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Die Aktienkurse sind in China erneut abgestürzt.

© AFP

Börsen-Crash: Warum die Kurse in China abrutschen

In China sind die Aktienkurse am Montag so stark eingebrochen wie seit acht Jahren nicht mehr. Investoren sorgen sich um die Konjunktur der Volksrepublik.

Von Carla Neuhaus

Es dauert nur wenige Stunden, schon sind 400 Milliarden Dollar vernichtet. So viel haben die 300 größten Aktienunternehmen Chinas am Montag zusammen an Wert verloren. 400 Milliarden Dollar. Das ist eine gigantisch große Summe: Eine kleine Volkswirtschaft wie Österreich braucht ein ganzes Jahr, um sie zu erwirtschaften. Für Chinas Regierung ist dieser Verlust ein herber Rückschlag. Massiv hat sie zuletzt in den Aktienmarkt eingegriffen – geholfen hat das nur kurz. Die chinesischen Börsen erlitten am Montag einen so herben Einbruch wie seit 2007 nicht mehr. Über acht Prozent haben die beiden chinesischen Leitindizes, der Shanghai Composite und der Shenzhen, nachgegeben.

Ausgelöst wurde der Kursrutsch diesmal vor allem von schlechten Wirtschaftsdaten. Die Gewinne chinesischer Industrieunternehmen sind im Juni im Vergleich zum  Vorjahr um 0,3 Prozent geschrumpft. Und die Aussichten versprechen kaum Besserung. Das Stimmungsbarometer der chinesischen Einkaufsmanager ist auf den tiefsten Stand seit 15 Monaten gefallen. „Viele Investoren fürchten inzwischen, dass die Konjunktur im wichtigen Exportland China deutlich einknicken könnte“, sagte ein Händler. Da hilft es wenig, dass das Pekinger Statistikamt noch vor ein paar Tagen mitgeteilt hatte, Chinas Wirtschaft sei im zweiten Quartal erneut um sieben Prozent gewachsen.

Bereits Anfang Juni sind die Aktienkurse abgestürzt

Bereits seit Wochen ist die Verunsicherung der Investoren groß. Nachdem China den Aktienmarkt geöffnet und auch Kleinanleger ermuntert hat, Anteilsscheine zu kaufen, sind die Kurse in diesem Jahr zunächst rasant gestiegen. Doch dann kippte Anfang Juni die Stimmung, Panik machte sich breit. Binnen drei Wochen brach der Shanghai Composite um 30 Prozent ein. Erst als die Regierung massiv in den Markt eingriff, beruhigte sich der Aktienmarkt wieder. Die Papiere von etlichen Unternehmen wurden vom Handel ausgesetzt. Händler dürfen an den chinesischen Terminbörsen derzeit nicht auf fallende Kurse wetten, Großinvestoren dürfen ihre Aktien ein halbes Jahr lang nicht verkaufen. Banken und Versicherungskonzerne wurden dazu aufgerufen, mehr Anteilsscheine zu kaufen und den Markt so zu stützen. All das hat geholfen, die Kurse zu stabilisieren – allerdings nur für eine begrenzte Zeit, wie sich nun zeigt.

Experten sahen den starken Staatseingriff in den Markt kritisch

Analysten hatten von Anfang an Zweifel daran geäußert, ob es dem Staat gelingen kann, den Markt langfristig in den Griff zu bekommen. Denn je mehr die Behörden eingreifen, desto stärker ist das Signal, dass etwas schief läuft.  Hinzu kommt, dass sich nun in den USA auch noch eine Zinswende abzeichnet. Viele Experten fürchten, dass das den Kapitalabfluss aus Schwellenländern wie China verstärken wird. Denn steigen in den USA die Zinsen, dürften viele Großinvestoren ihr Geld wieder verstärkt in Nordamerika statt in China anlegen.

Geht es nun auf dem chinesischen Aktienmarkt weiter abwärts, bleibt das nicht ohne Folgen für deutsche Konzerne, die Geschäfte mit chinesischen Konzernen machen oder größere Anteile an ihnen halten. Deshalb haben am Montag zum Beispiel auch die Papiere der Deutschen Bank kräftig nachgegeben: Das Institut besitzt derzeit noch knapp 20 Prozent an der chinesischen Hua Xia Bank. Auch für deutsche Autobauer ist der Kursrutsch in China eine schlechte Nachricht. Volkswagen verkauft zum Beispiel mittlerweile bereits ein Drittel seiner Autos in der Volksrepublik. Schwächelt dort die Konjunktur und verlieren die Chinesen einen Teil ihres Vermögens an der Börse, können sie sich weniger deutsche Autos leisten. mit rtr/dpa

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