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Wirtschaft: Die Bahn kommt der Börse näher

Gewinn steigt auf 250 Millionen Euro/Aufsichtsrat billigt Konzernumbau

Berlin - Die Deutsche Bahn hat die Wende geschafft. Im vergangenen Jahr fuhr der Konzern nach vorläufigen Zahlen einen Betriebsgewinn von 250 Millionen Euro ein und schrieb damit das erste Mal seit 2000 wieder schwarze Zahlen. Die Bahn teilte außerdem im Anschluss an die Aufsichtsratssitzung am Mittwoch mit, dass das Kontrollgremium die umstrittene neue Konzernstruktur und Neubesetzungen im Vorstand gebilligt habe. Bahnchef Hartmut Mehdorn sagte, das positive Ergebnis sei „ein wichtiger Schritt auf dem planmäßigen Weg zur Kapitalmarktfähigkeit“. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Bahn, Tui-Chef Michael Frenzel, äußerte sich zufrieden, die Bahn könne das vergangene Jahr „zu Recht als Erfolg verbuchen“.

Ursprünglich hatte der Konzern für 2004 mit einem fast 300 Millionen Euro höheren Betriebsgewinn gerechnet. Doch dem Vernehmen nach stecken die beiden größten Sorgenkinder – der Schienengüterverkehr und der Personenfernverkehr – weiter in den roten Zahlen. Wegen der anhaltenden Probleme und der schwachen Konjunktur hatte die Bahn vor einem Vierteljahr eine überarbeitete und abgesenkte Mittelfristplanung aufgelegt. Immerhin verbesserten sich die Güterverkehrstochter Railion und der Fernverkehr. Beide konnten im vergangenen Jahr wachsen. Und beide sind gut ins Jahr 2005 gestartet. Bei Railion sei der Trend zu steigenden Umsätzen auch nicht durch Preiserhöhungen zum Jahreswechsel gebremst worden, sagte der Chef der Verkehrsgewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, dem Tagesspiegel.

Über den Erwartungen lag der Umsatz im Gesamtkonzern. Finanzvorstand Diethelm Sack hatte im vergangenen Jahr als Ziel mehr als 23 Milliarden Euro vorgegeben, erreicht wurden rund 24 Milliarden. Einen großen Anteil habe daran die internationale Spedition Schenker gehabt, die erstmals mehr als acht Milliarden Euro umsetzte, teilte die Bahn mit. Mittlerweile erwirtschaftet der Konzern außerhalb des Eisenbahnbereichs mehr als 40 Prozent seiner Umsätze. Laut Bahn hat Schenker – zusammen mit der Schienennahverkehrstochter DB Regio – den größten Beitrag zum Gewinn geleistet.

Neben den Geschäftszahlen stand ein umfassender Konzernumbau auf dem Programm des Bahn-Aufsichtsrates. Trotz heftiger Proteste von Verkehrspolitikern wurde der Umbau genehmigt. Die mittlere Konzernebene – die Unternehmensbereiche wie die Personenverkehr GmbH umfasst – fällt wie von Bahnchef Mehdorn geplant künftig weg. Die Töchter werden jetzt direkt an den Konzernvorstand angebunden und sind nur noch für das operative Geschäft verantwortlich. Der Vorstand wird wiederum gestrafft. Im neuen Ressort „Infrastruktur und Dienstleistungen“ werden das Schienennetz, die Bahnhöfe und Services zusammengefasst. Gleichzeitig wird das neue Ressort „Systemverbund Bahn“ eingerichtet, das unter anderem für Technik und Beschaffung verantwortlich sein wird. Den Posten übernimmt der bisherige Netzvorstand Roland Heinisch. Wie berichtet wechselt wiederum der Personalvorstand Norbert Bensel ebenfalls das Ressort und wird neuer Vorstand für Transport und Logistik. Die Personalpolitik verantwortet künftig Margret Suckale, bisher Leiterin der Rechtsabteilung.

Ein möglicher Börsengang sei bei der Aufsichtsratssitzung kein Thema gewesen, sagte Transnet-Chef Hansen. „Ohnehin würde ich dem Bund als Eigentümer raten, noch mindestens zwei Jahre mit einer Entscheidung zu warten.“ Erst müsse sich zeigen, dass der positive Trend anhalte. Ebenfalls nicht diskutiert worden sei die Entwicklung bei den Arbeitsplätzen. Es werde aber weiter rationalisiert, etwa durch den verstärkten Verkauf von Tickets über das Internet. Ein weiterer Arbeitsplatzabbau sei daher zu befürchten.

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