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Immobilien: Eindrucksvolle Blütenpracht

Die verschiedenen Arten des Blauregens kann man leicht an den Windungen der Äste unterscheiden

Die Wistarie (Wisteria), auch als Blauregen bekannt, gehört zu den eindrucksvollsten Klettergehölzen. Mit ihren prächtigen, wie Kaskaden herabhängenden Blütentrauben schmückt sie jetzt vielerorts Hauswände, Mauern und Spaliere. Voraussetzung dafür sind neben der richtigen Sortenwahl auch optimale Standortverhältnisse und eine fachgerechte Pflege.

Die Gattung Wisteria gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler (Papilionaceae) und ist mit zehn Arten in Nordamerika sowie Ostasien zu Hause. Ihren Namen erhielt sie 1818 von dem amerikanischen Botaniker Thomas Nuttall, der sie nach Caspar Wistar (1761–1818) benannte. Er war Professor für Anatomie und Präsident der American Philosophical Society in Philadelphia. Die Japaner nennen die Wistarien Fuji, die dadurch in besonderer Weise mit Japans heiligem Berg, dem Fujisan, verbunden sind. In der Kunst begegnet man ihnen häufig auf Blumenkalendern und Wandschirmen, als Lackmalerei oder in kunstvollen Stickereien auf kostbaren No-Gewändern. Schon seit Jahrhunderten kultiviert, schmücken die Wistarien nicht selten als mehrere hundert Jahre alte Exemplare chinesische und japanische Parkanlagen und Tempelgärten.

Bei uns gehören von den zehn bekannten Arten der Gattung nur die beiden ostasiatischen Wisteria floribunda und Wisteria sinensis mit einigen Sorten zum Standardsortiment der Baumschulen. Sie unterscheiden sich in Blühbeginn, Wuchsstärke und Reichblütigkeit, auch in Farbe und Duftintensität. Ein weiteres Merkmal ist die Winderichtung. Leider bieten Gartencenter und Baumschulen Wistarien oft ohne Sortenangabe an, manchmal werden sogar die Arten verwechselt. Hier kann die Winderichtung leicht zur Unterscheidung beitragen.

Die Chinesische Wistarie (Wisteria sinensis) wurde erstmals 1816 von dem in Kanton tätigen englischen Tee-Inspektor John Reeves an die Horticultural Society in London geschickt und in Chiswick bei London kultiviert. 1819 beschrieb sie der englische Botaniker John Sims als Glycine sinensis, weshalb man die Wistarien allgemein oft noch als Glyzinen bezeichnet. Seit 1825 gehört sie zur Gattung Wisteria. Die Triebe sind linkswindend und erreichen Höhen bis zehn Meter. Bereits im April entfaltet sie ihre Blüten in 20 bis 30 Zentimeter langen, blauvioletten Trauben. Sie erscheinen mit beginnendem Laubaustrieb oder bereits davor in solcher Fülle, dass von der Chinesischen Wisterie bedeckte Wände völlig blau sein können. Der zarte Duft lockt vor allem Bienen an, die sich am Nektar laben. Von dieser Art ist seit 1816 die weiße Sorte ,Alba‘ mit 20 bis 30 Zentimeter langen Blütentrauben bekannt. Als besonders wertvolle Sorte erhielt sie 1993 in England einen Award of Garden Merit. Auch die Sorte ,Amethyst‘ erhielt diese Auszeichnung im gleichen Jahr. Sie hat rötlich violette, weiß gerandete Blüten mit gelbem Basalfleck, die in 20 bis 30 Zentimeter langen Trauben vereint sind und stark duften.

Etwa zwei Wochen später beginnt die Blütezeit der Japanischen Wistarie (Wisteria floribunda), die in den sommergrünen Laubwäldern Japans zu Hause ist. Sie klettert an Bäumen bis 12 Meter hoch und ist rechtswindend. Die 40 bis 120 Einzelblüten sind gewöhnlich violett oder violettblau und in 35 Zentimeter langen Trauben vereint. Von dieser Art sind inzwischen zahlreiche schöne Sorten im Angebot. Die längsten blauvioletten Blütentrauben entwickelt mit 50 bis 60, gelegentlich auch 80 Zentimeter Länge die Sorte ,Macrobotrys‘, wobei sich die Einzelblüten nacheinander öffnen und der riesige Blütenstand niemals voll erblüht. Von dieser Sorte schwärmten schon frühe Japanreisende, bevor sie 1874 nach England eingeführt wurde. Zu den schönsten weißen Sorten gehört ,Shiro Noda‘ (alter Name ,Snow Showers‘) mit 50 bis 60 Zentimeter langen Trauben, die erst spät im Juni erscheinen. Im Mai blüht ,Honibeni‘ (alter Name ,Pink Ice‘) mit 32 bis 40 Zentimeter langen, dicken lavendelrosafarbenen Trauben. Zur gleichen Zeit blüht ,Violacea Plena‘, die seit 1870 bekannt ist. Sie hat rötlich-violette und gefüllte Blütenstände von 25 bis 35 Zentimetern Länge.

Der Standort sollte warm und sonnig sein, weshalb die Südseite von Gebäuden oder die Südlage an Mauern oder Pergolen als bevorzugte Pflanzplätze für Wistarien zu empfehlen sind. An den Boden stellen die Pflanzen keine großen Ansprüche, obgleich sie am besten auf leichten bis mittelschweren Böden wachsen, die schwach sauer bis neutral und durchlässig sein sollten. Obwohl ihnen schwere Lehmböden mit Staunässe nicht bekommen, ist der Wasserbedarf hoch. Das gilt vor allem für den Sommer, wo die Pflanzen infolge der reichen Blattmasse viel Wasser verdunsten. Insbesonders junge Pflanzen, die unter Dachvorsprüngen wachsen und deren Wurzeln sich noch nicht weit genug ausgebreitet haben, müssen in dieser Zeit regelmäßig mit Wasser versorgt werden. Da Wistarien flach wurzeln, sollte man häufiges Umgraben im Wurzelbereich vermeiden. Das Bedecken dieser Fläche mit Laub oder Kompost wirkt sich günstig auf die Entwicklung aus und eine Gabe Phosphordünger im Frühjahr fördert die Blütenbildung.

Beim Kauf von Wistarien sollte man darauf achten, dass die Pflanzen vegetativ vermehrt wurden. Abgesehen davon, dass bei Pflanzen, die durch Samen herangezogen wurden, oft blühfaule Typen vorhanden sein können, kommen solche Wistarien erst nach vielen Jahren zum Blühen. Wer also sicher sein möchte, schnell reich blühende Pflanzen zu haben, sollte im Gartencenter, besser in einer Baumschule nach vegetativ vermehrten oder veredelten Pflanzen fragen.

Reichblütigkeit kann durch den richtigen Schnitt gefördert werden. Nach dem Pflanzen schneidet man sie am besten auf 30 bis 50 Zentimeter zurück, damit das Anwachsen erleichtert wird. Um einen reichen Blütenansatz zu erzielen, müssen spätestens im Juli oder August die entstehenden Triebe zurückgeschnitten werden. Dabei entfernt man die langen Seitentriebe so weit, dass jeweils nur drei bis vier Augen bleiben. Da die Pflanze zur Bildung von vielen blühfähigen Kurztrieben angeregt werden soll, empfehlen sich bis zum Herbst weitere Rückschnitte. Hat sich die Pflanze durch mangelnde Pflege zu üppig entwickelt, ist eine Verjüngung durch radikalen Rückschnitt bis in das alte Holz im Frühjahr möglich.

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