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Panorama: Königin Elizabeth II.: Kein Skandal kann ihr etwas anhaben

Vielleicht behält der alte, dicke Ägypterkönig Faruk Recht, der bei seinem Sturz einst prophezeite: "Im nächsten Jahrtausend wird es auf der Welt nur noch fünf Könige geben. Vier im Kartenspiel und einer auf dem britischen Thron.

Vielleicht behält der alte, dicke Ägypterkönig Faruk Recht, der bei seinem Sturz einst prophezeite: "Im nächsten Jahrtausend wird es auf der Welt nur noch fünf Könige geben. Vier im Kartenspiel und einer auf dem britischen Thron." Heute begeht Elizabeth II., Herrscherin des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland und ihrer anderen Reiche und Territorien, Haupt des Commonwealth, Verteidigerin des Glaubens, ihren 75. Geburtstag. Die Königin will nach all dem Wirbel um ihre Schwiegertochter Sophie wenigstens an diesem Jubiläum ihre Ruhe haben und feiert ganz privat im kleinen Kreise. Auch ihr "offizieller" Geburtstag im Juni mit der traditionellen Parade wird ohne besonderes Brimborium ablaufen.

Elizabeth denkt nicht daran, ihren Thron an den mittlerweile schon 52-jährigen Kronprinzen Charles abzutreten. Abdankungsgerüchte ließ sie letztes Jahr scharf dementieren. Sie weiß zu gut, dass sie das stärkste Bollwerk gegen die Ausrufung der Republik ist, über die die britischen Medien bei den nicht abreißenden Skandalen um ihre Familienmitglieder mit schöner Regelmäßigkeit fantasieren. Immerhin stehen nach den jüngsten Meinungsumfragen noch fast zwei Drittel der Briten hinter der Monarchie, vor allem deswegen, weil die "Queen einen guten Job macht".

Durch eisernes Pflichtbewusstsein und ihre untadelige Persönlichkeit macht die Queen viel von dem Schaden wieder wett, den ihre Söhne und Schwiegertöchter der Monarchie zufügten. Dabei galt sie vor ihrer Thronbesteigung eher als schüchtern und linkisch. Heute ist die Königin wohl das an Erfahrung und Dienstjahren reichste Staatsoberhaupt der Welt. Das Arbeitspensum der Königin ist knochenhart, was selbst dem ultralinken Londoner Stadtoberhaupt und eingefleischten Republikaner Ken Livingstone imponiert. 600 "Verpflichtungen" zählte der Hofkalender im letzten Jahr. Ob sie einer Galavorstellung beiwohnt, eine Fabrik besichtigt oder verdiente Bürger adelt, stets beeindruckt die Königin durch ihre Würde und Konzentration. Sie gibt ihrem Gesprächspartner das Gefühl der persönlichen Anteilnahme, auch wenn er ihr als 250. in einer Schlange präsentiert wird. "Ich brauch ja nicht extra vorgestellt zu werden," beschreibt die Queen das Geheimnis ihres ungezwungenen Umgangs mit den Untertanen, bei dem sie freilich niemals die Distanz ihres Amtes preisgibt.

Selbst im Wöchnerinnenbett studierte sie täglich intensiv die Aktenbündel der Regierung. Einmal in der Woche empfängt sie den Premierminister und lässt sich die Lage der Nation vortragen. Zehn Regierungschefs küssten ihr bislang bei der Ernennung die Hand und alle lobten. wie sachkundig und informiert Ihre Majestät über ihr Reich sei.

Freilich ist ihre Rolle den britischen Steuerzahlern auch teuer. Trotz der Finanzreformen kosten die "Royals" die Staatskasse im Jahr über 20 Millionen Mark. Die Schlösser, Ländereien und Kunstschätze der Queen machen sie wohl zur reichsten Frau der Welt. Ihr größter persönlicher Luxus ist der Rennsport. Als passionierter Pferdenarr gerät sie völlig "unköniglich" aus dem Häuschen, wenn einer ihre Gäule das Rennen macht. Sie schätzt Puzzle-Spiel, entspannt sich am liebsten auf dem Lande und führt mit Tweedrock und Gummistiefeln ihre Corgies spazieren. Wann immer es sich machen lässt, begleiten die absurd-hässlichen Hunde ihre Herrin auch auf Reisen.

Spötter behaupten, dass sie an ihren Hunden mehr hängt als an ihren Kindern. Prinzessin Diana machte die kalte, höfische Erziehung ohne viel mütterliche Wärme für die Verklemmung ihres Mannes verantwortlich. Gemessen an der Kindheit ihrer Schwiegertochter allerdings waren Elizabeth und Prinz Philip geradezu Mustereltern. Im Gegensatz zu ihrem emotionalen Thronfolger befleißigt sich die Königin der eisernen Disziplin, die sie von ihrer Mutter geerbt hat.

Nur selten merkt man der Königin Gefühlsaufwallungen an. Während ihre Schwiegertöchter Diana und "Fergie" das Ansehen der Monarchie so schwammartig auflösten, wie der "Kuhwahnsinn" ein Rinderhirn, wirkt Elizabeth so fest und makellos wie die Diamanten in ihrer Staatskrone, die sie zwei Mal jährlich zur Eröffnung des Parlaments aufsetzt. Als ihr Palast halb abbrannte, Eheskandale den Ruf der Familie ruinierten, das Parlament über die königlichen Finanzen mäkelte und sie noch dazu eine schwere Grippe plagte, erschien die Königin dennoch zum Staatsbankett der Londoner City und seufzte leichthin über das "schreckliche Jahr", das sie durchgemacht hatte. Mit ihrer Makellosigkeit neutralisiert sie all den Klatsch, Tratsch und die Skandale, die sich um die Mitglieder ihrer Familie drehen.

Aber sie braucht wohl ebenso wenig zu befürchten, dass bald ein republikanischer Präsident in den Buckingham Palast einziehen wird. Das spekulieren britische Medien nach jeder "Krise", ebenso wie schon vor 150 Jahren bei Königin Victoria. Und bei ihrer blendenden Gesundheit und ihrer 100-jährigen Mutter wird sich auch Charles noch eine Weile gedulden müssen.

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