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Jobabbau: Berliner Pharmafirma will erneut Stellen streichen

Kaum steht der Sozialplan für die erste Entlassungswelle, müssen sich die Mitarbeiter des Augentropfen- und Kontaktlinsenherstellers Dr. Mann Pharma bereits auf eine zweite Welle einstellen. Mehr als jede siebte Stelle im Spandauer Werk soll wegfallen.

Der Augentropfen- und Kontaktlinsenhersteller Dr. Mann Pharma in Berlin-Spandau bereitet eine eine zweite Entlassungswelle vor. Nach Informationen dieser Zeitung aus unternehmensnahen Kreisen sollen noch einmal 40 Mitarbeiter aus der Produktion und der Forschung des Spandauer Unternehmens gehen, insgesamt stünden dann 100 der 660 Arbeitsplätze auf der Kippe.

Sogar die Auslagerung der Tablettenproduktion sei im Gespräch, hieß es weiter. Dr. Mann produziert unter anderem bekannte Produkte wie Vivimed und Vividrin. „Das ist ein schwerer Schlag für uns“, sagte Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz (CDU) dem Tagesspiegel. Auch ihm sei bekannt, dass insgesamt 100 Stellen gestrichen werden sollen.

Noch vor zwei Jahren hatte der Spandauer Birkholz das Unternehmen, das zum US-Konzern Bausch & Lomb gehört, als einen der „Leuchttürme im Bezirk“ gelobt – neben Motorradbauer BMW und der Siemens-Lichttochter Osram. Doch es waren andere Zeiten damals. Die US-Mutter Bausch & Lomb plante, den Standort Spandau zur Europazentrale auszubauen. Weil die Produktionsstraßen ausgelastet waren, kaufte Bausch&Lomb vom Berliner Liegenschaftsfonds das benachbarte Gelände der alten Wollweberei sowie Flächen des früheren Maschinenbauers Orenstein und Koppel. Auch der Berliner Senat schoss nach Angaben eines Sprechers 3,2 Millionen Euro an Fördermitteln zu.

Doch die Wachstumspläne sind offenbar Vergangenheit. Die europäische Pharmazentrale liegt inzwischen im schweizerischen Steuerparadies Zug, das alte Berliner Management ist ausgetauscht. Wichtige Entscheidungen würden inzwischen in der Schweiz gefällt. Die Schuld dafür geben viele Beteiligte dem US-Finanzinvestor Warburg Pincus, der im September 2007 die US-Mutter Bausch & Lomb, übernommen hatte. 4,5 Milliarden Euro zahlten die Amerikaner, die nach eigenen Angaben mit insgesamt 29 Milliarden Dollar an weltweit 600 Unternehmen beteiligt sind. Warburg Pincus, der sich auf Anfrage nicht äußern wollte, habe das Ziel ausgegeben, das Unternehmen in fünf Jahren profitabler zu machen, um es verkaufen zu können.

Dabei geht es dem Unternehmen dem Vernehmen nach gut: Der Überschuss belief sich 2008 auf 50 Millionen Euro, bei einem Umsatz von 260 Millionen.

Die Zahlen wollte das Unternehmen zwar nicht kommentieren, betonte aber, es sei profitabel. Um im hart umkämpften Markt bestehen und langfristig den Erfolg sichern zu können, müsse Bausch & Lomb noch wettbewerbsfähiger und effizienter werden, sagte Personalchef Hermann Kleesattel. Einen weiteren Stellenabbau könne er daher für die Zukunft nicht ausschließen. Auch der Senat ist besorgt: Am Donnerstag hat Wirtschaftssenator Harald Wolff (Linkspartei) die Geschäftsführung zum Gespräch einbestellt.

Von den zuletzt rund 660 Mitarbeitern müssen zum 30. Juni 60 gehen. Das betrifft vor allem die Verwaltung. Betriebsbedingte Kündigungen seien aber vermieden worden. 

Maren Peters

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