zum Hauptinhalt
Absolventen können Makler werden, aber auch bei Wohnungsunternehmen, Banken und Versicherungen arbeiten.

© dpa-tmn

Ausbildung in der Immobilienbranche: Mehr als Vermittlung

Immobilienkaufleute haben vielfältige Aufgaben. Als Einstiegsgehalt sind rund 2200 Euro drin.

„Aha, ein Hai!“ – wer Immobilienkaufmann werden will, braucht ein dickes Fell. Bei vielen Menschen genießt der Beruf nicht gerade den besten Ruf. Viele verwechseln ihn mit dem des Maklers. Dabei ist der An- und Verkauf von Wohnungen nur ein Teil des Jobs.

Ob Neubau oder Altbau, teurer Marmor oder abgewetzte Dielen: Jede Wohnung hat etwas für sich, sagt Jan Kemker. Nur dass nicht jedes Zuhause zu jedem Menschen passt. Seit knapp zwei Jahren ist der 24-Jährige in der Ausbildung zum Immobilienkaufmann und „mit jedem Tag macht es mir mehr Spaß.“ Immobilienkaufmann ist einer jener Berufe, zu dem fast alle eine Meinung haben, von dem aber nur die wenigsten wissen, was er umfasst. Viele denken zuerst an den Makler – und der hat in Zeiten der vielerorts herrschenden Wohnungsknappheit nicht immer den besten Ruf: aufschließen, Zimmer zeigen, unterschreiben lassen, Courtage kassieren – leicht verdientes Geld, so lässt es der unreflektierte Blick von außen vermuten. Auch Kemker bekommt das zu spüren. Wenn er von seinem Beruf erzählt, erntet er oft skeptische Blicke.

Dabei ist das Verkaufs- und Vermittlungsgeschäft nur ein kleiner Teil seiner Arbeit. Immobilienkaufleute kümmern sich auch um die Verwaltung von Gebäuden und Grundstücken. Sie sind Ansprechpartner für die Mieter und planen Neubau-, Sanierungs- und Modernisierungsprojekte. Die Fachkräfte arbeiten bei Wohnungsbauunternehmen, Banken oder Versicherungen – oder eben als Makler. Ebenso gut wie mit Zahlen müssen die Bewerber mit Menschen umgehen können. Der Kontakt mit den Kunden nimmt einen großen Teil der Arbeitszeit ein. So zahlreich die Aufgaben, so vielfältig auch die Arbeits- und Aufstiegsmöglichkeiten. Nach der Ausbildung gehen manche noch einmal an die Uni und machen einen Bachelor in Immobilienwirtschaft. Möglich ist auch die Weiterbildung zum Betriebswirt für Immobilien.

Drei Jahre dauert die duale Ausbildung. Währenddessen bekommen die Jugendlichen in einem tarifgebundenen Unternehmen im ersten Lehrjahr rund 775 Euro, im dritten sind es 995 Euro. Das Einstiegsgehalt kann bei rund 2200 Euro liegen.

Kemker hat Vermietungen organisiert, Handwerker vermittelt und gelernt, einen Mietpreis zu berechnen. Im Fach Business Management in der Berufsschule geht es auch um die politische Dimension der Wohnungswirtschaft: Wo gibt es besonderen Bedarf an seniorengerechten Wohnungen? In welchen Stadtteilen braucht es was? Für Kemker ist es ein Traumjob. Ihm gefällt der Kontakt mit den Kunden und der Wechsel zwischen Büro und Außenterminen. „Einen reinen Computerjob hätte ich mir nie vorstellen können.“

Der Kampf gegen das schlechte Image geht jedoch weiter. Das Problem: Während der Immobilienkaufmann eine geschützte Berufsbezeichnung ist, darf sich jeder mit einer Gewerbeerlaubnis Makler nennen. Ein freier Makler muss auf eigene Kosten inserieren, Zeit investieren – und wird nur im Erfolgsfall bezahlt. „Bei uns geht es dagegen um langfristiges Vertrauen. Es macht nur Arbeit, wenn jemand unglücklich mit der Wohnung ist und sie bald wieder aufgibt.“ Ehrlichkeit sei immer wichtiger als ein schneller Vertragsabschluss. „Und wenn ich merke, dass es nicht passt, sage ich das auch.“ (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false