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Immobilien: Begleiter für alle Wetterlagen

Moderne Markisen bieten weit mehr als nur Sonnenschutz. Sie trotzen Wind, Schmutz und Nässe

Bei den ersten zarten Sonnenstrahlen geht es wieder los: Die Markisenzeit beginnt. „Ende Februar, Anfang März,“ sagt Hans-Jürgen Klingbeil. Der Berliner Fachmann gründete vor über dreißig Jahren das Geschäft „Markisen am Mehringdamm“. Jede Variante an Sonnenschutz wird dort abgestimmt auf Ansprüche und Wetterlagen gefertigt.

Doch egal ob nun für die stürmische See oder für die mediterrane Terrasse – Markisen können heute weit mehr, als nur vor Sonne schützen. Eine Vielzahl von Neuerungen und angenehmen Bequemlichkeiten sind in den letzten Jahren auf den Markt gekommen. Das fängt bereits mit der Bespannung an. „Heute werden Markisen in der Regel mit einem Spezialstoff bespannt, der weder Schmutz noch Nässe einziehen lässt,“ erläutert Klingbeil. „Schließlich wollen viele auch bei Regen noch auf ihrer Terrasse oder dem Balkon sitzen.“

Es ist noch gar nicht lang her, da musste die Markise noch mühsam per Hand aus- und eingezogen werden. Anfang des letzten Jahrhunderts kamen die Handkurbeln auf, später die recht klobig angesetzten Riesenmotoren, die schließlich von den heute üblichen Rohrmotoren ersetzt wurden. Regelrecht komfortabel wird es unter der Sonnenschutzbespannung, wenn sich die Motor betriebene Markise mit Fernbedienung steuern lässt. Keiner muss mehr von der Tischrunde aufstehen, um nach einem verändertem Sonnenstand seinen Markisenschutz zu regulieren.

Ganz neu auf dem Markt sind Lichtleisten mit Halogenstrahlern. Sie werden am vorderen Rand der Markise angebracht. Solch integrierte Markisenbeleuchtungen lassen sich inzwischen auch über Fernbedienung bequem vom Sitzen aus einstellen, je nach Stimmung und Lichtbedürfnis abdimmen. „Das ist praktisch, wenn der Tisch oder die Sitzgelegenheit von der Terrassenwand so weit entfernt steht, dass die Wandstrahler als Lichtquelle nicht ausreichen“, meint Klingbeil. Die Beleuchtungsleisten lassen sich bei bestehenden Markisen auch nachträglich einbauen.

Hilfreich können Spezial-Markisen sein, wenn etwa die Terrasse oder der Balkon zu bestimmten Tageszeiten einen extrem ungünstigen Sonnenstand hat oder neugierige Nachbarn einen plagen. Für diesen Fall gibt es Doppelmarkisen, die sich am vorderen Rand noch senkrecht nach unten fahren lassen. Auf Wunsch ist dieser Extraschutz auch mit Fernbedienung zu haben. Eine Weltneuheit sind so genannte freistehende Markisen. Bei ihnen ist der Benutzer auf keine Hauswand angewiesen. Die Markise lässt sich mitten im Garten aufstellen, wobei die Bespannung rechts- und linksseitig wie zu einer Art Zelt ausgefahren wird.

Bei fast allen Markisen sind inzwischen serienmäßig auch Windhochschlagsicherungen eingebaut. Sie verhindern, dass sich die Bespannung bei Schlechtwetter wie ein Regenschirm nach oben umstülpt. Auf Wunsch kann die Markise zudem mit dem so genannten Windwächter aufgerüstet werden. Automatisch fährt die Bespannung dann bei starkem Wind ein, beziehungsweise bei Aufklarung wieder aus. Dem Windwächter steht meist ein Sonnenauge zur Seite. „Egal ob man zu Hause ist oder nicht, fährt die Markise bei Sonne von allein aus“, erklärt Klingbeil das Prinzip. „Man hat somit immer Bewegung im Haus, und dadurch einen zusätzlichen Schutz vor Einbrechern.“

Im Fachgeschäft am Mehringdamm, wo insgesamt zehn Mitarbeiter im Jahr circa 1200 Markisen fertigen und montieren – davon 1000 für Privatkunden – wird der angebotene Sonnenschutz in bestimmte Qualitätsstufen eingeteilt. Das meist verkaufte Produkt ist die „Super de Luxe“, eine Kassetten-Gelenkarm-Markise. Auf sie folgt die „Classic“, eine Halbkassetten-Gelenkarm-Markise, und die Normalmarkise, die in mediterranen Ländern Standard ist, bei unseren Wetterlagen jedoch nicht unbedingt empfohlen werden kann. „Für uns sind Markisen mit Kassetten schon besser“, rät Klingbeil, da sowohl die Bespannung als auch die Technik durch die Kassette perfekt vor Witterungseinflüssen geschützt wird.

Speziell im Gastrobereich ist die Ende des 18. Jahrhundert aufgekommene Scherenmarkise ein Klassiker. Sie funktioniert wie das von alten Telefontischen bekannte Ziehnetz. „Im Unterschied zur Heimmarkise, die sich bis zu vier Metern ausziehen lässt, geht es hier bis zu sieben Metern", verrät Klingbeil. Wer hingegen einen sehr schmalen, aber relativ tiefen Balkon vor Sonne schützen möchte, ist mit „Little Big“ gut bedient, der „kleinen Großen“, bei der anders als bei normalen Gelenkmarkisen die Arme übereinander geordnet ausfahren.

Auch für den Wintergarten gibt es diverse Schutzmöglichkeiten. Die mit Sonnen- und Windwächter ausgestattete Pergola-Markise verhindert, dass der Glasanbau bei Sonne zum Brutkasten wird. Weniger als Sonnen- denn als Sichtschutz und Innenbeschattung eignen sich die dekorativen „Wölkchen“, die wie ein zweiter Himmel von Innen an der Glasdecke des Wintergarten angebracht werden.

Wie auch immer man sich entscheidet: Jede Markise ist eine Maßanfertigung, die nach individuellem Wunsch des Kunden gebaut wird. Selbstabholer seien die absolute Ausnahme, sagt Klingbeil. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass eine „Super de Luxe“ schon über 100 Kilo auf die Waage bringt. Aber auch die Mieter, die vom Eigentümer keine Genehmigung für den Anbau einer Markise bekommen, haben noch eine Alternative. Statt zu dübeln, können zwei Stützen auf Terrasse oder Balkon befestigt werden, an die dann die Markise angebaut wird. Der Vorteil: Im Winter lässt sich das flexible Modell ohne Problem wieder abschrauben.

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