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Die weltweite Zentrale von Daimler Financial Services (DFS) wird vom Potsdamer Platz wegziehen.

© dpa

Umzug: Weniger Daimler in Berlin

Der Autokonzern Daimler verlegt die Zentrale der Finanzdienstleistungstochter vom Potsdamer Platz nach Stuttgart. Betroffen sind rund 400 Arbeitsplätze.

Berlin - Daimler verlegt die Zentrale seiner Finanzdienstleistungstochter von Berlin nach Stuttgart. Betroffen sind rund 400 Vollzeitarbeitsplätze, von denen 300 an den Konzernsitz in Baden-Württemberg verlagert werden. Berücksichtigt man Teilzeitarbeitsplätze, verteilen sich die Stellen in Berlin aktuell auf rund 500 Mitarbeiter. Bis Ende 2012 räumen Daimler Financial Services (DFS) und die Mercedes-Benz Bank damit etliche Etagen des bekannten Hochhauses am Potsdamer Platz. Der Mietvertrag soll nicht verlängert werden.

Der Betriebsrat warnte am Mittwoch vor einem „beschäftigungspolitischen Kahlschlag“, denn im Zuge der Bündelung des Geschäftsbereichs in Stuttgart sollen in den kommenden zweieinhalb Jahren 250 von bundesweit 1850 Stellen bei Daimlers Finanztöchtern gestrichen werden. Auch betriebsbedingte Kündigungen sind – anders als bei der Daimler AG – nicht ausgeschlossen. „Diese Maßnahmen haben das einzige Ziel, den Gewinn der Daimler AG auf Kosten der Beschäftigten bei DFS zu erhöhen“, kritisiert Uwe Meinhardt, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Stuttgart und Mitglied des Aufsichtsrats der DFS.

1000 Mitarbeiter der Vertriebsorganisation von Mercedes-Benz in Berlin sind von dem Umzug nicht betroffen. „Die Mietverträge am Potsdamer Platz laufen bis Ende 2012, im Laufe dieses Jahres wird entschieden, wie es weitergeht“, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel.

Als Standort für die Finanzgeschäfte des Autokonzerns soll Berlin nicht komplett aufgegeben werden. Daimler teilte mit, die Mercedes-Benz Bank baue eine neue Servicezentrale „im Großraum Berlin“ mit rund 550 Stellen auf. Per saldo gebe es also künftig 150 Stellen mehr in der Bundeshauptstadt als bisher. Mittelfristig soll die Zahl der Arbeitsplätze um weitere 150 aufgestockt werden, wenn die Finanzdienstleister zusätzliche europäische Funktionen im Daimler-Konzern übernehmen. „Der Umzug ist keine schlechte Nachricht für Berlin“, sagte ein DFS-Sprecher. „Die Stadt bleibt ein wesentlicher Standort für die Finanzdienstleistungen des Konzerns.“

Daimler begründete den Abzug der DFS-Zentrale mit Kosteneinsparungen, effizienteren Abläufen und dem Abbau von Doppelfunktionen in den derzeit acht Geschäftsstellen. „Durch die strategische Neuausrichtung in Deutschland verschlanken wir Strukturen und Prozesse und sichern uns so langfristig eine führende Wettbewerbsposition“, sagte DFS- Chef Klaus Entenmann. Mittelfristig ergebe sich eine „Kostenoptimierung“ in der Größenordnung von 50 Millionen Euro pro Jahr. Intern werden die Kosten für den Umzug mit 150 Millionen Euro kalkuliert.

Den Vorwurf der Gewerkschaft, Daimler wolle an einem alternativen Standort in Berlin mit einem nicht tarifgebundenen Servicecenter Lohn- und Gehaltskosten drücken, wies der Sprecher zurück. „Tarifverträge spielen bei der Standortwahl keine Rolle.“ Es gehe um Infrastruktur und Verkehrsanbindung sowie eine Immobilie, die insgesamt preiswerter sei. „Der Potsdamer Platz ist zu teuer.“ Dort muss Daimler nicht nur eine hohe Miete zahlen, sondern auch den höheren West- Tarif, obwohl der Platz imEx-Ostgebiet liegt. Ein Gebäude für die neue Servicezentrale gibt es noch nicht. „Wir werden ein Billiglohn-Dumping durch Ausgründen von Tätigkeiten in dieses Transaktionscenter nicht widerstandslos hinnehmen“, erklärt Brigitte Sedler, Konzernbetriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der DFS. Unterstützung erhielt sie auch vom Konzernbetriebsrat der Daimler AG. Entstehen soll in Berlin nach Unternehmensangaben kein Callcenter, sondern ein Standort mit „qualifizierten Arbeitsplätzen“, etwa in der Kreditvergabe, Vertragsabwicklung und Kundenbetreuung. DFS bietet Finanzierungs- und Leasingangebote für Endkunden und Händler. Zum Leistungsspektrum gehören auch Versicherungen, Flottenmanagement, Anlageprodukte und Kreditkarten.

Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) begrüßte die Entscheidung von Daimler, „Kompetenzen perspektivisch in einem neuen europäischen Shared-Service-Center zu bündeln und dadurch 300 Arbeitsplätze aufzubauen“. Bedauerlich sei allerdings der Umzug der Zentrale der Financial Services nach Stuttgart.

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