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Aufmerksamkeit schaffen und für einen ordentlichen Zustand sorgen – das ist die Grundlage beim Vermieten in schweren Lagen. Foto: dpa

© dpa-tmn

Immobilienmarketing: Ohne Fleiß kein guter Preis

Vermieter sollten wie die Profis werben – eine ausführliche Baubeschreibung und Fotos gehören dazu.

Eine kleine Zeitungsanzeige hat genügt. Jetzt steht das Handy des Vermieters nicht mehr still. Gerade in der Provinz ist das für Eigentümer aber nicht der Regelfall. Drei Kriterien, scherzen Immobilienfachleute gern, bestimmen die Attraktivität eines Hauses oder einer Wohnung: Lage, Lage und Lage.

Und während in größeren Städten und guten Wohnlagen Preis und Bedarf selbst in Krisenzeiten stabil sind, kann schon der Wegzug eines großen Arbeitgebers auf dem Land zu sinkender Nachfrage führen. Privaten Vermietern, die vielleicht nur eine Wohnung vermieten wollen, fehlt oft das Know-how, mit solchen Situationen umzugehen.

„Entscheidend ist die richtige Werbung“, sagt Alexander Wiech von der Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund in Berlin. Über Inserate in Internetportalen haben Vermieter die größten Chancen. „So lassen sich auch Interessenten von etwas weiter her erreichen.“ Ein weiterer Vorteil: Anbieter können Interessenten die Immobilie mit Fotos schmackhaft machen. „Wichtig ist es, immer auch einen Grundriss beizufügen“, rät Wiech.

„Vermieter sollten auch regionale Medien wie die Tageszeitung für ihre Werbung nutzen“, ergänzt Hiltrud Sprungala, Geschäftsführerin des Landesverbands Berlin/Brandenburg des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) in Berlin. Auch Aushänge am Schwarzen Brett zum Beispiel im Supermarkt können helfen. Ein weiterer Tipp von Wiech: „Die Beschreibung des Hauses sollte ausführlich und wahrheitsgemäß sein.“

In der Regel werden Immobilien in Deutschland unmöbliert vermietet. „Es ist auch nicht zwangsläufig ein Vorteil, sie ausgestattet anzubieten“, sagt Sprungala. Schließlich bestehe die Gefahr, dass sich Geschmack von Mieter und Vermieter nicht decken oder jemand bereits einen kompletten Hausstand besitzt, den er mitbringen möchte.

„Vermieter sollten flexibel auf die Wünsche der Mieter eingehen“, empfiehlt daher Sven Johns, Bundesgeschäftsführer des Immobilienverbands Deutschland (IVD), dem Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen in Berlin. Das gelte umso mehr in Gegenden, in denen Vermietern Immobilien nicht aus den Händen gerissen werden.

Sie sollten deshalb aber nicht einfach drauflos renovieren, sobald der Vormieter ausgezogen ist. Ein Bonus für Interessenten könne sein, dass der Vermieter sich mit ihm über seine Wünsche abspricht: Will er lieber Laminat- statt Teppichboden, kann der Vermieter das mit relativ geringen Kosten bewerkstelligen. Ein paar Standards sollten Vermieter aber in jedem Fall beachten.

„Bei der Besichtigung zählt vor allem der erste Eindruck“, sagt Wiech. Deshalb müssen Außenbereich und Treppenhaus ordentlich aussehen. Das gilt natürlich auch für den Rest der Immobilie, wenn der Zustand über Jahre gelitten hat. „Beim Bad lautet die gängige Regel: neuer Mieter, neue Keramik“, sagt Johns. Ausgetauscht werden sollten Wasch- und Toilettenbecken, komplett neu gefliest werden müsse aber nicht jedes Mal – es sei denn, die Kacheln sind stark lädiert oder sehr alt. „Ob eine Einbauküche im Haus steht oder nur Herd und Spüle, sollte wieder individuell mit dem Mieter vereinbart werden“, rät Johns.

Lässt sich partout kein Interessent für eine Immobilie finden, stimmt möglicherweise das Marketing nicht. Dann könne ein Makler helfen. Er habe ganz andere Ideen als ein Laie, argumentiert Johns für die Arbeit seines Berufsstands: „Vielleicht erstellt er eine Homepage oder er lässt Postkarten mit einem Foto des Hauses und einem lustigen Spruch bedrucken.“ Je schwieriger ein Haus zu vermieten ist, desto kreativer und offener müssten Vermieter sein. Findet sich niemand, kann das auch am Preis liegen. „Mietmärkte variieren je nach Region sehr stark“, erklärt Wiech. Vermieter müssten deshalb die Mietpreise von vergleichbaren Objekten einholen. Wenn ein Makler bei der Vermittlung hilft, rät Sprungala: „Gerade in konjunkturschwächeren Regionen sollte sich der Vermieter mit dem Gedanken anfreunden, womöglich selbst für die Courtage aufzukommen.“ Auch bei der Kaution können Vermieter dem Mieter entgegenkommen.

Akzeptiert der Besitzer beispielsweise eine Bürgschaft, braucht der Kunde nicht gleich die ganze Summe auf einmal auf den Tisch zu legen, sagt Johns – für manchen ist das attraktiv. Kompromissbereit müssen Vermieter in schwierigen Lagen in jedem Fall sein. „Wer die Einstellung hat, dass eine Immobilie nur Geld bringen, aber keines kosten darf, wird auf Dauer Probleme bekommen, sie zu vermieten“, warnt Johns. Ein neuer Anstrich oder eine gründliche Fassadenreinigung sollten von Zeit zu Zeit erfolgen.

Eine Chance könnte auch darin bestehen, das Haus speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen abzustimmen, die womöglich ihren Lebensabend im Ländlichen verbringen möchten, ergänzt Sprungala. Dann könnten Treppenlift und ebenerdige Dusche handfeste Marketingaspekte sein. Zunehmend wichtiger wird angesichts steigender Heizkosten und der Klimadebatte eine gute Energiebilanz. Bevor Vermieter allerdings größere Summen für Dachausbau oder eine energetische Sanierung investieren, empfehlen die Experten eine gründliche Kosten-Nutzen-Analyse. (dpa)

Weitere Informationen unter:

www.immowelt.de   

Cornelia Wolter

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