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Heik Afheldt trifft …: Firmengründer Henrik Schneider

Neues in alten Gehäusen! Am Borsigturm in Tegel in einem großen, schönen Büro entsteht ein Stück mobile Zukunft.

Neues in alten Gehäusen! Am Borsigturm in Tegel in einem großen, schönen Büro entsteht ein Stück mobile Zukunft. Segway heißen die zweirädrigen elektrischen „Roller“, mit denen man nun nicht mehr nur in Science-Fiction-Filmen, sondern auf Straßen und Plätzen Menschen mit teils vergnügten, teils ängstlichen Gesichtern die Stadt erkunden sieht. Ein Teil der elektromobilen Zukunft Berlins und der urbanen Welt von morgen?

Vieles spricht dafür und der so jugendliche Mitgründer des Start-up-Unternehmens Yoove, Hendrik Schneider, ist davon überzeugt. Er steckt schnell an mit seiner Begeisterung, aber auch mit seinem nüchternen kaufmännischen Kalkül. Noch findet man nicht viele der Amerikaner aus Bedford auf deutschen Straßen. 2004 hatten sie hier ihren ersten Messeauftritt, seit Juli 2009 sind sie auf Straßen und Fahrradwegen zugelassen. Ein Mofaführerschein genügt. Rund 8000 Euro pro Stück kosten sie, der Akku reicht für 40 Kilometer. Und was ist die besondere Geschäftsidee des Studenten Schneider und seines Freundes Fabian Paul? Sie nutzen vor allem Hotels als „Vertriebspartner“ – und verkaufen Werbeflächen vorn auf den „Rollern“. So zahlt der Werbetreibende zwischen 500 und 800 Euro im Monat und der Nutzer nur noch 14,90 Euro pro Stunde. 30 Segways haben sie schon, bis August sollen es 100 in 80 Hotels werden.

Und das ist nur ein Anfang. Auf einer Deutschlandkarte zeigen bunte Nadeln, bis wann wo auch außerhalb Berlins „gesegwayt“ werden soll. Immer nach dem gleichen Konzept: niedrige Kosten, keine eigenen Vertriebslokale, sondern ganz schlanke Tochtergesellschaften. Der „Sixt der E-Mobility“ möchten sie werden. Die Muttergesellschaft wurde mit zwei weiteren Partnern gegründet. Es war, so berichtet der Junge aus dem Harz selbstbewusst, kein Problem, Investoren für die Anfangsinvestitionen von deutlich mehr als einer Million Euro zu überzeugen. Für dieses Jahr erwarten sie bereits einen Umsatz von 950 000 Euro. In Zukunft soll sich unter Yoove alles finden, „was sich elektrisch fortbewegt“. Berlin mit seinem E-Mobility-Programm und Millionen von Touristen ist ein besonders zukunftsträchtiges Pflaster.

Bis Ende August will der unternehmerische Student auch seinen Bachelor an einer renommierten privaten Fachhochschule machen. Man hat daran keine Zweifel, wenn man diesen engagierten jungen Mann so sachlich und präzise sprechen hört. Ein „Wunschkind“ sei er gewesen und in einer „Traumfamilie“ aufgewachsen. Weil sein Vater wegen Diabetes schon mit 26 Jahren Frührentner geworden war, durfte der in den Westen und brachte von dort alle gewünschten Westprodukte heim. 1997 zogen sie in ein eigenes Haus. Mit der evangelischen Jugend machten sie viele Reisen ins Ausland, mit Gitarre am Strand und zum ausgiebigen Wandern. Ein Hansdampf in allen Gassen war er wohl mit seiner eigenen Punkrock-Band Pecavi. In Berlin lebt er glücklich und ledig in Alt-Moabit.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Hendrik Schneider (23) ist geschäftsführender Gesellschafter der Yoove Mobility GmbH und Student der Kommunikationswissenschaften. Er stammt aus Wernigerode im Harz.

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