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Weniger Fleisch, mehr Torte? Festivalleiter Dieter Kosslick.

© dpa

Ortstermin: Weniger Fleisch auf der Berlinale

Berlinale-Chef Kosslick hängt "mehr am Film als am Geld", sagt er im Gespräch mit Nachwuchsmanagern. Laura Gitschier hat ihn dabei belauscht.

Die Häppchen auf der nächsten Berlinale sollen weniger Fleisch enthalten. Das ist für Dieter Kosslick ein Anliegen. Nicht weil es ihm nicht schmeckt, sondern weil die Wirtschaft – und dazu zählt er sich – Verantwortung für die Welt übernehmen soll. Dem Festivalleiter geht es ums große Ganze, von Massentierhaltung bis Klimakatastrophe, aber eben auch um jedes Detail.

Rund hundert Gäste sind am Montag zur European School of Management and Technology (ESMT) gekommen, um Kosslick zuzuhören. Die englischsprachige „Open Lecture“ im ehemaligen Staatsratsgebäude, dem Sitz der ESMT, steht diesmal unter der Überschrift „Business meets Culture“. Sie ist Teil einer Veranstaltungsreihe der privaten Hochschule in Kooperation mit dem Tagesspiegel.

Geschäft und Kultur – für Kosslick gehört das zusammen. Die Berlinale sei nicht nur ein weltweit bekannter Name, sondern auch ein ganzjähriger Wirtschaftsfaktor, der Investoren und Sponsoren in die Hauptstadt locke. Und die Zahlen zeigten, dass das Festival mit einem mittelständischen Unternehmen ganz gut mithalten könnte. Geschätzter wirtschaftlicher Effekt im Jahr 2010: ein zusätzlichBruttoinlandsprodukt von 80 Millionen Euro, von denen bis zu elf Millionen an die Stadt zurückfließen könnten, so Berechnungen der Investitionsbank Berlin (IBB).

Trotzdem nimmt der 62-Jährige Kosslick sich und sein Festival nicht zu ernst. Er vergleicht die Filmbranche mit einem Zoo, analysiert das Catering für Berlins Schulen, platziert punktgenau den nächsten Lacher, um doch immer wieder beim großen Kino zu landen.

Während des Gesprächs, das als „Blick hinter die Kulissen der Berlinale“ angekündigt war, verrät Kosslick kaum neue Fakten über das Festival, das im Februar 2011 zum 61. Mal stattfindet. Die konkrete Planung des Programms beginne erst im September, dann mache er sich auf die Reise nach Hollywood.

Seine Rolle als Berlinale-Chef beschreibt Kosslick als eine Mischung aus Geschäftsführer und kulturellem Leiter. Bei anderen Filmfestivals wie in Cannes seien das zwei getrennte Jobs. „Ich muss eben auch Manager sein“, sagt Kosslick. Sein Herz hänge aber „mehr am Film als am Geld“, gesteht der gebürtige Schwabe den angehenden Managern. Trotz seiner Liebe zum Kino und zum herkömmlichen Film will Kosslick bei seinem Festival offen für Neues sein. Eventuell, sagt er auf Nachfrage eines Zuhörers, hätten auch Videospiele irgendwann einmal eine Chance.

So oder so gehören das Festival und die Stadt für Kosslick untrennbar zusammen – und Berlin biete als Standort gerade für die Wirtschaft viele Chancen. Als er 2001 in Berlin angekommen sei, habe ihn der fehlende Humor, die Mutlosigkeit bestürzt. Das habe sich geändert, Berlin sei in Bewegung. Seine Anlageempfehlung: „Am besten kaufen Sie sich jetzt eine Wohnung in Wedding oder Moabit.“

Laura Gitschier

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