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Panorama: Hurrikan George

Nach dem Besuch des amerikanischen Präsidenten ist die Queen erbost – der Helikopter verwüstete den Palastgarten

Die Erinnerung an ihren Gast George W. Bush wird die britische Königin Elizabeth II noch lange verfolgen. Der amerikanische Präsident hat ihren Palastgarten mehr verwüstet als der große Sturm von 1987und die Königin bekam darüber einen majestätischen Zornanfall. Wir haben sie „noch nie so wütend gesehen“, berichteten Lakaien dem Massenblatt „Mirror“. Nach der Inspektion ihrer seit Generationen von Spitzenkräften gepflegten Grünfläche war die 77-jährige Queen fassungslos.

Die Hubschrauber, mit denen Bush und seine Begleitung aus Sicherheitsgründen im Garten des Buckingham Palastes mehrmals landeten und starteten, walzten den berühmten Rasen nieder, in denen jeder Halm handgepflegt ist. Sie hätten riesige H-förmige Abdrücke im Grün hinterlassen. Seltene Bäume und Sträucher, die Königin Viktoria vor 150 Jahren pflanzen ließ, wurden von den Rotoren der Helikopter rasiert.

Traumatisierte Flamingos

Königin Viktoria regierte von 1837 bis 1901 und schon damals wurde der Bepflanzung große Beachtung geschenkt. Andere seltene und exotische Gewächse seien während des viertägigen Staatsbesuchs in der vergangenen Woche von rücksichtslosen Sicherheitsleuten zertrampelt worden. Der Garten des Buckingham Palastes ist nach Erkenntnissen von Biologen das artenreichste und wertvollste Stück Natur in ganz London, da seine Ruhe nur selten gestört wird. Die königlichen Flamingos brauchen womöglich einen Psychiater. Sie wurden zwar wegen des Lärms umgesiedelt, aber leiden seit ihrer Rückkehr unter einem schweren Trennungstrauma. Der Ortswechsel soll bleibende Schäden in der Psyche der lachsfarbenen Federtiere ausgelöst haben. Die Restaurierungsarbeiten für die biologisch wertvollste und artenreichste Grünfläche in London werden Tausende von Pfund kosten. Freilich geht die Rechnung für den Schaden, den „Hurrikan George“ anrichtete nicht ans Weiße Haus nach Washington, sondern muss von der Regierung aus Steuergeldern beglichen werden. Auch die Versicherung der Queen soll zahlen. Eine dicke Rechnung kommt auch auf den „Mirror“ zu, der diese Geschichte berichtete. Auch auf das Massenblatt ist die Queen stocksauer.

Die Zeitung hatte einen Reporter als Lakaien in den Palast eingeschleust, um die peinlichen Sicherheitslücken zu enthüllen. Er hätte ohne Weiteres einen Anschlag auf die Königliche Familie und die amerikanischen Gäste verüben können. Anstatt der Zeitung dankbar für die Aufklärung zu sein, stellte die Königin nun zum ersten Mal Strafanzeige gegen eine Zeitung. Der falsche Lakai habe gegen die Vertraulichkeitsklausel verstoßen, die Bedienste vertraglich verpflichtet, nichts über ihre Arbeit auszuplaudern.

Der Reporter enthüllte jedoch ungeheure Staatsgeheimnisse. So berichtete er, dass Bush und seine Frau Laura wie die Queen beim Frühstück ihre Cornflakes aus Plastikbehältern eines Versandhandels schöpfen. Es wurde aber nicht berichtet, dass Bush eine der Dosen als Souvenir mitnahm. Zu seinen Ehren trat der Präsident nicht wie sein Vorgänger Ronald Reagan in das protokollarische Fettnäpfchen: Als dieser vor dem morgendlichen Ausritt mit der Königin sich allzu lang für das amerikanische Fernsehen ins beste Licht rückte, galoppierte die Königin ungehalten davon.

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