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Leuchtendes Beispiel: Die Allianz steckt Probleme derzeit gut weg,

© Marc Müller/dpa

Allianz: Die Allianz verdient prächtig - trotz Hagels und Stürmen

Europas größter Versicherer trotzt den Naturkastrophen und der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank.

Es erinnert an die biblischen Plagen, was der deutschen Versicherungswirtschaft in diesem Jahr widerfahren ist. Erst kam die Flut, dann prasselten tennisballgroße Hagelkörner auf Häuser und Autos, und schließlich fegte Herbststurm „Christian“ über Europa hinweg. Weiteres Ungemach kommt von der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn die jüngste Entscheidung, die Leitzinsen weiter abzusenken, macht den Versicherern die Suche nach sicheren und zugleich rentierlichen Anlagen nicht leichter.
Europas größter Versicherer, die Allianz, scheint all das locker wegzustecken. 464 Millionen Euro musste der Konzern im vergangenen Quartal für Naturkatastrophen zahlen, dennoch stieg der Gewinn in der wichtigen Sachversicherungsgeschäft im dritten Quartal um 6,4 Prozent auf über 1,2 Milliarden Euro, teilte Finanzvorstand Dieter Wemmer am Freitag in München mit. Zwar dürfte „Christian“ im letzten Geschäftsvierteljahr zusammen mit anderen Faktoren zu weiteren Belastungen von 100 bis 400 Millionen Euro führen, dennoch ist Allianz-Chef Michael Diekmann zuversichtlich, dass die Gruppe am Jahresende sogar noch besser dasteht als bislang erwartet. „Angesichts der guten Entwicklung der Allianz-Gruppe in den ersten neun Monaten erwarten wie jetzt ein operatives Ergebnis für das Gesamtjahr von leicht über 9,7 Milliarden Euro“, sagte Diekmann. Bislang hatte die Allianz die 9,7 Milliarden Euro als obere Grenze angegeben. In den ersten neun Monaten hat man davon bereits 7,68 Milliarden Euro erwirtschaftet – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 7,9 Prozent. Die Aktionäre, die sich auch am Freitag wieder über Kurssteigerungen ihrer Aktie freuen konnten, haben gute Aussichten, auch für dieses Jahr wieder eine Dividende von 4,50 Euro zu erhalten – vielleicht sogar mehr. 40 Prozent ihres Reingewinns schüttet die Allianz an ihre Anteilseigner aus. Im vergangenen Jahr hatte die Gruppe einen Reingewinn von 5,2 Milliarden Euro verdient, in den ersten neun Monaten sind bereits 4,7 Milliarden Euro zusammen gekommen. Das macht Hoffnung auf eine höhere Ausschüttung. Eigene Aktien will die Allianz aber – anders als die Munich Re – nicht zurückkaufen. „Wir haben genügend Pläne, wie wir unser Geld investieren können“, betonte Wemmer.
In die Infrastruktur will die Allianz noch stärker investieren als heute schon, in den vergangenen drei Monaten hat man auch bei Aktien zugelegt. Über 2,5 Milliarden Euro hat der Konzern in dieser Zeit an der Börse investiert, die Aktienquote liegt jetzt bei rund fünf Prozent. Die Flucht in die Sachwerte ist auch der EZB geschuldet. Die niedrigen Zinsen, die Staatspapiere der wirtschaftlich soliden Euro-Länder abwerfen, treiben die Versicherer in andere, höher verzinste Anlagefelder – in Unternehmensanleihen oder in Fremdwährungspapiere. Ein Ausflug, der sich in den vergangenen drei Monaten gerächt hat. Währungsturbulenzen um den US- und den australischen Dollar, den brasilianischen Real und das britische Pfund haben die Allianz im vergangenen Quartal rund 725 Millionen Euro gekostet.

Unter der Politik der Notenbanken leidet auch die US-Tochter Pimco. Der Vermögensverwalter macht einen Großteil der Vermögensverwaltungssparte im Konzern aus, litt bei seinen Flaggschiff-Fonds zuletzt aber unter herben Mittelabflüssen. Wemmer sieht Pimco jedoch nur in einer vorübergehenden Formschwäche. Kurzfristig seien dort zwar keine großen Sprünge zu erwarten, sagte der Finanzchef. Aber sobald das Hin und Her der Zentralbanken – insbesondere die Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Notenbank Fed – vorüber sei, dürften die Geschäfte der kalifornischen Investmentgesellschaft wieder anziehen.
Probleme macht die Niedrigzinspolitik aber auch der Lebensversicherungssparte. Die älteren, höher verzinsten Wertpapiere haben der Allianz enorme Kursgewinne beschert, an denen sie ausscheidende Kunden beteiligen muss. In der Gruppe liegen die Bewertungsreserven der festverzinslichen Wertpapiere bei 30 Milliarden Euro, in Deutschland sind es zehn Milliarden. „Wir brauchen die laufenden Zinscoupons“, verteidigt Wemmer Überlegungen in der Politik, die Beteiligung der Versicherten an den stillen Reserven einzuschränken. Zudem setzt die Allianz auf ihre neuen Lebensversicherungen, die den Kunden nur noch eingeschränkte Garantien geben. Offensichtlich mit Erfolg: „30 bis 40 Prozent des Neugeschäfts entfallen bereits auf diese Produkte“, berichtete Wemmer.

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