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Tourismus: Auf dem Jakobsweg durch die Mark

Der Brandenburgische Abschnitt des mittelalterlichen Pilgerwegs wird eröffnet. Zwei Jahre haben rund 80 Studenten die Route recherchiert.

Das bisher kaum von Besuchern beachtete Jakobusrelief über dem Nordeingang der Frankfurter Marienkirche kommt zu Ehren: Das Wappen ist künftig Ausgangspunkt für den brandenburgischen Abschnitt des Jakobswegs, der am Mittwoch (4. Juli, 17 Uhr) offiziell eingeweiht wird. Dann wird unterhalb des Jakobusbildes eine Informationstafel über den Pilgerweg zum Grab des Apostels Jakobus im spanischen Santiago de Compostela enthüllt, der durch den Bestseller von Hape Kerkeling selbst eingefleischten Atheisten zum Begriff geworden ist.

Zwei Jahre lang hatten rund 80 Studenten und Absolventen der Frankfurter Europa-Universität recherchiert, um den historischen Verlauf des Weges östlich und westlich der Oder zu erkunden. Eine schwierige Aufgabe, denn beim Jakobsweg handle es sich nicht um eine einzige Route, sondern um ein ganzes Wegenetz, erläutert Ulrich Knefelkamp, der an der Viadrina eine Professur für Mittelalterliche Geschichte Mitteleuropas innehat. Früher seien über Frankfurt vor allem Pilger aus Polen und dem Baltikum auf alten Handelsstraßen Richtung Westen gezogen.

Tourismus fördern

Unter Knefelkamps Anleitung erarbeiteten die Studenten zunächst zwei Routen, die in dieser Woche erstmals offiziell von Pilgern begangen werden. Die südliche Tour führt nach seinen Angaben über rund 120 Kilometer von Frankfurt über Fürstenwalde und Erkner nach Berlin-Köpenick. Die nördliche, etwa 130 bis 140 Kilometer lange Route verläuft von Frankfurt über Müncheberg und Strausberg nach Bernau. Dieser Weg folge in weiten Teilen der ältesten dokumentierten Reise des Kaufmanns Konrad von Weinsberg aus dem Jahr 1421, sagt Knefelkamp.

Der südliche Weg solle später Anschluss nach Magdeburg, der nördliche nach Bad Wilsnack finden. Eine dritte Route von Frankfurt nach Leipzig parallel zur B 87 werde derzeit von den studentischen "Scouts" ausgekundschaftet. Auch Richtung Polen solle der Jakobsweg fortgeführt werden, er werde einst bis Gniezno (Gnesen) führen. Jenseits der Grenze seien bereits 100 Kilometer erkundet, sagt der Mittelalterexperte. Geplant sei, den Weg dort im nächsten Frühjahr einzuweihen.

Ziel des bisher mit rund 70.000 Euro aus EU-Mitteln geförderten Viadrina-Projekts ist es, den Tourismus zu fördern. "Wir wollen das Interesse der Berliner und Brandenburger an Kultur und Natur der Region wecken", sagt Knefelkamp. Er denke, dass auch Polen auf diesem Weg durch Brandenburg wandern werden. Ausgeschildert ist der Weg noch nicht. Knefelkamp spricht von bürokratischen Hürden. Er hoffe aber, dass in absehbarer Zeit die gelbe Muschel als Symbol des Jakobswegs auch den Verlauf der Route in Brandenburg kenntlich machen wird. Bis dahin sollten Pilger und Wanderer sich im Internet unter jakobsweg-brandenburg.euv-ffo.de informieren.

Probe-Pilgern

Am Mittwoch (16 Uhr) wird im Frankfurter Rathaus zudem eine Wanderausstellung zum Jakobsweg in der Region eröffnet. Am Abend können interessierte Freizeit-Pilger schon mal ein Stück des Weges ablaufen: Dann geht es von Pillgram bei Frankfurt auf einer rund einstündigen Wanderung zur Wehrkirche nach Jacobsdorf. Dafür haben sich laut Knefelkamp fast 200 Menschen angemeldet, Studenten und Dozenten der Viadrina ebenso wie Einwohner von beiden Seiten der Oder.

Noch am Abend werden von Jacobsdorf aus zwei jeweils 20-köpfige Pilgergruppen die beiden märkischen Routen in Angriff nehmen. Sie treffen am Sonntag in Berlin zur Abschlussveranstaltung in der Lazarusgemeinde zusammen. Die Gemeinden am Rande der Wege haben einige Überraschungen für die Pilger vorbereitet. Auf sie warten nach Angaben der Veranstalter unter anderem Kirchenführungen, Orgelkonzerte, Grillabende und eine Floßfahrt auf der Spree. (mit ddp)

Jörg Schreiber[ddp]

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