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Wirtschaft: Börsengang der Bahn wird für den Bund teuer

Investmentbank Morgan Stanley hält Börseneinführung im Jahr 2006 für realistisch – trotz schlechter Unternehmenszahlen

Berlin - Damit die Deutsche Bahn wie geplant an die Börse gehen kann, muss sich der Bund langfristig zu milliardenschweren Leistungen verpflichten. Das geht aus einer Zusammenfassung einer Studie des Investmenthauses Morgan Stanley hervor, die am Sonntag bekannt wurde. Neben den Zuschüssen für die Infrastruktur (siehe Kasten) betrifft das vor allem die so genannten Regionalisierungsmittel, mit denen von den Bundesländern Leistungen im Schienenregionalverkehr bestellt werden. Gerade dieser Unternehmensbereich macht die Bahn – laut dem Morgan-Stanley-Papier, das im Auftrag der Bundesregierung erarbeitet wurde – für Investoren attraktiv.

Daneben, hieß es in Ministeriumskreisen, sei nun auch der Konzern gefordert, seine Sanierungsanstrengungen noch zu verstärken. Sollten die Bedingungen erfüllt werden, wäre laut Morgan Stanley ein Börsengang schon 2006 möglich – auch wenn das Unternehmen von den reinen Unternehmenszahlen her bis 2008 die Bedingungen der Kapitalmärkte noch nicht erfüllen könne.

Noch befindet sich die Deutsche Bahn zu 100 Prozent in Bundesbesitz. Ziel der großen Bahnreform, die vor zehn Jahren begonnen wurde, ist es allerdings, den Konzern zu einem profitablen und privatwirtschaftlich orientierten Unternehmen zu machen. Ein Börsengang wäre zum einen das äußere Zeichen dafür, dass dieses Ziel erreicht wurde. Zum anderen soll durch den Verkauf eines Teils des Konzerns privates Kapital für Investitionen beschafft werden.

Aber auch nach dem Einstieg eines privaten Investors wird die Bahn noch lange von Bundeszuschüssen abhängig bleiben. Nach Ansicht der Investmentbanker von Morgan Stanley muss der Bund sicherstellen, dass bis 2015 jedes Jahr mindestens 2,5 Milliarden Euro für den Erhalt des bestehenden Schienennetzes bereitgestellt werden. Damit private Investoren die nötige Sicherheit erhalten, müsse der Bund mit der Bahn eine entsprechende Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung mit mindestens zehn Jahren Laufzeit abschließen. Vom Bundestag müsste dazu eine Finanzierungsermächtigung beschlossen werden, damit das Geld in den Bundeshaushalten automatisch zur Verfügung gestellt wird.

Als zentral wird von Morgan Stanley außerdem die zukünftige Regelung der Regionalisierungsmittel gesehen. Dabei geht es um etwa sieben Milliarden Euro, die vom Bund jährlich an die Bundesländer überwiesen werden, damit diese wiederum Leistungen im Regionalverkehr bestellen. In diesem Bereich ist die Bahn trotz großer Konkurrenz noch dominierend – und arbeitet hier sehr profitabel. Die aktuelle Regelung für die Regionalisierungsmittel muss jedoch 2008 neu verhandelt werden. Laut Morgan Stanley wäre es für potenzielle Investoren wichtig, die Entscheidungen bereits auf 2006 vorzuziehen.

Letztlich hängt jedoch die Entscheidung der Bundesregierung darüber, ob die Bahn nun tatsächlich schon 2006 an die Börse geht, von der weiteren Geschäftsentwicklung ab. Nach der bisherigen Planung wird die Bahn selbst bis 2008 – dem Ende der Mittelfristplanung – nicht die für den Kapitalmarkt nötigen Ergebnisse bringen können. Deshalb müsse die Bahn mit den Zahlen für 2004 und 2005 zeigen, dass die Entwicklung aber weiter positiv ist und dass die Zahlen nach 2008 den Anforderungen entsprechen, hieß es in Ministeriumskreisen. Bisher verdient die Bahn als Gesamtkonzern kein Geld.

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