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Brandenburg: Unter der Sonne Brandenburgs

Viel Licht, viel Sand, kaum Wasser: So wird die Mark durch den Klimawandel in fünfzig Jahren aussehen

Potsdam. Wird es in Brandenburg bald Palmen geben? Das Klima jedenfalls, so viel steht fest, wird in den nächsten fünfzig Jahren sonniger, wärmer und trockener – was gravierende Folgen für das Land haben wird. Die gestern vorgestellte „Studie zur klimatischen Entwicklung Brandenburgs bis zum Jahr 2055“, die das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung im Auftrag des Umweltministeriums erstellt hat, prophezeit für diesen Zeitraum unter anderem eine Erhöhung der Waldbrandgefahr „um 30 Prozent“, sinkende Pegelstände in den Flüssen, häufigere Hochwässer sowie geringere Ernten.

Ursache ist der Klimawandel infolge der Erderwärmung, dessen Auswirkungen erstmals auf das märkische Regionalklima angewandt wurden. Klimaforscher Manfred Stock, einer der Autoren der Studie, forderte eine Überprüfung des Milliardenprojektes Havel-Ausbau, da nach dem Klimaszenarium nicht sicher sei, dass die Havel im Sommer genug Wasser für die Schifffahrt führen werde. Umweltstaatssekretär Friedhelm Schmitz-Jersch sagte, die Studie werde dem Bundesverkehrsministerium zugleitet.

Obwohl Brandenburg schon jetzt zu den trockensten Gebieten Deutschlands gehört, werden laut Studie die Niederschläge von derzeit 560 Millimeter pro Jahr bis 2055 im Jahresmittel auf unter 450 Millimeter sinken. Das Problem: Die stärksten Rückgänge sind in den Sommermonaten zu erwarten, so dass die Landwirtschaft mit häufigeren Dürren rechnen muss.

Besonders trockene Zeiten kommen auf die Uckermark, den Fläming und die Niederlausitz zu, wo nur noch 400 Millimeter Niederschlag pro Jahr erwartet werden. Gleichzeitig wird – die Tourismusbranche kann jubeln – die Sonne länger scheinen: 18 bis 36 Minuten mehr pro Tag als die bisherigen 4,2 bis 4,7 Stunden. Die Temperaturen werden im Durchschnitt um 1,5 Grad ansteigen.

Besonders dramatische Folgen wird der Klimawandel auf die bereits seit Jahrzehnten sinkenden Grundwasserstände haben, was den bereits wirkenden Trend zur Versteppung (wir berichteten) verschärft. Nach den Berechnungen der Klimaforscher wird die Grundwasserbildung um rund 50 Prozent zurückgehen: Dies werde auch zu „merklich sinkenden Wasserständen in Seen und Flüssen“ führen, was die Wasserqualität (Fischsterben) beeinträchtigt, so die Studie. „Einige Oberläufe von Flüssen werden definitiv trocken fallen“, sagte Professor Eckhard Jungfer, der vor „dramatischen Auswirkungen“ besonders für Kleingewässer wie den Rangsdorfer, den Seddiner und den Wittener See warnte. Auch sei nicht ausgeschlossen, dass die Spree in trockenen, heißen Sommern nicht mehr nach Norden abfließen könne – und quasi zum stehenden Gewässer werde.

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