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HEIK AFHELDT trifft …: Roboter-Fan Jens Hanke

Jens Hanke (43) ist Geschäftsführer und Gesellschafter der Robowatch Technologies GmbH in Wedding. Der Diplom-Mathematiker und Doktor der Theoretischen Medizin stammt aus Berlin.

Lauter kleine, bunte Roboter stehen auf dem Regal in seinem nüchternen Arbeitszimmer draußen im Gewerbehof in Pankow. Darunter eine lange Reihe wissenschaftlicher Publikationen. Der Autor: 1,93 Meter groß, schwarz gekleidet, mit vollem Haar und großen klugen Augen. Die blicken auch auf zwei großformatige Bilder mit geometrischen Figuren, von ihm gemalt. Den ersten Roboter hat der Junge beim Vater im Bastelkeller gebaut.

Der Sohn hat nach seiner schulischen Berufsausbildung und dem Fachabitur schließlich Mathe und Physik studiert - erst an der FH und dann an der TU. Spracherkennung und Künstliche Intelligenz haben ihn fasziniert. Am Max-Delbrück-Centrum in Buch hat er seine Doktorarbeit geschrieben und wesentlich an bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen mitgewirkt, wie bestimmte ähnlich strukturierte Proteine sich in ganz verschiedenen Organismen finden. "Das Leben ist ein Legoland" mit standardisierten Bausteinen, sagt er.

Eine Familie von "Robowatchern"

Zwei seiner drei häufigen Träume aus seiner Jugend hat der erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete Gründer schon verwirklicht: einen Roboter im Keller zu bauen und Algorithmen zu entwickeln, "die mit ihm sprechen". Nur die Schwerkraft aufzuheben, fliegen zu können, das bleibt ein Traum. Vor zehn Jahren kam der Ausstieg aus dem Institut. In zwölf Monaten entstand zu Hause im Keller der Prototyp des Mosro (Mobiler Sicherheitsroboter). Für die drei Millionen Euro Startkapital fanden sich ein englischer Risikokapitalgeber - der aber in der Krise 2001 wieder ausstieg - und Fördergelder der KfW. Sein Vorteil: Er hatte ein fertiges Produkt, das bei einer Ausstellung der Messe Berlin "gute Dienste als automatischer Wachmann" geleistet hatte. Dort fand er auch seinen Kompagnon, Ulf Stremmel, der für seine Bewachungsfirma den ungewöhnlichen kleinen Roboter beurteilen sollte.

Heute bietet Robowatch mit knapp 45 Mitarbeitern und einem Umsatz von fünf bis sechs Millionen Euro weltweit eine ganze Familie von "Robowatchern" an. Entwickelt werden sie in Berlin, produziert in einem Joint-Venture mit einem chinesischen Staatsunternehmen in Peking. Bei der Olympiade, aber auch bei der Fußball-WM, haben die Mosros - Stückpreis etwa 18.000 Euro - beste Dienste geleistet. In China ebenso wie in Osteuropa gebe es eine wahre Begeisterung für die mobilen "Wachmänner", während die deutsche Sicherheitsbranche "gar nicht begeistert" sei, sagt er. Wie seinerzeit bei den Industrieautomaten brauche es wohl wieder 25 Jahre, bis die Innovation hier ankomme. Aber schon in zehn Jahren werden menschenähnliche Roboter in anderen Ländern ihre Dienste tun. Seine jüngste Designstudie wirkt sehr realistisch.

Seine Lebenspartnerin, Mutter seines 13-jährigen Sohnes, hat ihre Arztpraxis für Humangenetik in ihrem Haus in Tegel. Wenn sie Zeit finden, dann spielen sie Tennis oder segeln. Das Ruder bedient er noch selber.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

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