zum Hauptinhalt

Panorama: Expo 2000: Einer hat gelogen - Ticketsystem der Expo war offenbar nicht ausgefallen

Die Dinge können auch in positivem Licht erscheinen. Manche Hannoveraner nehmen den schlechten Start der Expo sogar erleichtert hin.

Die Dinge können auch in positivem Licht erscheinen. Manche Hannoveraner nehmen den schlechten Start der Expo sogar erleichtert hin. Das befürchtete Verkehrschaos ist bislang ausgeblieben, die Parkplätze sind frei. Auch die Nachfrage nach Gästezimmern hält sich in Grenzen: Viele Expo-Besucher kommen morgens und fahren abends wieder mit dem Zug zurück, sie sparen die Übernachtung. Das ist ein Unterschied zu Messe-Zeiten, bei denen meistens die Firmen die Unterbringung ihrer Mitarbeiter bezahlen.

So bleibt die von einigen Hannoveranern befürchtete Besucherwelle aus. Doch die Expo-Macher ziehen den Kopf ein.

Die Besucherzahlen bleiben mit bislang etwa 350 000 weit hinter den Erwartungen zurück. Die gleichzeitig gestartete "Expo am Meer" in Wilhelmshaven ist dagegen offenbar ein Besuchermagnet. Sie registrierte an den ersten Tagen 200 000 Besucher. Da muss die Expo aufpassen, dass nicht ihre kleine Schwester erfolgreicher wird als sie selbst.

Spontanbesucher der Expo 2000 müssen an den Kassen des Weltausstellungsgeländes wieder einen Zuschlag von 10 Mark auf alle Eintrittskarten zahlen. Die Computerprobleme des bundesweiten Ticket-Buchungssystems "Start" seien gelöst, sagte Expo-Sprecher Udo Iwannek am Montag in Hannover. Deswegen werde der am Freitag vorübergehend ausgesetzte Zuschlag von 10 Mark an Werktagen und 20 Mark an Wochenenden erneut erhoben.

Dagegen bestritt eine Sprecherin von "Start" in Frankfurt (Main), dass es nach der Expo-Eröffnung am Donnerstag Probleme mit dem elektronischen Buchungssystem gegeben habe. Am Tag vor der Eröffnung sei zwar von 14 bis 16.30 Uhr ein Computer abgestürzt. "Ab Donnerstagmorgen konnten aber über alle verfügbaren Wege und in allen Vorverkaufsstellen wieder normal Eintrittskarten gekauft werden", betonte "Start"-Sprecherin Dorothea Hohn am Montag. Die Aussagen der Expo GmbH über weitere Probleme des Buchungssystem seien falsch. Dementsprechend falsch sei auch die Begründung für die Aussetzung des Zuschlags an den Kassen des Weltausstellungsgeländes.

Die "Start"-Sprecherin bestätigte einen Bericht der Hannoverschen "Neuen Presse", wonach über das "Start"-Buchungssystem am Donnerstag 8 000 und am Freitag 16 000 Expo-Eintrittskarten verkauft wurden. Offenbar hat das System also funktioniert. Es waren auch nur wenige Bestellungen, die das System verkraften musste.

Unklar war am Montag, ob die Expo-Veranstalter oder die Start-Sprecherin die Öffentlichkeit belogen hat.

Dabei äußerte sich Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) gelassen über die geringen Besucherzahlen. "Der Mundfunk ist wichtiger als der Rundfunk", sagte er. "Niedersachsen hat ein besonderes Interesse an einem Erfolg der Expo: Das Land trägt die Hälfte des bislang auf 400 Millionen Mark veranschlagten Defizits der Expo. Kommen weniger als die erwarteten 40 Millionen Besucher, steigt der Verlust entsprechend an.

Vor allem zahlreiche Schulklassen sorgten für Leben bei der Weltausstellung. Zu sehen bekamen die Expo-Besucher erstmals die Zeremonie zum Nationentag auf der Plaza - am Montag feierte die Dominikanische Republik.

Überschattet wurde der Auftakt der zweiten Expo-Woche von einem Anschlag auf die Bahnstrecke Hamburg-Hannover vermutlich durch militante Expo-Gegner. Die Generalbundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Unbekannte hatten in der Nacht zwei Hakenkrallen in die Oberleitung geworfen. Ein Güterzug riss am frühen Morgen einen der Wurfanker mit. In der Gegenrichtung konnte ein anderer Güterzug rechtzeitig stoppen. Menschen wurden nicht verletzt. Nach BGS-Angaben wurden in der Nähe des Tatortes Flugblätter mit der Aufschrift "Expo No" gefunden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false