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Brandenburg: „Verkehr ist gefährlicher als Vogelzug“

Agrarminister Woidke über die verordnete Stallpflicht für Geflügel

Herr Woidke, Sie waren zunächst gegen die Stallpflicht. Was hat sich geändert?

Wir sehen eine konkrete Gefahr durch durchziehende Zugvögel, seitdem der VogelgrippeErreger in Russland nachgewiesen wurde. Die Experten des Landesumweltamtes sagen, dass Zugvögel aus dieser Region zu uns kommen können. Nicht hunderttausende, aber es können mehrere hundert sein, die in Brandenburg rasten. Die größte Gefahr sehe ich allerdings nach wie vor durch den Reiseverkehr.

Wie soll die Stallpflicht überwacht werden?

Die Überwachung obliegt den Kreisveterinärämtern. Die Kreistierärzte sind in der Pflicht, die Kontrollen durchzuführen. Die Geflügelhalter müssen ihren Anordnungen nachkommen, wenn sie kein Bußgeld riskieren wollen.

Aber Enten und vor allem Gänse kann man nicht ständig in geschlossenen Ställen halten.

Nein, Gänse sind ein klassisches Weidegeflügel, das heißt sie müssen im Freien gehalten werden. Allerdings muss man, um Zugvögel von den Gänsen fern zu halten, nicht unbedingt einen Stall haben. Es reicht, Netze zu spannen und mit Folien abzudichten, um sie zu schützen.

Was sollen Kleintierhalter in Brandenburg tun, die keine ausreichenden Ställe haben?

Sie sollten sich unverzüglich mit dem Kreisveterinäramt in Verbindung setzen. Dieses kann Ratschläge geben, gegebenenfalls auch Ausnahmeregelungen erlassen. Im übrigen ist es ohne allzu großen Aufwand möglich, provisorische Ställe aus ein paar Brettern und Folie zu bauen.

Viele Kleintierhalter auf dem Land sind arbeitslos und haben wenig Geld.

Uns ist klar, dass diese Maßnahme die Tierhalter belastet. Aber die größere Belastung wäre, wenn die Seuche hier ausbrechen würde und wir Millionen Tiere töten müssten.

Was ist mit Tauben, Meisen oder Spatzen, können sie die Vogelgrippe übertragen?

Nein. Sie können nach jetzigen Erkenntnissen das Virus wohl tragen, aber kommen als Überträger kaum in Betracht, deswegen müssen die Tauben auch nicht eingesperrt werden.

Wohin kann sich der ratsuchende Bürger wenden?

Wir haben – vorerst werktags – ein Infotelefon unter (0331) 866-7200 und -7201 geschaltet. Tierhalter sollten sich aber direkt mit den Kreisveterinärämtern in Verbindung setzen.

Dietmar Woidke (SPD) ist Doktor der Agrarwissenschaft und seit einem Jahr Minister für ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz. Mit ihm sprach Michael Mara.

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