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Hartmut Mehdorn

© ddp

Bilanz: Das beste Jahr der Bahn

Der Konzern hat in den ersten sechs Monaten 44 Prozent mehr verdient. Preiserhöhungen sind dennoch möglich – auch wegen der Streiks.

Frankfurt am Main - Die Deutsche Bahn steuert auf das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte zu. In den ersten sechs Monaten konnte der Konzern seinen Gewinn bereits kräftig steigern. Bahn-Chef Hartmut Mehdorn sprach am Donnerstag in Frankfurt am Main von einer sehr erfolgreichen Entwicklung. „Wir haben unseren Auftrag aus der Bahnreform vollständig erfüllt.“ Der Bahn-Chef unterstrich das Ziel, noch im kommenden Jahr die geplante teilweise Privatisierung zu realisieren. Nach seinen Angaben stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreswert um 44 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.

Dennoch kündigte Mehdorn an, das Unternehmen werde sich im zweiten Halbjahr mit dem Thema Preiserhöhungen befassen. „Es gibt keine konkreten Pläne dafür“, sagte der Bahn-Chef. „Aber es ist so, dass uns die Steigerung der Energiepreise Mühe macht.“ Das gelte auch für den jüngsten Tarifabschluss mit den beiden Gewerkschaften Transnet und GDBA. Zuletzt hatte die Bahn die Preise zum Jahreswechsel angehoben, auch wegen der gestiegenen Mehrwertsteuer. Im Fernverkehr waren es im Schnitt 5,6 Prozent, im Regionalverkehr 3,9 Prozent.

Mit dem starken ersten Halbjahr steuert die Bahn erneut auf ein Rekordjahr zu, alle Geschäftsfelder schreiben schwarze Zahlen. 2006 hatte sie ein Ebit von netto 2,14 Milliarden Euro eingefahren, inklusive einmaligen Effekten – etwa die Rücküberweisung von Ausgaben für die Bundespolizei durch den Bund – waren es sogar fast 2,5 Milliarden Euro. Laut Finanzvorstand Diethelm Sack rechnet der Konzern nun in diesem Jahr mit einem Netto-Ebit von „rund 2,4 Milliarden Euro“. Der Umsatz, den die Bahn zu zwei Dritteln im Inland macht, soll im Gesamtjahr um fünf Prozent steigen – nach einem Plus von fast sechs Prozent auf 15,3 Milliarden Euro in den ersten sechs Monaten. Allerdings erscheint die Prognose zurückhaltend, denn Mehdorn hatte zuvor betont: „Wer die Bahn kennt, der weiß, dass das zweite Halbjahr in der Regel besser läuft als das erste.“

Unsicher bleibt, welche Folgen der schwelende Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL hat. Derzeit wird mit Hilfe der ehemaligen CDU-Spitzenpolitiker Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler nach einem Kompromiss gesucht. Bleibt die Lösung aus, sind ab Mitte nächster Woche wieder Streiks möglich. Bahn-Chef Mehdorn wollte sich nicht zum aktuellen Stand der Verhandlungen äußern. Er rechne mit einem für beide Seiten tragbaren Kompromiss. Mehdorn bekräftigte aber den Standpunkt der Bahn. Schon der Abschluss mit Transnet und GDBA werde den Konzern jedes Jahr 250 Millionen Euro zusätzlich kosten. Die GDL fordert aber einen höheren Abschluss als die bisher erreichten 4,5 Prozent und einen eigenen Tarifvertrag für das Fahrpersonal. „Wir müssen uns jetzt der Frage stellen, ob es in Deutschland Schule machen darf, dass sich einzelne Berufsgruppen auf Kosten der überwiegenden Mehrheit ihrer Kolleginnen und Kollegen besser aufstellen können“, sagte Mehdorn. Für den Konzern selber sei der Tarifkonflikt „beherrschbar“. Die GDL könne „maximal 15 Prozent“ des Bahngeschäfts treffen.

Der Bahn-Chef wies Vorwürfe zurück, der Konzern investiere zu wenig in das Schienennetz in Deutschland (siehe Tagesspiegel vom 22. August). Der Konzern wehre sich gegen Verdächtigungen, man würde nur darüber nachdenken, welche Strecken still gelegt werden könnten, sagte er. „Unser Job ist es, Züge zu fahren.“ Die Bahn habe das größte Interesse daran, dass die Infrastruktur in einem ordentlichen Zustand sei. „Deutschland hat das beste Schienennetz in Europa.“ Finanzvorstand Sack kündigte an, die Gesamtinvestitionen der Bahn in neue Züge und das Netz würden wie im Vorjahr auch 2007 bei 6,6 Milliarden Euro liegen.

Ein Großteil der Mittel, die in das Schienennetz fließen, werden vom Bund aufgebracht, der dazu vom Grundgesetz verpflichtet ist. Doch die Eisenbahnen in Deutschland – nicht nur die Deutsche Bahn – haben in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt, der sich auch im ersten Halbjahr 2007 fortsetzte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Leistung aller Bahnen laut Mehdorn im Personenverkehr um zwei Prozent und beim Gütertransport um zehn Prozent.

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