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Wirtschaft: Ackermann schweigt – außer beim Gehalt

Zur Sache will der Deutsche-Bank-Chef erst in drei Wochen aussagen – seine Verteidiger schirmen ihn ab

Düsseldorf - Vieles am ersten Tag des neuen Mannesmann-Verfahrens wirkt wie eine Wiederholung. Am Donnerstag stehen nicht nur dieselben sechs Angeklagten im selben Saal des Düsseldorfer Landgerichts wie vor gut zwei Jahren, sie halten fast alle auch dieselben Reden wie damals. Der ehemalige Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk erklärt den verlorenen Übernahmekampf gegen Vodafone im Jahr 2000 mit bekannten Worten: Solch eine Situation gleiche nicht einem „Spaziergang durch einen schön angelegten Park“, sondern einem „Schlachtfeld“. Vor diesem Hintergrund seien die Millionenprämien an aktive und ehemalige Mannesmann-Vorstände zu verstehen, deretwegen die Staatsanwaltschaft Funk und seinen Mitangeklagten Untreue vorwirft. Vor zwei Jahren erreichten sie Freisprüche. Doch der Bundesgerichtshof hat der Revision der Ankläger Recht gegeben und den Fall nach Düsseldorf zurückverwiesen – an eine andere Kammer desselben Gerichts.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, dessen Image im ersten Verfahren litt, scheut die Wiederholung. Lange steht er abgeschirmt in einer Ecke vor dem Saal und berät sich mit seinen Verteidigern. Die haben sich fest vorgenommen, den prominenten Klienten dieses Mal vor Schaden zu bewahren und ihm gar keine Zeit für unbedachte Gesten wie jenes verhängnisvolle Victory-Zeichen zu geben, das ihn am 21. Januar 2004 zum Symbol für arrogante Manager gemacht hat. Dieses Mal kontrolliert er jede Regung. Nur als der vor ihm stehende Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel die Zahlungen mit dem Hinweis auf den Unternehmenserfolg rechtfertigt („Unternehmer werden ja oft nicht für eine Wertsteigerung des Unternehmens prämiert, sondern für Stellenabbau“), rutscht Ackermann unruhig hin und her.

Während sich Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser zu der Bemerkung verleiten lässt, „unsere Kinder sind unsere Freude und unser Stolz“, belässt es Ackermann trocken bei dem Hinweis: „eine Tochter“. Als einziger der Angeklagten geht er auf die Frage des Richters nach seinem Einkommen ein: Er nennt sein Verdienst von der Deutschen Bank – 11,9 Millionen Euro – und ergänzt, sein gesamtes Einkommen betrage „zwischen 15 und 20 Millionen Euro pro Jahr“. Den Nettobetrag vermag er dem Richter aber nicht zu nennen.

Die gezielten Fragen nach dem Einkommen halten manche Prozessbeobachter für einen Hinweis auf eine außergerichtliche Einigung. Dann würde der Richter eine Geldstrafe verhängen, die sich an der Lebenssituation der Angeklagten orientieren muss. Doch so weit sind weder Gericht noch Staatsanwaltschaft.

Die Ankläger gehen mit Rückenwind in das neue Verfahren, zumal ihnen der Bundesgerichtshof etliche gut verwertbare Vorlagen geliefert hat. „Sie werden angeklagt“, trägt Peter Lichtenberg vor, „fremde Vermögensinteressen verletzt und Vermögensverluste großen Ausmaßes herbeigeführt zu haben“. Lichtenberg ist neu in dem Prozess, ihn hat die Anklagebehörde nach reiflicher Überlegung in den Gerichtssaal geschickt, weil die Ankläger beim ersten Verfahren in der Öffentlichkeit nicht immer den besten Eindruck gemacht haben. Lichtenberg ist auch Sprecher der Behörde und geübt im Umgang mit der Presse. Weil er weiß, dass die ein Gespür für Zahlen hat, nennt er noch einmal die unvorstellbare Summe an Prämien, die Ackermann, Zwickel und Co. ausgeschüttet haben: „Insgesamt war das die Summe von 111 514 794 Mark“. An dieser Stelle atmen viele im Saal auf.

Dass die Sache mit der schweren Untreue nicht so einfach aus der Welt zu schaffen ist, wie es die Angeklagten hoffen, zeigt der Vorsitzende Richter bei einem Schlussgeplänkel kurz vor Ende des ersten Verhandlungstages. Klaus Zwickel hatte wortreich die Verdienste von Klaus Esser für Mannesmann gelobt. Natürlich hält sich Zwickel bis heute für unschuldig: „Ich habe mir strafrechtlich nichts zuschulden kommen lassen.“ Doch in einem entscheidenden Punkt hat der frühere Metaller das Gericht offenbar nicht überzeugt. Richter Drees will wissen, warum Zwickel so wenig zu der Drei-Millionen-Prämie für Joachim Funk gesagt habe, der ohnehin schon durch die erhöhten Pensionen begünstigt wurde. Nach einer kurzen Beratung ist Zwickel sprachlos. Sein Verteidiger kündigt an, dazu später etwas sagen zu wollen.

An diesem Punkt horcht auch Ackermann auf, denn er hat diese Prämie noch mehr als Zwickel zu vertreten. Der Deutsche-Bank-Chef will sich aber erst am kommenden Donnerstag äußern.

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