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FED

© Dan Smith

Leitzinsen: US-Zentralbank senkt die Zinsen

Die US-Notenbank (Fed) macht das Geld erneut billiger. Die Zentralbank verringerte den Leitzins gestern um 25 Basispunkte auf 4,50 Prozent. Dies hat Auswirkugen auf den Eurokurs und eventuell auch auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland.

Kreditkrise hin, Inflationsgefahr her. Die US-Notenbank hat sich wie erwartet entschieden: Sie senkte die Leitzinsen um einen viertel Prozentpunkt. Damit gab sie dem Druck der Finanzmärkte nach. Die durch die Kreditkrise gebeutelten Banken, Wall-Street-Händler und Investoren hatten eine weitere Zinssenkung erhofft und erwartet. Mit der Senkung des Zinses soll vor allem eines erreicht werden: eine mögliche Rezession in den USA abzuwenden. Hierfür bekommt der Markt eine weitere Geldspritze, auf das sich der Patient US-Wirtschaft erhole.

Die amerikanische Zentralbank (Fed) ist für die Geldpolitik in den USA zuständig. Ursprünglich als Notenbank für die Ausgabe von Banknoten verantwortlich, hat sie heute vor allem zwei Ziele: Preisniveaustabilität und Wirtschaftswachstum. Diese beiden Ziele stehen mitunter im Widerspruch zueinander. Wird durch Zinssenkung mehr Geld in den Markt gepumpt, dann kann dies die Wirtschaft ankurbeln. Auf der anderen Seite entwertet sich das Geld, die Preise steigen und die Inflationsgefahr wächst. Werden die Zinsen hingegen angehoben, dann bleiben die Preise stabil oder fallen sogar. Dies ist gut für den Verbraucher, der Bier, Butter und Brot kaufen muss. Ein solcher Schritt kann die Konjunktur jedoch ausbremsen.

Die Entscheidung von FED-Chef Bernard Bernanke ist klar für das Wirtschaftswachtum ausgefallen – mal wieder. Bereits Mitte September hatte die US-Notenbank die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt gesenkt. Die Erwartung der Finanzmärkte wurde damit sogar übertroffen. Mit diesem Schritt wollen Bernanke und Co. ein Überspringen der schwelenden Kreditkrise auf andere Bereiche der Wirtschaft verhindern. Da die Gefahr noch nicht gebannt ist, soll der neue Zinsschritt diesen Kurs unterstützen. Doch die Inflationsgefahr in den USA steigt. Dies hat auch Folgen für Euroland.

Auswirkungen für den Euro-Raum

Auch im alten Europa kennt man den Zusammenhang zwischen Inflation, Wachstum und insbesondere Arbeitslosigkeit. So bekannte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt bereits 1972, dass er einen Preisanstieg von fünf Prozent einer Arbeitslosigkeit von fünf Prozent vorziehen würde. Doch anders als in den USA hat die Europäische Zentralbank (EZB) keinen konjunkturpolitischen Auftrag. Sie soll in erster Linie die Preisstabilität gewährleisten. Ein politischer Einfluss auf ihre Entscheidungen soll vermieden werden.

Die Zinsentscheidung in den USA hat durchaus Auswirkungen auf den Euroraum. So könnte der Euro gegenüber dem Dollar weiter an Wert gewinnen. Dies ermöglicht zwar einen günstigen USA-Urlaub, bringt aber Nachteile für die heimische Exportindustrie. Während die Börsen eine Zinssenkung in der Regel positiv aufnehmen, wird eine weitere Dollarschwäche den europäischen Autobauern gar nicht gefallen. Zwar haben diese, da sie inzwischen auch verstärkt in andere Regionen der Welt liefern, den schwachen Dollar bislang gut verkraftet. Es dürfte jedoch eine Schmerzgrenze für die Entwicklung geben.

Inflation ist zudem längst international. Steigende Öl- und Rohstoffpreise wirken dies- und jenseits des Atlantiks. Angesichts der hiesigen Inflationsrisiken wird EZB-Chef Jean-Claude Trichet den Weg der FED kaum mitgehen können. Der europäische Leitzins wird wohl eher angehoben als gesenkt. Damit würde der Zinsunterschied zwischen dem Dollarraum und dem Euroraum noch steigen, was den Dollar weiter belastet. Dies wird irgendwann zu einem Risiko für die europäische Konjunktur. 

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