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Wirtschaft: Einzelhandel befürchtet schwieriges Jahr

Deutschland ist im Aufschwung, doch die Verbraucher bleiben skeptisch: Die Branche rechnet daher mit einem Umsatzrückgang

Berlin - Der deutsche Einzelhandel steht nach eigener Einschätzung vor einem schwierigen Jahr. „2007 erleben wir die Kehrseite der Medaille“, sagte der Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, dem Tagesspiegel. Nachdem das Handelsjahr 2006 im Weihnachtsgeschäft noch einmal einen Endspurt hingelegt hat, erwarte der HDE für das erste Quartal 2007 einen „kräftigen Dämpfer“. „Wir hoffen, dass es danach wieder besser wird.“ Auf Preiserhöhungen will die Branche trotzdem nicht verzichten. „Spätestens ab Februar werden Preiserhöhungen unumgänglich sein“, sagte Pellengahr. Der HDE gehe davon aus, dass ein Drittel der Mehrwertsteuererhöhung über Preisaufschläge an die Kunden weitergegeben wird.

Auch die Gesellschaft für Konsumforschung, die am Freitag ihre neueste Konsumklimastudie vorgestellt hat, geht davon aus, dass die steigende Mehrwertsteuer den Deutschen zu Jahresbeginn die Kauflaune verderben wird. Der monatlich ermittelte Konsumklimaindikator fiel für Januar auf 8,7 Punkte. Im Vormonat waren es 9,2. „Die Mehrwertsteuererhöhung betrachten die Konsumenten offensichtlich als eine drastische Belastung für ihre Kaufkraft“, hieß es. Verschärft werde dies durch höhere Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge sowie wegfallende Steuervorteile. Dadurch hätten sich die Einkommenserwartungen stark eingetrübt. Das Konsumklima setzt sich zusammen aus der Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie der Anschaffungsneigung der Verbraucher. Grundlage ist eine monatliche Befragung unter 2000 Konsumenten.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) zeigte sich trotz der gesunkenen Konsumneigung optimistisch. „Der Aufschwung in Deutschland setzt sich fort. Die dämpfende Wirkung der Steuer- und Abgabenerhöhungen ist nur vorübergehend“, sagte er am Freitag in Berlin. „Auch die Verbraucher sind überzeugt davon, dass der Aufschwung von Dauer ist.“ Die Marktforscher von der GfK teilen diese Einschätzung. Aufgrund der konjunkturellen Dynamik mit deutlichen Fortschritten auf dem Arbeitsmarkt seien die Aussichten gewachsen, dass der Rückgang der Konsumneigung 2007 weniger ausgeprägt sein dürfte als ursprünglich befürchtet, heißt es in der Konsumklimastudie. Damit stiegen die Chancen, dass das Konsumklima 2007 „relativ zügig“ wieder auf einen soliden Wachstumskurs einschwenken könnte.

Weniger optimistisch ist der Einzelhandel in seiner Einschätzung. Für das Gesamtjahr 2007 rechnet der HDE zwar mit einem nominalen Umsatzanstieg von einem halben bis einem Prozent. Real, also preisbereinigt, werde es aber voraussichtlich auf ein Minus von bis zu einem Prozent hinauslaufen, sagte Pellengahr.

Auch der Handelskonzern Metro ist eher skeptisch. „Es wird spannend, ob der Konjunkturschwung reicht, die Delle auszugleichen“, sagte Albrecht von Truchseß, der Sprecher Einzelhandelskonzerns, zu dem unter anderem Mediamarkt/Saturn und Galeria Kaufhof gehören. „Im ersten Quartal 2007 wird es durch die Mehrwertsteuererhöhung sicher nicht leichter“, sagte er. Allerdings sei die Anhebung der Steuer nur ein Faktor von mehreren, die auf den Verbrauchern lasteten. Hinzu käme zum Beispiel auch die Gesundheitsreform. Auch die vorgezogenen Käufe höherwertiger Güter zum Ende dieses Jahres „werden einen gewissen Effekt haben“, sagte er.

Auch Konkurrent Karstadt-Quelle erwartet eine Umsatzdelle im ersten Quartal, vor allem bei den höherwertigen Konsumgütern, zu denen etwa Waschmaschinen und Fernseher gehören. „Wir sind aber zuversichtlich, dass das Konsumklima langfristig besser sein wird“, sagte Konzernsprecher Jörg Howe. Der Januar werde vor allem ein „preisaggressiver Textilmonat“ werden. Wegen des warmen Wetters war der Handel auf Wintersachen sitzen geblieben, die teilweise schon jetzt mit Rabatt verkauft werden.

Schon ab dem zweiten Quartal könnte die Kauflust nach Einschätzung des Konzerns wieder wachsen. Über große Nachfrage konnte sich Karstadt auch im Weihnachtsgeschäft freuen. Nachdem schon das dritte Quartal „das beste seit Mauerfall“ gewesen sei, habe der Umsatz auch zum Jahresende über dem des Vorjahres gelegen, sagte Howe. Detaillierte Zahlen sollen am 8. Januar folgen.

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