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Immobilien: Bei den Wohnimmobilien bleibt der Euro-Schub aus

Schlechte Zeiten für Verkäufer: Bei den Preisen zeichnet sich nur eine zarte Trendwende ab / Deutliche Belebung wird nicht erwartetVON OSKAR H.METZGEREine bittere Pille: Franz S.

Schlechte Zeiten für Verkäufer: Bei den Preisen zeichnet sich nur eine zarte Trendwende ab / Deutliche Belebung wird nicht erwartetVON OSKAR H.METZGEREine bittere Pille: Franz S.hatte sich 1990 ein Appartement als Anlageobjekt für 170 000 DM aufschwatzen lassen.Jetzt fehlen die Mieter, doch die Zinsen müssen monatlich gezahlt werden.Deshalb soll das einstige "Schnäppchen" verkauft werden.100 000 DM will Franz S.mindestens haben.Dann, so meint er, sei sein Verlust immer noch groß genug.Immerhin steht er bereits mit 211 000 DM in der Kreide.Doch kein Käufer rührt sich.Besteht Hoffnung, daß die Immobilienpreise wieder steigen und sein Plan aufgeht? Oder soll er dem schlechten Geld kein gutes nachwerfen und sich von der Immobilie schleunigst befreien? Seit 1995 sind die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen im Westen Deutschlands nach Beobachtungen der Bausparkasse Schwäbisch Hall "im Durchschnitt um 7 beziehungsweise 3 Prozent gesunken".Dies sei jedoch kein dramatischer Preisverfall, da Immobilien zwischen 1989 und 1996 immerhin einen Wertzuwachs von rund einem Drittel hätten verbuchen können.Erich Hildenbrandt vom Verband Deutscher Makler (VDM) gibt auch zu bedenken, daß die Durchschnittsangaben Unterschiede überdecken: An manchen Standorten seien die Preise auch durchaus gestiegen.Hoffnung macht aber nun die Stiftung Warentest mit der Aussage, "die Talfahrt der Preise für Eigentumswohnungen scheint gestoppt". Ob ein Immobilienverkauf angeraten ist, hängt laut Kai-Uwe Grögor vom Ring Deutscher Makler (RDM) letztendlich von der individuellen Situation ab.Zwingende Notlagen würden aber in jedem Fall kaum den Spielraum für eine angemessene Vermarktungsdauer lassen, mit Preisabschlägen sei da zu rechnen.Auch VDM-Sprecher Hildenbrandt rät, Verkaufsabsichten nach Möglichkeit auf einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten anzulegen. Doch wie geht es bei den Immobilienpreisen weiter? Der Immobilienindex von 1975 bis 1997 des "Münchener Instituts" faßt das Ergebnis seines jährlich neu erscheinenden Berichts über die Preisentwicklung wie folgt zusammen: "Rückgang gebremst, Tiefpunkt überwunden, aber noch keine nachhaltige Belebung." Die Hoffnung auf kurzfristig kräftig steigende Immobilienpreise dürfte, so sieht es auch die Hypo-Bank in München, eher enttäuscht werden.Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit und weiterhin stagnierende Nettoeinkommen dämpfen nämlich in ihren Augen die Nachfrage nach Wohnimmobilien. Stefan Jokl, Leiter des Bonner Städtebauinstituts, geht zumindest davon aus, daß bei Einfamilienhäusern der Wendepunkt erreicht ist und die Preise 1998 wieder leicht steigen dürften.Und die LBS Westdeutsche Landesbausparkasse in Münster prognostiziert, daß die Immobilienpreise sich "mittelfristig im Rahmen der allgemeinen Steigerung der Lebenshaltungskosten bewegen werden". Wer möglichst rasch verkaufen muß, hat also keine allzu guten Karten.Für die Bayerische Landes-Immobilien-Vermittlungs-GmbH in München ist selbst die Frage, ob durch die europäische Währungsunion mit einem schnellen Anstieg des Preisniveaus zu rechnen ist, aus heutiger Sicht zu verneinen.Ein "Run" auf Wohnimmobilien, der sich auf Stabilitätssorgen angesichts des Euros gründe, zeichne sich bislang nicht ab. Franz S.machte bereits schlechte Erfahrungen, als er die ihm für 170 000 DM angedrehte Immobilie zu dem in seinen Augen günstigen Preis von 100 000 DM verkaufen wollte.Denn die angeschriebenen Makler antworteten nicht.Bei privatem Verkauf sollte nach Aussage von VDM-Sprecher Hildenbrandt versucht werden, vor Ort einen Interessenten zu finden.Eine überregionale Vermarktung biete sich nur bei großen Gewerbeimmobilien oder reinen Renditeobjekten an.Um einen deutlichen Preisnachlaß wird Franz S.aber wohl kaum herumkommen.Bei dem Verkauf einer Immobilie können sich zudem noch, wie die LBS Westdeutsche Landesbausparkasse betont, "hohe Transaktionskosten ergeben" - etwa durch die Übernahme der Maklergebühren von bis zu 5,75 Prozent beziehungsweise eines Teils der Notarkosten.Die lokale Stadtsparkasse hat Franz S.denn auch wenig Hoffnung gemacht.Für mehr als 80 000 DM, so lautete ihre Information, sei die Immobilie nicht zu verkaufen.

OSKAR H.METZGER

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