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Immobilien: Eine ganz besondere Pflanze aus dem Botanischen Garten Zauberhafte

Mistel

In England und Frankreich gehören Mistelsträuße zum Weihnachtsfest wie bei uns der Tannenbaum. Dort hängt man sie als Glücksbringer in die Wohnung oder über Türen. Die englische Sitte, jedes Mädchen unter dem Mistelzweig küssen zu dürfen, geht vermutlich auf skandinavische Hochzeitsriten zurück, denn die Mistel (Viscum album) hatte auch im germanischen Raum kultische Bedeutung. Das Gewächs, das nicht im Erdreich wurzelt und mitten im Winter Früchte trägt, faszinierte die Menschen schon immer. Die Kelten verehrten es als heilige Pflanze, weil sie glaubten, dass sie vom Himmel gefallen sei. Den Schnitt zelebrierten sie als religiöse Zeremonie. Weiß gekleidete Druiden schnitten mit goldenen Sicheln die Misteln, die in weißen Tüchern aufgefangen wurden. Den Boden durften die Pflanzen nicht berühren, sonst waren sie entweiht.

Die Mistel ist ein immergrüner Halbschmarotzer, der seiner Wirtspflanze mit wurzelähnlichen Organen Wasser und Nährstoffe entzieht. Die zum Wachstum notwendige Energie gewinnt sie jedoch mithilfe des eigenen Chlorophylls. Die Gattung Viscum ist mit circa 100 Arten in den Tropen und Subtropen der alten Welt verbreitet. Bei der einzigen in Mitteleuropa vorkommenden Art (Viscum album) unterscheidet man nach den Wirtspflanzen drei verschiedene Unterarten: die Tannenmistel (V. album subsp. abietis), die Kiefernmistel (V. album subsp. austriacum) und die Laubholzmistel (V. album subsp. album). Ihr kugeliges Aussehen erinnert an große Vogelnester. Nach dem Laubfall kann man sie in den kahlen Baumkronen im Botanischen Garten besonders gut erkennen.

Misteln sind zweihäusig, das heißt, es gibt Pflanzen mit nur weiblichen und andere mit nur männlichen Blüten. An den weiblichen Pflanzen reifen gegen Jahresende die einsamigen, erbsengroßen Beerenfrüchte. In ihnen liegen die von klebrigem Fruchtfleisch umgebenen Samen. Er wird durch Vögel verbreitet, die die Beeren aufpicken und die unverdauten Samen mit ihrem Kot ausscheiden. Blätter, Zweige und Samen sind giftig: Sie enthalten ein Gemisch aus elf Viskotoxinen sowie Alkaloide und Lektin. Misteln tragende Äste verkümmern allmählich und verlieren ihr Laub. Durch die Zerstörung von Nutzholz kann der Schmarotzer erhebliche Schäden verursachen und wird örtlich regelmäßig mitsamt den Tragästen herausgeschnitten.

Weiteres im Internet:

www.botanischer-garten-berlin.de

Uwe Nef, Brigitte Zimmer

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