen lassen. Versteck, getarnt und gemeiner als die Polizei erlaubt. Der Unterschied ist nur, dass die Bürgermeister nicht behaupten, es ginge ihnen um weniger Verkehrstote. Sie geben ganz offen zu, dass sie die Bußgelder für ihre maroden Haushalte brauchen. Tonnenweise.

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