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Air Berlin

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Billigflieger: Dämpfer für Air Berlin

Billigflieger enttäuscht im zweiten Quartal: Der Gewinn halbiert sich. Schuld, so das Unternehmen, sei das schöne Wetter.

Air-Berlin-Aktionäre sollten vor allem über eines verfügen: über starke Nerven. Die konnten sie am Mittwoch wieder gut gebrauchen, als der Billigflieger seine Zahlen zum zweiten Quartal vorstellte. Der Gewinn der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als halbiert, der Ausblick für das laufende Jahr wurde relativiert. Der Markt zeigte sich enttäuscht und ließ die Aktie zeitweise unter den Ausgabekurs von zwölf Euro fallen.

„Wochenlanger strahlender Sonnenschein in Deutschland und Dauerregen rund ums Mittelmeer hatten zu Beginn des zweiten Quartals zu signifikanten Erlösrückgängen geführt“, erklärte die Fluggesellschaft am Mittwoch den Einbruch. Obwohl der Charter-Anteil von Air Berlin nur noch 37 Prozent vom Umsatz beträgt, hätten die Buchungsrückgänge bei den Reiseveranstaltern voll auf das Unternehmen durchgeschlagen. Aber auch viele spontane Buchungen von Individualreisenden seien im April ausgeblieben. Die Passagierzahl sei von April bis Juni zwar um 11,8 Prozent auf 5,98 Millionen gestiegen. Da die Kapazität stärker erhöht worden sei, habe sich die Auslastung der Plätze jedoch auf 77,8 Prozent verringert, sagte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer. Mittlerweile sei man aber wieder auf einem guten Weg, betonte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold. Der Umsatz legte im zweiten Quartal um fünf Prozent auf 510,5 Millionen Euro zu.

Durch starken Wettbewerb und den damit verbundenen Preiskampf habe das Unternehmen unter dem Strich von April bis Juni nur noch 12,1 Millionen Euro verdient, sagte Hüttmeyer. Im Vergleichszeitraum 2006 waren es noch 30,1 Millionen Euro gewesen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) schrumpfte um gut 47 Prozent auf 23,5 Millionen Euro. Auch das Jahresziel wurde relativiert: Für das Gesamtjahr werde nun mit einem Betriebsgewinn über dem des Vorjahres gerechnet, sagte Hunold. 2006 hatte das Ebit bei 64,1 Millionen Euro gelegen, was einer Ebit- Marge von 4,1 Prozent entsprach. Für 2007 war bisher eine Marge von sechs bis sieben Prozent erwartet worden.

Eine Gewinnwarnung sei jedoch nicht notwendig gewesen, da es kein Gewinnversprechen gegeben habe, sagte ein Air-Berlin-Sprecher. Die Aussagen werden von Händlern aber trotzdem so gelesen: Die Gerüchte über eine Gewinnwarnung von der vergangenen Woche hätten sich bewahrheitet, hieß es. Der Ausblick sei massiv zurückgenommen worden und damit sehr enttäuschend, sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler.

Die Aktie steht seit Monaten unter Druck. Immer wieder werden die Anleger verunsichert, wie etwa mit den Durchsuchungen wegen des Verdachts des Insiderhandels im Juni. Und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart dauern weiter an. Auch kurzfristige Kurssprünge aufgrund von Übernahmespekulationen halfen nicht lange: Seit Mai ist der Kurs der Aktie schon um mehr als 40 Prozent abgestürzt.

Das lässt die Gefahr, dass Air Berlin von einem Konkurrenten wie dem irischen Billigflieger Ryanair übernommen wird, wachsen. Vorstandschef Hunold wollte nicht spekulieren und sagte lediglich: „Aktiv wissen wir von nichts.“ Mit solchen Gerüchten müsse man leben, wenn man an der Börse notiert sei.

Finanzvorstand Hüttmeyer schob einen Teil der Verantwortung für die enttäuschenden Zahlen auf das Bundeskartellamt: „Die lange Dauer des Genehmigungsverfahrens zur LTU-Übernahme hat das Schöpfen von Synergien in diesem Jahr leider weitgehend verhindert.“ Vor allem die Leasing-Kosten für das Anmieten zusätzlicher Flugzeuge hätten den Gewinn geschmälert. Die lange Prüfung des Kartellamtes habe unter dem Strich rund 30 Millionen Euro gekostet, da Flugpläne nicht rechtzeitig aufeinander abgestimmt werden konnten. Air Berlin hatte die defizitäre LTU Ende März für 140 Millionen Euro erworben, genehmigt wurde der Kauf im August. Durch die Übernahme des Düsseldorfer Ferienfliegers will Air Berlin nun ab 2008 jährlich 70 bis 100 Millionen Euro einsparen.

Juliane Schäuble

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