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Touristen aus aller Welt bestaunen die prunkvollen Innenräume im Berliner Dom. Nur rund 30 Prozent der Gebäude der Evangelischen Kirche sind klassische Gotteshäuser.

© Thilo Rückeis

Vermögen der Evangelischen Kirche: Die EKD hat 75 000 Gebäude und 14 251 Verantwortliche

Die Evangelische Kirche beschäftigt sich in Berlin mit ihrem „steinreichen“ Erbe.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) besitzt rund rund 75 000 Gebäude, sie ist in dieser Hinsicht „steinreich“. Doch die Erhaltung und Pflege der Substanz – nur rund 30 Prozent der Gebäude sind klassische Gotteshäuser – ist ein schweres Unterfangen. Die EKD ist ein Immobilienunternehmen ohne es sein zu wollen – und verfügt infolge dessen auch nicht über die Strukturen einer modernen Immobilienverwaltung.

Weil viele Gebäude unter Denkmalschutz stehen, es hier und da bröckelt, zudem die Zahlen der Gemeindemitglieder vielerorts sinken und Gewinnmaximierung keine Maximen kirchlicher Unternehmen sind, fällt der EKD der Umgang mit diesem Vermögen gelegentlich schwer.

„Wir hätten nicht gedacht, dass es lange Zeit gar keine Erkenntnisse darüber gab, wie viele Gebäude es gibt und wie sie genutzt werden“, sagte Anfang dieser Woche Hans-Christian Biallas, Präsident des Evangelischer Bundesverbandes für Immobilienwesen in Wissenschaft und Praxis (ESWiD) anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Verbandes in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche: „Wir hätten auch nicht gedacht, dass es zehn Jahre braucht, bis in den Tiefen der Verwaltung die Bedeutung des Themas Immobilienwirtschaft erkannt wird.“

Der Immobilienverwaltungen gibt es in der föderal strukturierten Evangelischen Kirche viele – zentrale Steuerungsstrukturen fehlen. „Das bedeutet, dass die Evangelische Kirche mindestens 14 251 Immobilienverantwortliche hat, die im Schnitt rund 5,2 Gebäude verwalten“, sagt auf Anfrage der geschäftsführende ESWiD-Vorstand Dennis Beyer, der aus der privaten Immobilienwirtschaft kommt. Bei diesen Zahlen sei zu berücksichtigen, „dass über große Projekte in den Gemeinden ehrenamtlich besetzte Gremien entscheiden, so ist die Anzahl der Verantwortlichen entsprechend höher einzustufen“, sagt Beyer.

Die Kirche könnte bezahlbaren Wohnraum schaffen

Ob es um ein Gotteshaus oder eine Garage geht – alles wird mehr oder weniger einzeln verwaltet.  Dabei scheint es Defizite zu geben. „Wir haben uns mehr Transparenz auf die Fahnen geschrieben“, sagte anlässlich des Jubiläums Heidrun Schnell, Oberkirchenrätin der EKD. Es gehe dabei um die Generationengerechtigkeit und vor allem um Substanzerhaltung.

Wie schwer das gelegentlich fällt, ist am Beispiel des Hauses der Kirche in Charlottenburg zu beobachten. Zu dem unter Denkmalschutz stehenden Ensemble gehört auch ein Studentenwohnheim, das seit 2012 leersteht. Es müsste gedämmt und modernisiert werden. Doch zu welchem Zweck?

Die Evangelische Landeskirche kündigte im Februar die Einrichtung eines Wettbewerbes an – der Tagesspiegel hatte den jahrelangen Leerstand problematisiert. „Wann es mit dem Wettbewerb so weit ist – und wie es ist – weiß ich beim besten Willen nicht“, sagte nun auf Anfrage Heike Krohn-Bräuer, Leiterin der Pressestelle der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Baulich habe sich bisher am Ensemble nichts verändert.

„Wir müssen in der Evangelischen Kirche darüber nachdenken, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann, auch für Flüchtlinge, die sich eine menschenwürdige Unterbringung anderenorts nicht leisten können“, zeigte Schnell eine mögliche Perspektive evangelischer Immobilienwirtschaft auf.

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