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Berliner Wirtschaft: Berlin ist eine Marke

Produkte aus der Region werden zum Trend in der Hauptstadt. Auch größere Firmen setzen darauf

Das „Curry-Hühnchen“ soll bei den Berlinern gut ankommen, weil es laut Verpackung „dufte“ ist. Mit neuen Mayonnaisesalaten, die außerdem „knorke“ und „fetzig“ sind, will der Feinkosthersteller Pfennigs speziell die Kunden in der Hauptstadt ansprechen. „Wir wollen mehr Berliner Charakter in die Marke bringen“, sagt Geschäftsfüherin Susanne Hofmann. Pfennigs war ursprünglich ein Berliner Unternehmen, gehört inzwischen aber zu einem britischen Konzern. Seit Juli lautet der Werbespruch für Kartoffelsalat und Co: „Berliner Mundart. Seit 1907.“ Mit alten und neuen Produkten, wie der „Knorke Käseleckerei“, erhofft sich das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren eine Umsatzsteigerung von 10 bis 15 Prozent.

Auch andere Unternehmer setzen auf die Region: Sanddornwein aus dem Havelland, Uckerkaas aus der Uckermark und Pflaumensenf aus der Barnimer Region – unter dem Label „Q-Regio“ gibt es diese Regionalprodukte in derzeit fünf Läden in Brandenburg zu kaufen. Detmar Leitow, Marketingleiter des Franchise-Systems für Produkte aus Berlin und Brandenburg, hat beobachtet, dass inzwischen auch größere Unternehmen wie Pfennigs versuchen, sich durch Marken mit starkem regionalen Bezug zu positionieren. Dennoch sieht er vor allem für seine Partner, kleine und mittelständische Unternehmen, eine Chance, wenn sie mit ihrem Produkt, die „Tradition und die Emotion ihrer Region rüberbringen“. Derzeit plant Q-Regio eine neue Filiale in Kreuzberg..

Wird ein Lebensmittel in Berlin oder Brandenburg produziert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch hier verzehrt wird, tatsächlich hoch: Nur 15 bis 20 Prozent der lokalen Produktion werden nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung für Ernährungsindustrie jenseits der Grenzen Berlins und Brandenburgs verkauft. Der Umsatz mit Produkten aus der Region, wird derzeit allerdings nicht erhoben. Aus Berlin stammen auch seltsame Produkte wie der Schnaps „Neuköllnisch Wasser“, der Pariser Platz in Keksform oder die als Kokain und Speed getarnten Salz- und Pfefferstreuer. Zu kaufen gibt es all das bei „ausberlin“ am Alexanderplatz. „Zu uns kommen Leute die ein T-Shirt haben wollen, das es eben nicht bei H&M gibt“, erklärt Ladenbesitzer Peter Madundo. Bei ihm gibt es Kleider von Berliner Designern oder selbst bemalte Oberteile. Für seine Käufer spiele es keine so große Rolle, dass die Produkte aus der Stadt stammen, allerdings wüssten Berliner Designer und Hersteller einfach am Besten, was in der Stadt angesagt ist. Aus Tradition mit Berlin verbunden, ist das „Berliner Knusperbrot“. Seit mehr als vierzig Jahren wird das Knäckebrot in Pankow produziert und ist vor allem in Berlin und Ostdeutschland bekannt. Das 1992 reprivatisierte Unternehmen Spreewaffel bestreitet mit dem Knusperbrot circa 25 Prozent seines Umsatzes. Für Marketingleiterin Karin Michalk-Richter ist die Bewahrung des „Traditionsproduktes des Ostens“ ein Erfolg, ausweiten will das Unternehmen die Produktpalette mit Berlin im Namen allerdings nicht. Damit würde sich das Unternehmen zu sehr auf den regionalen Markt beschränken, heißt es bei der Firma.

Das ist beim Berliner Bürgerbräu wiederum Programm. „Wir verstehen uns als Regionale Brauerei. Für uns ist es wichtig, dass der Kunde die regionale Verbundenheit spürt“, erklärt Marketing leiter Robert Schaddach. Nur 10 bis 15 Prozent der Produktion werden exportiert, und zwar ins Ausland.

Ute Zauft

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