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Wirtschaft: Bonus aus dem Osten

Staatsanleihen von EU-Kandidaten bieten höhere Zinsen als deutsche – bei kalkulierbarem Risiko

Anleger, die sich nicht mit den mageren Zinsen von Bundesanleihen zufrieden geben wollen, bieten sich gute Gelegenheiten in Osteuropa. Zumal auch die Finanzkraft vieler Länder in letzter Zeit immer besser bewertet wird (siehe Kasten). Allerdings ist Osteuropa kein Geheimtipp mehr. Die Anleihekurse der Länder wie Polen, Tschechien und Ungarn, die vergangenen Mai Mitglied der EU geworden sind, sind schon stark gestiegen. Der Blick der Experten geht deshalb weiter.

Analysten halten insbesondere die Anleihen von Ländern, die voraussichtlich in den kommenden Jahren der EU beitreten werden, für interessant. „Hier gibt es gute Chancen“, sagt Oliver Kastner, Analyst bei der Fondsgesellschaft Deka. „Bonds aus Rumänien und Bulgarien haben noch Potenzial.“ Beide Staaten werden wahrscheinlich 2007 EU-Mitglieder. Eine rumänische Staatsanleihe mit achtjähriger Laufzeit bietet zurzeit eine Rendite von vier Prozent – ein entsprechendes deutsches Papier rund 0,5 Prozent weniger.

Neben der besseren Rendite sieht Kastner außerdem noch Chancen auf Kursgewinne in diesem Jahr. Denn mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung und der Annäherung an die EU dürften sich die Zinsen in den beiden Ländern dem europäischen Niveau annähern. Das bedeutet wiederum, dass Anleger für Papiere mit einer höheren Verzinsung bereit sind, mehr zu zahlen. Die Kurse steigen in der Folge.

Thorsten Hähn, Anleihenspezialist bei der WGZ Bank, empfiehlt außerdem kroatische Bonds. „Kroatien ist interessant, weil die Perspektive noch nicht so klar ist.“ Die jüngste Kritik der EU „sollte Kroatien aber nicht auf ewig ausschließen“. Während sich eine kroatische Anleihe mit Laufzeit bis 2014 zurzeit mit 4,2 Prozent rentiert, liegt die entsprechende Bundesanleihe lediglich bei 3,6 Prozent.

Grundsätzlich gilt: Zu bevorzugen sind für deutsche Anleger Euro-Anleihen im Vergleich zu Bonds in den jeweiligen Landeswährungen. Euro-Anleihen haben zwei Vorteile. Zum einen wird so ein möglicher Verlust durch Wechselkursschwankungen ausgeschlossen. Der Anleger kauft das Papier in Euro, erhält die Zinsen in Euro und die Rückerstattung bei Ablauf der Anleihe erfolgt ebenfalls in Euro. Zum anderen werden diese Anleihen an deutschen Börsen gehandelt – sind also leicht zu erwerben und wieder zu verkaufen.

Für spekulative Anleger, die auch bereit sind, größere Summen zu investieren, lohnen sich allerdings auch Bonds in Landeswährung. „Damit es sich rechnet, müssen häufig mindestens 20000 Euro angelegt werden“, sagt Deka-Analyst Kastner. Die Gründe: Zusätzliche Gebühren der ausländischen Börsen und die Unterschiede bei den Preisen für die jeweilige Währung beim An- und Verkauf. Belohnt wird die Risikofreude mit einer höheren Rendite. So bieten Forint-Anleihen des neuen EU-Mitglieds Ungarn bei einer Laufzeit bis 2009 etwa 7,2 Prozent, entsprechende polnische Zloty-Anleihen 5,65 Prozent.

Aufgefressen werden können diese Renditen allerdings durch schwächere Kurse gegenüber dem Euro. Schließlich muss der in Forint oder Zloty erzielte Gewinn in die eigene Währung umgetauscht werden. Außerdem: „Steigen die Zinsen in Euroland und den USA, dann greifen die Anleger zu den sichereren Anleihen“, sagt WGZ-Analyst Hähn. Darunter dürften dann wieder die Kurse der Anleihen in eher weicheren Währungen leiden. „Die Entwicklung muss ein Anleger bei diesen Papieren regelmäßig beobachten und nicht nur alle halbe Jahre ins Depot schauen“, rät Hähn. „Als Privatanleger kann man sich da nur schwer absichern“, sagt wiederum Deka-Experte Kastner. Kleinanleger, die die Zinsvorteile von Anleihen in Landeswährung nutzen wollen, sollten lieber in Fonds investieren. Dort ist eine breitere Streuung über mehrere Länder möglich, um das Risiko zu reduzieren. Und es gibt eine Reihe von Fonds, die sich auf solche Anleihen spezialisiert haben.

Neben den EU-Aspiranten haben die Analysten auch mittlerweile Russland auf der Liste lohnender Investments. Das Land habe effektiv keine Schulden mehr, sagt Deka-Analyst Kastner. „Für die Papiere, die auf dem Markt sind, gibt es gute Chancen, weil keine neuen Schulden aufgenommen werden.“ Eine langjährige russische Anleihe – Laufzeitende 2030 – bietet derzeit 6,7 Prozent Rendite. Allerdings gibt es sie nicht in Euro. Russland hat seine Schulden in Dollar aufgenommen.

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