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Berlin, BMW-Motorradwerk

© Caro / Jandke

Berliner Wirtschaft: „In Berlin läuft es sehr rund“

Der Senat erwartet sogar 1,7 Prozent Wachstum. Die Beschäftigung steigt so stark wie seit 1991 nicht mehr

Berlin - Die Wirtschaft der Hauptstadt wächst stärker als erwartet. „Die Konjunktur in Berlin läuft momentan sehr rund“, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) am Dienstag bei der Vorstellung seines neuen Konjunkturberichts. „Die Stimmung in den Unternehmen ist gut, die Auftragsbücher der Industrie sind gut gefüllt und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt weiter an.“ Wolf geht davon aus, dass sich die positive Entwicklung im Laufe des Jahres festigen wird. Eine Erhöhung der bisherigen Wachstumsprognose für 2007 um 0,5 Prozentpunkte auf 1,7 Prozent erscheine daher angemessen, sagte er.

„Die Zeichen für die Berliner Wirtschaft stehen so gut wie lange nicht“, sagte auch Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK) auf Anfrage. Die IHK rechnet sogar mit einem Wachstum von zwei Prozent. „Der Optimismus der Wirtschaft spiegelt sich letztlich auch auf dem Arbeitsmarkt wider“, sagte Eder.

Das stärkere Wirtschaftswachstum ist dort tatsächlich zu spüren. In den ersten drei Monaten 2007 stieg die Beschäftigtenzahl um 1,9 Prozent. Den stärksten Zuwachs gab es im Dienstleistungsbereich. Im Bau und beim Verarbeitenden Gewerbe sank die Zahl der Beschäftigten dagegen weiter. Insgesamt nahm die Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2006 um 1,6 Prozent zu. Das entspricht fast 25 000 Personen und ist der höchste Anstieg in Berlin seit 1991.

Die Arbeitslosenquote sank im April auf 16,1 Prozent, im Vorjahr waren es noch 18,2 Prozent. Im Bundesvergleich schneidet Berlin jedoch schlecht ab, da der Rückgang in anderen Ländern noch größer ausfiel. So fällt Berlin in der Rangliste der Bundesländer wieder um zwei Plätze zurück, nur Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern verzeichneten im April eine höhere Arbeitslosenquote.

„Wir stellen eine deutliche Verbesserung der Stimmung fest“, sagte auch Thomas Dohmen, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin dem Tagesspiegel. Der Geschäftsklimaindex sei zum dritten Mal in Folge gestiegen. Doch neben der Stimmung entwickelten sich erstmals seit Jahren auch die Umsätze der Handwerker positiv. „Wir hatten 2006 einen Anstieg von mehr als 400 Millionen Euro“, sagte Dohmen. Die Auslastung der Betriebe habe sich verbessert, wobei sich die positive Entwicklung vor allem bei Zulieferern und industrienahen Dienstleistungen wie Gebäudereinigern zeige. „Auch unser Sorgenkind, die Bauwirtschaft könnte sich endlich stabilisieren“, sagte Dohmen. Der Konjunkturbericht der Senatsverwaltung für Wirtschaft weist für das Baugewerbe einen Anstieg der Aufträge von 40 Prozent aus. Dieser rasante Zuwachs sei jedoch vor allem auf Großaufträge zurückzuführen.

Die Zahl der Aufträge im Verarbeitenden Gewerbe lag im ersten Quartal um 10,7 Prozent höher als im Vorjahr. Ursächlich dafür war die Chemische Industrie mit einem Plus von fast 30 Prozent, auch in der Elektrotechnik stiegen die Bestellungen stark. Hauptgrund für die Zuwächse waren die Aufträge aus dem Ausland, die um fast 18 Prozent zulegten.

Weniger gut entwickelte sich der Umsatz im Einzelhandel. Hier gab es im ersten Vierteljahr zwar ein Plus von zwei Prozent, dies war jedoch deutlich weniger als die 4,3 Prozent Umsatzwachstum des Vorjahres. „Hier macht sich leider die Mehrwertsteuererhöhung bemerkbar“, sagte Wolf dazu.

Im Gastgewerbe sanken die Umsätze im ersten Quartal um 0,5 Prozent. Grund war der wiederholte Rückgang in der Gastronomie, den auch das Plus bei Übernachtungen nicht kompensierte. Nach zweistelligen Zuwachsraten im Vorjahr, legten die Umsätze der Hotels im ersten Quartal nur um drei Prozent zu.

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