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Wirtschaft: Die Welt ist so hungrig nach Energie wie nie

BP: Öl bleibt noch lange teuer/Versorgung gesichert

Berlin - Die Verbraucher müssen noch mindestens einige Jahre mit hohen Öl- und Benzinpreisen leben. Peter Davies, Chefökonom des britischen Ölkonzerns BP, sagte am Donnerstag in Berlin: „Ich gehe von im Schnitt 40 Dollar aus.“ Preise von 20 Dollar und weniger je Barrel (159 Liter) wie in den 90er Jahren seien unwahrscheinlich. Grund sei das vergleichsweise dünne Polster bei den Produktionskapazitäten bei gleichzeitig wachsender Nachfrage. Wegen der im letzten und in diesem Jahr stark gestiegenen Preise für Heizöl müssten auch viele Mieter mit deutlichen Mehrkosten rechnen. Der Direktor des Deutschen Mieterbundes, Franz-Georg Rips, forderte, das Thema Energiesparen „kurzfristig und energisch“ anzupacken. „Es reicht nicht aus, über optimale Tanktermine zu spekulieren.“

2004 ist der weltweite Energieverbrauch laut dem aktuell vorgelegten BP-Statistikbericht zur Weltenergieversorgung in absoluten Werten so stark gewachsen wie noch nie zuvor, wobei China für 40 Prozent der zusätzlichen Nachfrage steht. Besonders beim Öl ging der chinesische Bedarf stark nach oben, weil die dortige Kohleindustrie mit der Produktion nicht mehr ganz nachkam. Um die künftige Versorgung sicherzustellen, haben sich jüngst 30 chinesische Firmen zusammengeschlossen. Aber auch in so gut wie allen anderen Weltregionen hat laut BP der Energieverbrauch zugenommen. Der Grund war ein ungewöhnlich starkes globales Wirtschaftswachstum von rund vier Prozent. „Das war die höchste Rate seit 15 Jahren. Die Entwicklung in Deutschland war eine absolute Ausnahme“, sagte BP-Chefökonom Davies.

Zwar schwäche sich das Wachstum in diesem Jahr offenbar etwas ab. Das bedeute aber nicht, dass die Nachfrage nach Öl schrumpfe, sagte Davies. Engpässe erwarte er trotzdem auch in Zukunft nicht. 2004 sei nicht nur der Energieverbrauch auf Rekordstände gestiegen, sondern auch die Ölproduktion – besonders der Organisation Erdöl exportierender Länder. „Die Opec hat noch nie so viel gefördert“, sagte Davies. Inklusive Irak lag deren Produktion bei rund 33 Millionen Barrel pro Tag – ein Plus von etwa 2,3 Millionen gegenüber 2003. Bei den übrigen Förderländern lag – trotz Rückgängen in Großbritannien, den USA und Norwegen – der Förderzuwachs bei rund einer Million Barrel pro Tag.

Dass der Ölpreis trotzdem gestiegen sei, habe an mehreren Faktoren gelegen, sagte Davies. So hätten Investmenthäuser Öl als Anlageobjekt entdeckt. Außerdem liege die Produktionsreserve – zum Ausgleich von Ausfällen in einem Förderland oder eines unerwartet starken Nachfrageanstiegs – nur bei etwa 1,5 Millionen Barrel pro Tag. Das beunruhige die Märkte, sagte Davies, weil allein der Irak mehr fördere. In den 90er Jahren hatte die weltweite Förderreserve bei etwa drei Millionen Barrel gelegen. „Investments brauchen aber Zeit“, sagte Davies. Bis der Puffer wieder auf dem Stand der 90er sei, werde es mehrere Jahre dauern. Aus Ökonomensicht sei der aktuelle Preis von 60 Dollar je Barrel aber dadurch nicht mehr zu erklären.

Immerhin eins ist laut Davies sicher: Die heute bekannten Ölvorkommen reichen – bei dem aktuellen Verbrauch – noch mehr als 40 Jahre. Zudem wurden die 2004 verbrauchten Reserven durch neue Entdeckungen oder höhere Fördereffizienz mehr als wettgemacht.

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