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Hypothekenbanken: Die Bauzinsen rutschen massiv ab

Banken prüfen aber deutlich schärfer

Alles wieder anders: Hatten die Experten noch vor wenigen Wochen allgemein weiter steigende Zinsen prophezeit, so bröckeln jetzt die Bauzinsen auf breiter Front. Quer über alle Laufzeiten haben viele Hypothekenbanken in den letzten Tagen ihre Sätze zurückgenommen.

Bei der Ing Diba beispielsweise rutschten die Bauzinsen bei zehnjähriger Bindung seit Ende September um fast 0,6 Prozentpunkte nach unten. Wer bei der Bank einen Immobilienkredit über 100 000 Euro aufnimmt, zahlt bei zehnjähriger Zinsbindung im besten Fall 4,91 Prozent effektiv. Zum Vergleich: Vor zwei Wochen waren es noch 5,48 Prozent. Ein Baukredit über rund 200 000 Euro kostet bei einem Prozent Tilgung und bester Bonität damit nicht mehr 1057 Euro pro Monat, sondern nur noch 967 Euro. Massiv gesenkt haben auch die BHW/Postbank, die Gladbacher Bank, die Interhyp und viele andere. Damit sind die Kosten für die langfristige Zinssicherheit von zehn Jahren bei vielen Anbietern effektiv wieder an und knapp unter die Marke von fünf Prozent gesunken. Noch im Sommer waren die Sätze bei manchem Institut fast schon bei sechs Prozent angelangt.

Und: Die langfristigen Zinssätze liegen nur leicht über den kurzfristigen. Selbst Zinssicherheit für die nächsten 20 Jahre ist nicht sehr viel teurer als eine nur fünfjährige Zinsbindung. „Angesichts der unsicheren Lage an den Finanzmärkten ist es zu einer Flucht in sichere Staatsanleihen und damit zu einem Zinsrutsch gekommen“, erklärt Interhyp-Vorstandschef Robert Haselsteiner. Wer konkreten Finanzierungsbedarf habe, dem rät der Kreditprofi, nicht auf weiter sinkende Zinsen zu spekulieren, sondern den aktuellen Rutsch zu nutzen.

Allerdings: Ob er mit seinem Ratschlag richtig liegt, ist in solch turbulenten Zeiten kaum zu prognostizieren. So hat die Europäische Zentralbank wie andere Notenbanken bereits Mitte der Woche ihren wichtigsten Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,75 Prozent gesenkt, um die ausgetrockneten Geldströme zwischen den Banken wieder anzukurbeln. Denkbar wäre nun, dass der führende Zinssatz weiter bröckeln und damit die Anlage- und Kreditzinsen mit sich ziehen würde. Allerdings: Üblicherweise liegen die Kosten für Immobilienkredite etwa 0,6 bis 0,7 Prozentpunkte über der Rendite von Staatsanleihen. Im Zug der Finanzkrise hatte sich dieser Zinsabstand zuletzt aber schon auf 1,2 Prozentpunkte erhöht, denn es ist für die Banken immer schwieriger und teurer geworden, sich zu refinanzieren – also Geld hineinzuholen, das man dann verleihen kann.

Die Folge: Private Kreditnehmer zahlen über den Zinsaufschlag für die Krise mit. Und die Bonität der Kunden wird stärker durchleuchtet. Das gilt vor allem, wenn Eigenkapital knapp ist: Auffällig ist, dass die von den Banken angebotenen Bestsätze durchgängig nur für Finanzierungen von 60 bis höchstens 70 Prozent gelten. Wer komplett oder zu einem höheren Prozentsatz finanzieren möchte, muss weitaus tiefer in die Tasche greifen. Ein Beispiel: Bei der Deutschen Bank, die neuerdings zu den günstigsten Anbietern zählt, kostet Baugeld für zehn Jahre fest im besten Fall 4,69 Prozent effektiv – aber nur bis zur einer Beleihung von 60 Prozent. Wer 80 Prozent finanzieren möchte, muss 0,4 bis 0,6 Prozentpunkte drauflegen. Veronika Csizi

Veronika Csizi

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