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Auf Einladung

© dpa

Wirtschaft: Der Jobs-Gipfel

US-Präsident Obama trifft sich zum geheimen Essen mit dem Apple-Gründer

Washington - Sie ist schlecht einsehbar für Neugierige und gut abzuschirmen für die Leibwächter des US-Präsidenten. In einem Wäldchen, 40 Kilometer von San Francisco entfernt, liegt die Villa des US-Finanziers John Doerr. Als Partner der Beteiligungsfirma Kleiner Perkins Caufield & Byer ist er durch frühe Investitionen in Internetkonzerne wie Google reich geworden. Sein Haus ist der ideale Ort für ein gut eineinhalbstündiges Geplauder von Barack Obama mit zwölf auserwählten Bossen von Hightech-Firmen zu den Themen Arbeitsplatzschaffung, Wachstumsförderung und Innovation. Und es ist auch ein idealer Platz für Apple-Chef Steve Jobs.

Der Computerkonzern, der die Privatsphäre seines Gründers zum Verdruss mancher Aktionäre wie einen Augapfel hütet, dürfte deshalb der Anwesenheit von Jobs bei dem Arbeitsabendessen nur unter einer Bedingung zugestimmt haben: Keine Fotos, keine im Saal anwesenden Reporter. Und so kommt es, dass der bei solchen Treffen sonst um Transparenz und PR-Wirkung bemühte Barack Obama den mitreisenden Pressetross des Weißen Hauses am Donnerstag kurzerhand in die Garage des Gastgebers sperren lässt, wie der Journalist Sam Youngman frustriert über seinen Blackberry an Kollegen und über Twitter verbreitet. Obama besuchte für zwei Tage die Westküste der USA, um im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit für mehr Erfindungen zu werben.

Doch die Berichterstatter erlebten weder die Anreise noch die Abfahrt der prominenten Gäste, zu denen neben dem 55-jährigen Steve Jobs auch Facebook- Gründer Mark Zuckerberg, der scheidende Google-Vorstandschef Eric Schmidt, der Chef des SAP-Rivalen Oracle Larry Ellison sowie die Chefs von Twitter und Cisco, Dick Costolo und John Chambers gehörten.

Steve Jobs hatte sich im Januar zum dritten Mal in sieben Jahren aus gesundheitlichen Gründen für eine unbestimmte Dauer aus dem Tagesgeschäft und damit aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er war bereits 2004 wegen Bauchspeicheldrüsen-Krebs behandelt worden und hatte sich 2009 einer Leber-Transplantation unterzogen.

Das Boulevardblatt „National Enquirer“ hatte am Donnerstag Paparazzi-Fotos veröffentlicht, die angeblich Jobs beim Besuch einer Krebsklinik im Silicon Valley zeigen. Auf denen sieht der Apple-Chef extrem gebrechlich aus. Diese Bilder legte das Blatt dann Medizinern vor, die Jobs nicht behandeln und dennoch zu dem Fazit kamen: Es stehe sehr schlecht um den Patienten. Einer der befragten Mediziner wagte gar die Ferndiagnose: Der enorme Muskelschwund des ausgemergelten Mannes lasse den Schluss zu, dass dieser nur noch sechs Wochen zu Leben habe. Nach dem Bericht schlossen Apple-Aktien 1,3 Prozent im Minus.

Doch würde Steve Jobs als Todkranker bei einer solch düsteren Prognose mit dem US-Präsidenten und anderen Top-Managern zu Abend essen? Das fragen nun vor allem Apple-Fans in Internet-Diskussionsforen. Zudem berichtete kürzlich das „Wall Street Journal“ über Besuche von Jobs auf dem Apple-Gelände, bei denen dieser vital und energisch wie immer gewirkt habe. Und: Ginge es nach einer früheren „Enquirer“-Prognose, müsste auch Hollywoodstar Michael Douglas längst tot sein – doch der sagte kürzlich, er sei vom Krebs geheilt. Friedemann Diederichs

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