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Modebranche: Das Geschäft zieht an

Berlin gilt als neue Mode-Metropole - doch bisher wurde damit wenig Geld verdient. Die Icon Fashion Group will das nun ändern.

In das Büro der Icon Fashion Group gelangt man mithilfe eines „fahrenden Events“: Ein Lastenaufzug mit Flachbildschirmen, Schlangenleder bezogenen Sitzen und orangefarbener Beleuchtung. Nicht gerade das, was man von einem Bürogebäude in Moabit erwartet. Seit Oktober wird von hier aus Mode gemacht – und vor allem: Geld mit Mode verdient. Das ist in Berlin alles andere als selbstverständlich. Die durchgestylte Umgebung ist das einzige, das dem Klischee der oberflächlichen Modebranche entspricht. „Und für die können wir ja nichts", sagt Geschäftsführer Markus Höfels.

Denn Markus Höfels und sein Partner Jürgen Schnappinger geht es nicht um Glamour, sondern um Profit: Sie sind die ersten, die in Berlin in Mode investieren – und das mit einem besonderen, neuen Konzept. Zwei Berliner Designerinnen haben sie schon unter ihre Fittiche genommen. Vier weitere Designerlabels sind in der Vorbereitung. Mittelfristig wollen sich Höfels und Schnappinger an zehn Modeunternehmen beteiligen.

„Wir verstehen uns als Unternehmer, wir sehen uns nicht als Investoren, die einfach das Geld geben. Wir stellen die Infrastruktur für Produktion, Vertrieb und Pressearbeit zur Verfügung“, sagt Höfels. Über dem Büro haben sie eine Musterwerkstatt eingerichtet. Hier arbeitet die Produktionsmanagerin Kathrin Sarwasch, die vorher bei Alexander McQueen für die Musterkollektionen verantwortlich war, mit einer Atelierleiterin, zwei Schneiderinnen und einer Schnittmacherin.

Profitabel wird Mode nach Höfels Meinung erst dann, wenn man international expandiert: „Berlin ist sicher der schönste Standort in Deutschland. Aber das Geschäft kommt nicht aus Berlin und es hilft auch nicht, um international erfolgreich zu sein. Perspektivisch orientieren sich die deutschen Designer nach London und Paris.“

Zusammen mit Jürgen Schnappinger führt Höfels auch die Einstein Coffeeshops, die sie 2003 übernahmen, als diese vor der Insolvenz standen. Ob Mode oder Kaffee, das macht für Schnappinger keinen großen Unterschied: Mit beidem kann man Geld verdienen – wenn man weiß,wie man sich richtig positioniert und die richtigen Partner findet. Damit tun sich viele der 300 Berliner Design-Firmen bisher schwer. Meist sind es Ein-Personen-Betriebe, das bedeutet: Die Designer entwickeln nicht nur Mode, sondern müssen sich auch um Pressearbeit, Vertrieb, Produktion und Verkauf kümmern. „Der Konkurrenzkampf ist unglaublich hart. Und am Ende muss ein tragbares Produkt zu einem vernünftigen Preis, in einer guten Qualität dabei herauskommen“, sagt Höfels. Viele der kleinen Firmen schaffen das nicht.

Höfels jedoch weiß, wie es geht. Er hat das Konzept, auf das die Icon Fashion Group jetzt setzt, schon erfolgreich in New York getestet: Gerade hat er seine Beteiligung am New Yorker Modelabel Proenza Schouler an die Valentino Group verkauft, zu der auch Hugo Boss gehört. Markus Höfels hatte Proenza Schouler mitgegründet und er hat alle Schritte des jungen Labels begleitet. Heute sei Proenza Schouler eine etablierte Marke, ihre Mode hänge in den wichtigsten Läden der Welt.

Wenn das Konzept erneut aufgeht, wird das in Kürze auch mit den Kreationen der beiden Designerinnen Maike Vollmar und Caroline Sinemus geschehen. Die Arbeit von Maike Vollmer hat Markus Höfels 2004 beim „Moët Chandon Fashion Debut“ entdeckt. „Sie ist ein ungeschliffenes Juwel“, findet er. Dabei war es die Designerin, die den Unternehmer fragte, ob sie nicht zusammenarbeiten könnten. Sie bräuchte Unterstützung bei Vertrieb und Produktion. Bei Caroline Simenus war es ähnlich: Sie wollte nach der Trennung vom Label Sisi Wasabi eine Kollektion unter ihrem eigenen Namen entwerfen. Auf der Berliner Fashion Week, die am nächsten Wochenende beginnt, werden die beiden Designerinnen, nun zeigen, was sie – unterstützt von Höfels und Schnappinger – erarbeitet haben. Die Fashion Week ist für die Icon Fashion Group ein wichtiges Ereignis: „Wenn die Veranstaltung funktioniert, ist es der richtige Ort, um Mode zu verkaufen“, sagt Schnappinger.

Dass ihre Firmengründung zum richtigen Zeitpunkt kam, merken die beiden an der Flut der Anfragen. Markus Höfels: „Unsere Intention war eigentlich nicht, dass alle aus der Branche uns fragen, ob sie mit uns zusammenarbeiten können.“ Aber es zeigt wohl, dass Mode langsam ein ernsthaftes Geschäft in Berlin wird.

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