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HEIK AFHELDT trifft…: Galerist Bruno Brunnet

Freundlich kommt Bruno Brunnet auf einen zu, schwarz-weiß kariertes Jacket, offenes weißes Hemd, Jeans und Dreitagebart. In den lichten hohen Räumen ein eher zierlicher Mann, aber in den langen suchenden Jahren nach dem eigentlichen Leben und der Kunst groß geworden in der Szene.

Freundlich kommt Bruno Brunnet auf einen zu, schwarz-weiß kariertes Jacket, offenes weißes Hemd, Jeans und Dreitagebart. In den lichten hohen Räumen ein eher zierlicher Mann, aber in den langen suchenden Jahren nach dem eigentlichen Leben und der Kunst groß geworden in der Szene. „Contemporary Fine Arts“ heißt seine Galerie. Große Formate großer zeitgenössischer Künstler an den weißen Wänden. Seine Galerie auf zwei Stockwerken und 700 Quadratmetern in dem beeindruckenden Eckbau von David Chipperfield verspricht ein weit strahlender Leuchtturm der Berliner Kunstszene zu werden. Für Bruno Brunnet ist der Umzug mit seinen heute 22 Mithelfern in dieses Haus ein großer – und wie er meint – letzter Schritt in die Beletage der Szene. Wenn dieser wache und ehrgeizige Mann von seinem Leben erzählt, von seinem einfachen und doch sehr gemochten Elternhaus in Marburg, den so anregenden Gesprächen mit den Studenten, die bei ihnen zur Miete wohnten und mit aßen, seiner Suche nach „Meistern“ als Leitbilder, der Sympathie für die 68er, für rauschhafte Phasen und auch für harte Jobs auf dem Bau und in Kneipen, der versteht, warum es ihn 1979 aus der Provinz nach Berlin gezogen hat. Das Fachabitur für Wirtschaft hatte er noch vorher geschafft, aber der BWL-Student war danach „keine sechs Stunden“ in der Uni in Gießen.

Unzählige Stunden hat er dagegen hier in der Paris Bar und bald als Kellner in Ossi Wieners „Exil“ verbracht – eine für ihn völlig neue Welt, bunt, verrückt und prall. Joseph Beuys, Peter Stein, Dieter Roth oder Martin Kippenberger. Der flinke Kellner und mitternächtliche Disco-Gast hat alles gehört, gesehen und aufgesogen, hat in Ateliers geholfen und ist nach London und New York gereist. Mit Kunst wurde richtig Geld verdient damals, sagt er, und Köln war zu der Zeit der „Vorort von New York“. In der Top-Galerie Michael Werner, gegenüber von Walter König hat er deshalb angeheuert, als Archivar. Nach der Wende hat er schnell gemerkt „es ändert sich was“ und kam zurück nach Berlin. Mit einem 50 000 DM-Darlehen der Deutschen Bank und seiner heutigen Frau, der Kunsthistorikerin Nicole Hackert starteten sie eine kleine Galerie in der Wilmersdorfer Straße, 1. Stock. Ein holpriger Beginn mit einer „Zwangsversteigerung“ einiger seiner schönen Polkes durch die Bank, weil sie den Kredit plötzlich gekündigt hatte.

Aber es ging weiter - über die Tauroggenstraße mit dem Sammler-Ehepaar Hoffmann Ende 1996 in deren Haus in die Sophienstraße. Heute mischt sich die Freude und der Stolz über das tolle neue Domizil mit den Gedanken um die geschäftliche Zukunft. Zwölf bis fünfzehn Millionen Umsatz müssen es im Jahr schon sein, um alle Kosten zu decken und noch etwas übrig zu haben. Als Avantgarde Galerie und großes Service-Unternehmen sieht er sich. Kunst ist eben ein Wachstumssektor und manch einer wächst durch oder mit ihr.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Bruno Brunnet (50), betreibt zusammen mit seiner Frau die Galerie Contemporary Fine Arts in Mitte. Sie stellen zum Beispiel Werke von Daniel Richter und Walter Pichler aus.

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