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Immobilien: „Ältere Leute gibt es nicht wirklich viele“

Frau Beyer, Sie arbeiten als Drehbuchautorin und wohnen seit einem Jahr in der Nähe des Rosenthaler Platzes. Da sieht man Sie doch sicher öfter im St.

Frau Beyer, Sie arbeiten als Drehbuchautorin und wohnen seit einem Jahr in der Nähe des Rosenthaler Platzes. Da sieht man Sie doch sicher öfter im St. Oberholz, dem Zentrum der digitalen Boheme?

Da muss ich Sie leider enttäuschen. Ich war zwar ein paar Mal da, aber das ist nicht meine Location, auch wenn sie schon irgendwie typisch Mitte ist.

Was ist denn typisch Mitte?

Ich glaube, für mich ist das Wesentliche, dass ganz viel Leben auf der Straße ist. Hier ist so viel los, dass ich viel mehr weggehe als in Schöneberg, wo ich früher gewohnt habe. In Mitte kann es zum Beispiel passieren, dass bei einer Geschäftseröffnung ein DJ auflegt.

Der Rosenthaler Platz ist ein Zentrum der Tourismusindustrie mit mehreren Hostels. Ist das mit Nachteilen verbunden?

Grundsätzlich freue ich mich, in einer Stadt zu wohnen, die so attraktiv ist, dass Touristen hinkommen. Sicher, am Mauerpark und am Hackeschen Markt halten sich die Touristen schon so richtig geballt auf. Ein bisschen doof ist es auch, wenn ein Café oder eine Kneipe, die man gerade für sich entdeckt hat, plötzlich in einem Reiseführer auftaucht und dann sofort so voll ist, dass man nicht mehr reinkommt. Dann muss man sich halt das nächste Café suchen.

Ist Ihre Gegend eigentlich international?

Nicht unbedingt. Es gibt zwar viele ausländische Touristen, aber zum Beispiel kaum Türken, die hier leben. Schöneberg ist auf jeden Fall gemischter, nicht nur in Bezug auf die Nationalitäten, sondern auch sozial – man begegnet dort mehr armen und alten Leuten. In meinem jetzigen Kiez ist schon eine Tendenz zur Prenzlauerbergisierung festzustellen. Es leben hier sehr viele Familien mit kleinen Kindern, wobei die Eltern so um die 35 sind und recht gut verdienen. Ältere Leute gibt es nicht wirklich viele.

Die wohnen wahrscheinlich nicht am Rosenthaler Platz.

Das kann sein. Es ist ja typisch für Berlin, dass man auf seinen Kiez konzentriert ist. Und auch ich lebe eben nicht in ganz Mitte, sondern in meinem Kiez. Es gibt Ecken in Mitte, die ich überhaupt nicht mag, während ich auf der anderen Seite zum Beispiel den Arkonaplatz sehr angenehm finde. Der Hackesche Markt und die Friedrichstraße liegen zwar auch in Mitte, sind aber etwas völlig anderes.

Mit Karen Beyer sprach Christian Hunziker

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